Hightech-Wettlauf

China drängt auch an letzter Front an Weltspitze

Wirtschaft
20.05.2017 09:35

China hat in einem Zeitraum von 37 Jahren ununterbrochener Hochkonjunktur aus bitterer Armut den steilsten Aufstieg der Weltwirtschaftsgeschichte vollzogen: von drei Prozent der Weltwirtschaftsleistung auf 16 Prozent. Dieses System der "Werkbank der Welt" hat sich nun erschöpft - China ist kein Billiglohnland mehr und tritt den Hochtechnologiewettlauf mit den USA an. Aus "Made in China" und "Made from China" soll nun "Made by China" werden.

Im ersten Schritt soll der Anteil chinesischer Hersteller in zehn Schlüsselindustriesektoren deutlich steigen. Start-ups werden vom Staat aus der Taufe gehoben. Ob Informationstechnologie, Robotertechnik, Ausrüstung für die Raum- und Seefahrt und Elektromobilität: China dränge mit aller Macht an die Weltspitze, sagt der Präsident der Europäischen Handelskammer in Peking, Jörg Wuttke, im Deutschlandfunk.

"Im Grunde ist es das erste Mal, dass sie uns weltweit mitteilen: Das ist unser Masterplan für 2025. Da wollen wir in zehn Bereichen Champions sein. Hier sind die Marktanteile, die unsere Firmen de facto bis dahin erringen sollen. Hier ist das Geld, hier sind die Subventionen. Und gleichzeitig der Weg dorthin: dass man den Ausländern eher die Technologie abringt, indem man ihnen Marktanteile praktisch nur zuweist, indem sie einen Technologietransfer machen. Das bedeutet, dass wir da sehen können, wie China seine Zukunft plant. Zum Teil auf unsere Kosten, und Übernahmen ausländischer Firmen spielen eine wichtige Rolle."

China möchte Technologie dazukaufen, die das Land selbst noch nicht hat. Die Liste der Übernahmen oder versuchten Übernahmen wird immer länger. In ihrer jüngsten Studie warnt die Europäische Handelskammer in China: Langfristig könne die chinesische Strategie für Europa bedrohlich werden.

Marktzugang gegen Technologieabgabe
China setzt Geldmengen ein, die im Westen ungläubiges Staunen verursachen. "Wir haben ja über die letzten Jahre die Tendenz gesehen, dass China einen Deal gemacht hat: Marktzugang gegen Technologieabgabe", so Handelskammerpräsident Wuttke. "Und das führte dann auch dazu, dass wir uns bei Solar- und Windenergie fast verabschiedet haben. Bei Zügen ist China ja auch schon sehr weit voran. China hat einfach einen riesengroßen Markt, aber gleichzeitig ist der Mechanismus immer so, dass am Ende des Tages deutsche oder europäische Firmen auf der Strecke bleiben. Und zwar nicht, weil sie nicht marktwirtschaftlich konkurrenzfähig wären, sondern weil sie de facto gegen das Subventionsmodell nicht ankommen können."

Verschläft Westen das Elektro-Auto?
Die Elektromobilität wird in China mit staatlichen Milliardenbeträgen gefördert. Den westlichen Autobauern, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft sind, droht ein böses Erwachen. Als Beispiel dazu Chinas Autobauer Beiqi: im Jahre 2015 waren es gerade mal 20.000 Autos gewesen, im Vorjahr ist die Zahl auf 52.000 gestiegen. Heuer sollen rund 200.000 Elektroautos verkauft werden.

Die hohen Subventionen hat Beiqi unter anderem dazu genutzt, sich nun auch international aufzustellen. In fünf Ländern hat das Unternehmen Forschungseinrichtungen gegründet, um Innovation voranzutreiben.

Elektromobilität als Wachstumsmarkt
Dieser Konzern habe deutsche und US-Experten abgeworben, um die eigene Technologie weiterzuentwickeln, sagt dazu der Manager Lu im Deutschlandfunk - Elektromobilität als Wachstumsmarkt. "Das ist alles im Rahmen dessen, was wir das Ziel für 2025 nennen. Wir wollen, dass unsere Produkte in China hergestellt werden. Aber nicht in niedriger Qualität, keine Billigprodukte mehr. Wie zielen darauf, mit unserem Produkt Klassenbester zu werden." Die chinesische Führung hat die Elektromobilität als Wachstumsmarkt erkannt. Bis 2025 sollen rund 80 Prozent der Elektroautos von heimischen Herstellern stammen.

"Aber", übt Handelskammerpräsident Wuttke Kritik, "wir haben immer noch diese Zugangsprobleme in den chinesischen Markt und einige Marktsegmente sind total verschlossen für uns. Auf der anderen Seite sind chinesische Firmen völlig frei auf dem europäischen Markt und kaufen sich bei Firmen ein. Wir können hier nicht ein Buffet in Europa sein und gleichzeitig auf karger Hausmannskost in China." Jedenfalls: Der steigende Einfluss und das Selbstbewusstsein Chinas sind nicht zu übersehen.

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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