Versteckt im Staub

Bisher unbekannten Teil der Milchstraße entdeckt

Wissenschaft
29.10.2015 08:30
Mithilfe des VISTA-Teleskops am Paranal-Observatorium der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile haben Astronomen einen bislang unbekannten Teil der Milchstraße entdeckt: Hinter dicken Staubwolken im Zentralbereich unserer Heimatgalaxie fanden sie eine Scheibe aus jungen Sternen, wie die ESO am Mittwoch in Garching mitteilte.

Auf die Scheibe aus jungen Sternen stießen die Wissenschaftler bei der Kartierung von Positionen einer Klasse von veränderlichen Sternen, die in der Helligkeit variieren und Cepheiden genannt werden. Bei der Auswertung von zwischen 2010 und 2014 erhobenen Daten fanden die Astronomen 655 Kandidaten für diese Sternklasse. Diese Himmelskörper dehnen sich periodisch aus und schrumpfen wieder, wobei sie für einen kompletten Zyklus zwischen wenige Tage bis wenige Monate benötigen. In dieser Zeit ändert sich ihre Helligkeit deutlich.

Hinter dichten Wolken aus Staub verborgen
Die nun gefundene dünne Scheibe junger Sterne zieht sich demnach quer durch den Zentralbereich der Milchstraße, den sogenannten Bulge. Dieser neue Bestandteil der Galaxis blieb laut ESO für vorhergehende Durchmusterungen unsichtbar, weil er hinter massiven Wolken aus Staub verborgen war. Weil VISTA die Himmelsdurchmusterungen im Infrarot-Bereich vornimmt, wurden sie sichtbar.

Der fragliche Bereich der Galaxis sei zuvor "völlig unbekannt" gewesen, erläuterte der Zweitautor der Studie, Dante Minniti von der Universidad Andres Bello in Santiago de Chile. Der Leiter des Wissenschaftlerteams, Istvan Dekany von der Pontificia Universidad Catolica de Chile, bezeichnete die neuen Beobachtungen als "beeindruckende Demonstration der unübertroffenen Fähigkeiten des VISTA-Teleskops, die extrem stark abgedunkelten galaktischen Regionen zu untersuchen, die von keiner anderen gegenwärtigen oder geplanten Durchmusterung erreicht werden können."

Größtes Teleskop für Himmelsdurchmusterung
VISTA (Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy) ist das derzeit leistungsfähigste Teleskop für Himmelsdurchmusterungen, das je gebaut wurde, und dient speziell der Beobachtung im infraroten Spektralbereich. Der dabei entstehende riesige Datensatz soll den Astronomen helfen, mehr über den Ursprung, die frühen Lebensstadien und die Struktur unserer Heimatgalaxie herauszufinden.

Die Weitwinkelkamera des Teleskops, dessen Spiegel einen Durchmesser von 4,1 Metern hat, wiegt drei Tonnen und verfügt über insgesamt 67 Megapixel in 16 Infrarot-Detektoren. Um die Aufnahmen nicht durch die eigene Infrarotstrahlung zu stören, muss die Kamera auf minus 200 Grad Celsius gekühlt werden.

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