90. Jahrestag

DNA-Tests identifizieren Zarenkinder

Wissenschaft
16.07.2008 14:30
Zum 90-jährigen Jahrestag der Ermordung der letzten russischen Zarenfamilie rund um Nikolaj Alexandrowitsch Romanow (Nikolaus II.), seiner Frau und den fünf Kindern hat das bisherige Rätsel rund um die zwei vermissten Kinder mit Hilfe der Innsbrucker Gerichtsmedizin geklärt werden können. Damit habe man Vermutungen widerlegt, wonach die jüngste Zarentochter Anastasia den Mord im Juli 1918 überlebt hätte. "Es haben sich viele Frauen als solche ausgegeben", bestätigte der Molekularbiologe Walther Parson am Mittwoch bei der Präsentation der Ergebnisse in Tirol.

"Mit der Identifikation der zwei bisher vermissten Kinder des letzten russischen Zarenpaares, Nikolaus II. und seiner Frau Alexandra, haben wir alle sieben Personen der Romanow-Familie zusammenführen können", sagte Projektleiter Parson. Erste Knochenreste der beiden mutmaßlichen Zarenkinder, welche im August 2007 gefunden worden waren, habe man Ende April erhalten. Weiteres DNA-Material aus dem 1991 ersten gefundenen Romanowgrab mit den sterblichen Überresten von zwei Erwachsenen und drei Kindern sei später eingetroffen.

Analyse innerhalb von vier Wochen
Mittels der mitochondrialen, der autosomalen und der Y-chromosomalen DNA habe man die Analysen in vier Wochen durchgeführt. Die Ergebnisse waren trotz der schlechten Gewebeproben eindeutig. "Das Material war nur fingernagelgroß und wies teilweise Brandmale auf", schilderte Parson. Die Zarennachkommen konnten mit der Identifikation der Gebeine von Sohn Alexej und Großfürstin Maria vervollständigt werden. Schon im Jahr 1993 konnten die drei Töchter Olga, Tatjana und Anastasia und die Eltern identifiziert werden.

Zarenfamilie war 1918 erschossen
Die Zarenfamilie war 1918 in der Nacht auf den 17. Juli in Jekaterinburg von Bolschewisten erschossen worden. Die DNA-Analysen waren weltweit neben Innsbruck in einem weiteren Labor, im Institut der US-Armee im Bundesstaat Maryland, durchgeführt worden. Die Ergebnisse aus den beiden Instituten wurden anschließend zum Vergleich in eine dritte Forschungseinrichtung nach Glasgow in England geschickt.

Ehre für Tirol und Österreich
"Dass mit der DNA-Analyse der russischen Zarenkinder das Forensische Institut in Innsbruck beauftragt wurde, ist nicht nur für Tirol sondern auch für ganz Österreich eine Ehre, Auszeichnung und Anerkennung," erklärte der stellvertretende Direktor, Walter Rabl. Man habe in der Vergangenheit auch die Identität von Reinhold Messners Bruder Günther festgestellt, die DNA-Analysen von ausländischen Tsunami-Opfern zu 100 Prozent erfolgreich abgeschlossen, sich mit dem Mozart-Schädel und dem Friedrich-Schiller-Code beschäftigt. Der nächste Auftrag werde die Innsbrucker Gerichtsmedizin nach Chile führen, wo man mit der DNA-Analyse von rund 60 in Massengräbern gefundenen Opfern der Pinochet-Diktatur beauftragt wurde.

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