Studie aus Budapest:

Bei Smartphone-Entzug entsteht psychischer Stress

Wissenschaft
21.02.2017 10:27

Ein Leben ohne Smartphone - viele von uns könnten sich das heute gar nicht mehr feststellen. Vor allem junge Menschen, die mit den Hosentaschencomputern aufgewachsen sind, zeigen eine starke Bindung zu ihren Geräten. Forscher der Eotvos Lorand Universität in Budapest haben herausgefunden: Diese Bindung ist bei vielen bereits so stark, dass es psychologischen Stress erzeugt, wenn sie einmal von ihrem Smartphone getrennt sind.

Das ist das Ergebnis eines Experiments, an dem 87 Studenten im Alter zwischen 18 und 26 teilgenommen haben. Sie wurden laut einem Bericht der britischen BBC in zwei Gruppen - eine mit, eine ohne Smartphone - aufgeteilt und mit Pulsmessern ausgestattet jeweils einzeln in einen Raum gebeten, in dem sie an einem Laptop Denksportaufgaben bewältigen mussten.

Das Ergebnis: Jene Probanden, die ihr Smartphone abgeben mussten, zeigten signifikant mehr Anzeichen für psychologischen Stress. Sie hatten eine höhere Herzfrequenz und zeigten während einer kurzen Pause deutliche Symptome für Stress: Sie berührten sich im Gesicht, kratzten sich, zappelten regelrecht herum.

Selbst ein fremdes Handy ist schon beruhigend
Bei der Kontrollgruppe, die ihre Smartphones behalten durfte, waren weniger derartige Stresssymptome zu beobachten. Tatsächlich reichte es beim Experiment sogar, einem Probanden ein anderes Smartphone als das eigene zu geben, um sein Stressniveau zu senken. Die Forscher vergleichen die Reaktion in ihrer im Wissenschaftsjournal Computers in Human Behavior veröffentlichten Studie mit einem Baby, das sich mittels Polster oder Tuchent beruhigen lässt.

"Dinge können Gegenstand einer Bindung sein - etwa Fotos wichtiger Leute oder Spielzeuge", erklärt Veronika Konok, eine der Autorinnen der Studie. Das Smartphone nehme unter diesen Gegenständen aber eine Sonderrolle ein, weil es nicht nur ein wichtiges Objekt sei, sondern mittlerweile auch der Schlüssel zu unseren sozialen Beziehungen.

Das Resultat: Wird einem jungen Menschen, der mit Smartphones aufgewachsen ist, der Schlüssel zu Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzen weggenommen, entsteht Stress. Bei Studenten ist das schon recht deutlich zu beobachten.

Heutige Kinder werden noch mehr am Handy hängen
Wirklich spannend wird das Verhältnis zwischen Mensch und Smartphone aber erst in ein paar Jahren, wenn die Generation erwachsen ist, die in der Smartphone-Ära geboren wurde. "Kinder, die Mobiltelefone schon sehr jung nutzen, werden wohl noch stärker daran gebunden sein", glaubt Konok.

Das Phänomen, das die ungarischen Forscher belegt haben, hat übrigens bereits einen Namen. Briten sprechen bei Smartphone-Verlustangst von sogenannter "Nomophobia - no-mobile-phone phobia". Sie soll dem Bericht zufolge schon jetzt vier von fünf jungen Menschen plagen.

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