Auch wenn Loitzl, der Normalschanzen-Weltmeister von 2009, die Sensationsmedaille verfehlte, so überwog bei ihm doch die Freude. "Ich kann dem nachtrauern, aber hätte ich vor ein paar Tagen erfahren, dass ich Vierter werde, hätte ich das dankend angenommen. Für mich ist es keine verlorene Medaille, sondern ein gewonnener vierter Platz. Ich nehme sehr viel Positives mit", sage der zweifache Familienvater. "Es ist sehr gut, was ich mache. Jetzt macht das Springen wieder mehr Spaß."
Kein Vorwurf an Trainer wegen Anlauflänge
Unmittelbar vor und bei den drei späteren Medaillengewinnern nach Loitzl hatten deren Trainer den Anlauf verkürzen lassen, ÖSV-Coach Alex Pointner verzichtete jedoch darauf. Loitzl meinte danach, er sei überrascht gewesen, mache aber dem Trainer keinen Vorwurf. "Ich hätte es mir zugetraut, aber im Nachhinein ist leicht reden." Loitzl flog somit zwar im Finale 1,5 bis 2,5 Meter weiter als das Top-Trio – ein Meter bringt 1,8 Punkte – die Konkurrenten erhielten aber wegen des um zwei Luken kürzeren Anlaufs 6,7 Punkte gutgeschrieben.
Schlierenzauer: "Habe mich in der Materialwahl vergriffen"
Vor allem Gregor Schlierenzauer hatte die Hoffnungen der Österreicher getragen. Der Tiroler war mit Platz acht vom Griff nach der ersten Goldmedaille für den ÖSV bei diesen Titelkämpfen aber überraschend weit entfernt. "Ich habe mich ein bisserl in der Materialwahl vergriffen. Ich habe da ein bisserl Aufholbedarf in den nächsten Jahren. Das war natürlich kein guter Wettkampf", analysierte der 23-jährige Tiroler. Er wisse, woran es liegt und wo er den Hebel ansetzen muss. "Ich bin ein Mensch und keine Maschine. Die Saison ist sowieso grandios."
Fettner: "Mein Job war ganz okay"
Für Manuel Fettner, der am Ende 15. wurde und wie Schlierenzauer im Finale mit zwei Luken weniger Anlauf in die Spur ging, waren es "zwei passable Sprünge" mit kleinen Fehlern. "Mein Job war ganz okay, ich weiß, wo ich es liegengelassen habe. Ich hätte es dem Wuff (Loitzl, Anm.) voll vergönnt. Das Niveau ist im Moment so hoch."
Morgenstern: "Die Bombe ist mir nicht gelungen"
Für Thomas Morgenstern reichte es nach Rang fünf vom kleinen Bakken auch auf dem großen zu keiner Medaille. Im Auslauf des ersten Durchgangs stürzte er nach seinem 126-Meter-Satz nach dem Telemark nahe der Sturzlinie und ging so nur als 22. in das Finale. "Im zweiten Durchgang musste ich alles auf eine Karte setzen. Die Bombe ist mir nicht gelungen, aber der Sprung war tadellos", sagte der Kärntner zu seinem 125,5-Meter-Satz.
"Aber ansonsten war es ein vergeigter Wettkampf", stellte Morgenstern, unmittelbar hinter Fettner 16., fest. Youngster Stefan Kraft landete auf Platz 24. "Es passt ganz gut, ich habe mich wieder gesteigert, ich bin wieder fast da, wo ich sein wollte. Es war zwei Mal nicht ganz perfekt."
Stoch: "Wunderbarer Tag für mich, ich bin extrem glücklich"
Stoch ist kein Überraschungsweltmeister: Schlierenzauer hatte ihn als Konkurrenten Nummer eins genannt, Ex-Springer Adam Malysz den Sieg seines Landsmanns vorausgesagt. "Ein wunderbarer Tag für mich, ich bin extrem glücklich. Ich habe ein bisschen weniger Druck verspürt als noch vor einigen Tagen", sagte Stoch, dem ÖSV-Cheftrainer Pointner gratulierte. "Wer großartige Erfolge gefeiert hat, der muss auch verlieren können - daher Gratulation", sagte der Erfolgscoach, der sich über den Aufschwung von Loitzl freute.
"Er hat eine unheimliche Leistungssteigerung erfahren und das gut herübergebracht." Und zu Schlierenzauer: "Der Gregor wollte mehr auf eine Karte setzen, hat ein bisschen was verändert, das ist im ersten Durchgang nicht gelungen. Im zweiten war es dann ein besserer Sprung."
Das Ergebnis:
Rang | Name | Nation | Sprung 1 | Sprung 2 | Punkte |
1 | STOCH Kamil | POL | 131.5 | 130.0 | 295.8 |
2 | PREVC Peter | SLO | 130.5 | 130.5 | 289.7 |
3 | JACOBSEN Anders | NOR | 129.0 | 131.0 | 289.1 |
4 | LOITZL Wolfgang | AUT | 128.5 | 132.5 | 284.9 |
5 | MATURA Jan | CZE | 127.5 | 132.0 | 281.4 |
6 | FREITAG Richard | GER | 129.0 | 128.5 | 280.4 |
7 | AMMANN Simon | SUI | 127.5 | 132.5 | 279.8 |
8 | SCHLIERENZAUER G. | AUT | 125.0 | 128.5 | 279.2 |
9 | FREUND Severin | GER | 126.5 | 129.5 | 277.4 |
10 | ITO Daiki | JPN | 127.5 | 127.0 | 276.9 |
11 | BARDAL Anders | NOR | 127.5 | 129.0 | 276.4 |
11 | WANK Andreas | GER | 127.5 | 129.5 | 276.4 |
13 | NEUMAYER Michael | GER | 130.5 | 124.0 | 274.3 |
14 | HILDE Tom | NOR | 127.5 | 129.0 | 273.6 |
15 | FETTNER Manuel | AUT | 126.5 | 125.5 | 272.7 |
16 | MORGENSTERN T. | AUT | 126.0 | 125.5 | 271.8 |
17 | TAKEUCHI Taku | JPN | 126.0 | 126.0 | 270.5 |
18 | STJERNEN Andreas | NOR | 125.0 | 127.0 | 268.9 |
19 | ZYLA Piotr | POL | 124.0 | 126.5 | 268.1 |
20 | KUBACKI Dawid | POL | 126.5 | 126.0 | 265.3 |
21 | KRANJEC Robert | SLO | 123.0 | 126.5 | 264.5 |
22 | KASAI Noriaki | JPN | 125.0 | 125.0 | 263.7 |
23 | KRAFT Stefan | AUT | 124.5 | 124.5 | 262.3 |
24 | HLAVA Lukas | CZE | 121.5 | 126.5 | 260.3 |
25 | HVALA Jaka | SLO | 122.0 | 125.0 | 259.8 |
26 | NURMSALU Kaarel | EST | 121.0 | 122.5 | 259.4 |
27 | KOT Maciej | POL | 125.0 | 122.5 | 258.7 |
28 | TEPES Jurij | SLO | 122.0 | 124.5 | 258.1 |
29 | DESCOMBES SEVOIE V. | FRA | 122.0 | 126.5 | 256.7 |
30 | KOUDELKA Roman | CZE | 120.5 | 121.5 | 250.5 |
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