Negativzinsen

Schweizer Experte warnt vor “Bankrun”

Wirtschaft
22.11.2016 13:21

Die Anlageexperten der UBS warnen vor einer Weitergabe von Strafzinsen an Kleinsparer. "Das ist eine heikle Gratwanderung der Banken", sagte der Chefökonom für die UBS in der Schweiz, Daniel Kalt, am Dienstag. Im Kleinkundengeschäft könnten die Institute die Negativzinsen nicht weitergeben. "Sonst haben sie einen 'Bankrun'", warnte Kalt. Als solchen bezeichnet man einen riesigen Ansturm von Kunden einer Bank, die ihre Konten leer räumen möchten, weil sie Angst um ihre Ersparnisse haben.

Die Institute fürchten ein solches Szenario. Banken müssen aber für ihre Einlagen bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ab einem gewissen Freibetrag eine Strafgebühr (Negativzinsen) von 0,75 Prozent bezahlen. Damit will die SNB verhindern, dass noch mehr Anleger in den sicheren Hafen Schweiz flüchten und der Franken weiter an Wert gewinnt - denn das bremst die Exporte.

Doch für Banken bedeuten die Negativzinsen hohe Kosten: Viele Anleger lassen wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten lieber die Finger von Aktien oder Anleihen und halten ihr Erspartes in bar. "Cash, so wie es die Banken anbieten, ist ein subventioniertes Asset, weil wir die Negativzinsen nicht weitergeben können. Deshalb ist Cash für die Banken ein gewisses Problem", sagte Kalt.

Banken schließen Strafzinsen für Kleinsparer nicht mehr aus
Unlängst hatte die PostFinance - eine der größten Banken der Schweiz - für ihre Kunden daher Negativzinsen ab einem Barvermögen von einer Million Franken (rund 932.000 Euro) angekündigt. Ansonsten verlangt die Alternative Bank Schweiz eine Strafgebühr von ihren Kunden. Andere Institute scheuen bisher vor einer Gebühr für Kleinsparer zurück, haben das aber in einigen Fällen nicht ausgeschlossen.

Zwangsabgabe in Zypern löste "Bankrun" aus
Einen größeren "Bankrun" in Europa gab es vor drei Jahren in Zypern - auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise der Mittelmeerinsel. Um die internationalen Gläubiger mit ins Boot zu holen, mussten viele Kunden eine Zwangsabgabe leisten. Die Beteiligung der Steuerzahler war Voraussetzung für die Einigung mit den Geldgebern. Auch in Griechenland mussten Bankkunden immer wieder befürchten, einer ähnlichen Zwangsabgabe zum Opfer zu fallen. Entsprechende Überlegungen gibt es nach wie vor.

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