Großes Interview

Pointner: “Mit positiven Erwartungen zur Tour”

Sport
26.12.2013 12:01
Er hat Triumphe wie Tragödien in seiner Funktion erlebt - doch Alexander Pointner ist erfolgsverwöhnt. Der ÖSV-Cheftrainer, der am Neujahrstag seinen 43. Geburtstag feiert, hatte auch bei der am Freitag startenden Vierschanzentournee bisher viel Grund zum Jubeln. Im Interview mit der Austria Presse Agentur spricht er über Erwartungen, Deutschland und den ungebrochenen Stellenwert der Tournee.

Der erste Saisonhöhepunkt steht vor der Tür. Mit welchen Erwartungen fahren Sie zur Vierschanzentournee, wohl wissend, dass die vergangenen fünf Auflagen von Österreich gewonnen wurden?
Alexander Pointner: Mit sehr positiven. Eines ist klar: Besser ist, dass wir das Ding fünfmal hintereinander gewonnen haben. Ich habe so etwas viel lieber, als wenn man etwas noch nicht gewonnen hat. Obwohl man immer sagt, der Druck ist so groß, aber mit Abstand betrachtet, ist es mir so viel lieber.

Gregor Schlierenzauer könnte als erst zweiter Springer überhaupt den Tournee-Hattrick schaffen. Ist es in diesem Jahr noch schwieriger als im Vorjahr, wenn man seine Form und die der Konkurrenz betrachtet?
Pointner: Nein, weil die Voraussetzungen sehr gut sind. Egal, ob er da zuletzt in Engelberg gewonnen hätte oder Vierter geworden ist. Das spielt keine Rolle bei so einem Top-Athleten. Da ist es sogar so besser, weil er weiß, dass die Dinge genauso gelaufen sind, wie wir uns das vorgestellt haben.

Ist das so? Immerhin fährt er jetzt nicht als Weltcup-Leader nach Oberstdorf.
Pointner: Letztes Jahr um den Zeitpunkt hat er auch zwei oder drei Springen gewonnen gehabt, die Situation ist ganz ähnlich. Nur mit dem Unterschied, dass er jetzt komplett klar ist. Und die Karte wird er ausspielen.

15 ÖSV-Siege in den vergangenen 20 Tournee-Springen - das klingt eigentlich fast surreal. Bleibt der Stellenwert der Tournee denn jedes Jahr gleich hoch, auch wenn man so erfolgreich war?
Pointner: Natürlich! Das ist eine Bühne, auf der wir unseren Fans viel zurückgeben können. Wir wissen, dass die Tournee nicht nur zu unserer Zeit, in den zehn Jahren, in denen ich Cheftrainer bin, etwas Besonderes gewesen ist, sondern es ist seit Jahrzehnten so. Egal, ob erfolgreich oder nicht - es ist ein Klassiker, wo sehr viel Tradition dahintersteckt, wo klingende Namen triumphiert haben und wo die Helden unserer Sportart gefeiert werden.

Deutschland hat die Tournee zuletzt vor fast zwölf Jahren gewonnen, der letzte DSV-Tagessieg bei der Tournee war vor elf Jahren. Kann man überhaupt noch von der ewigen Konkurrenz Österreich - Deutschland sprechen?
Pointner: Auf jeden Fall! Die Deutschen haben eine starke Mannschaft, nicht nur dieses Jahr, sondern das war auch letztes Jahr und vor zwei Jahren so. Deswegen ist es ja eine Länderspiel-Atmosphäre, weil eben diese vier Springen in Deutschland und Österreich stattfinden und die Deutschen haben in guten und schlechten Zeiten immer versucht, gut zu performen. Es ist nie ein Zweikampf gewesen, sondern es sind viele gute Nationen am Start, aber die Stadien sind halt in unseren Regionen.

Hand aufs Herz: Wäre es vielleicht aus neutraler Sicht nicht gut, wenn wieder einmal eine andere Nation gewinnt?
Pointner: Die Brille der neutralen Sicht kann ich mir gar nicht aufsetzen, weil ich in der Tournee-Zeit natürlich stark subjektiv denke und da mit vollstem Einsatz und mit allen Sinnen in unserer Mannschaft stecke.

Wie wichtig ist die Tournee auch als Weichenstellung für die Olympischen Spiele?
Pointner: Das ist der Weg zu den Olympischen Spielen. Egal, ob es die Tournee oder danach der Kulm ist. Man kann wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen sammeln und schlussendlich das Fundament und die Basis auf ein Level bringen, das man dann ausspielen kann, wenn es um olympische Medaillen geht.

Was halten Sie von der Einführung der Laser-Linie in Oberstdorf, die es in Österreich wohl noch nicht geben wird?
Pointner: Wenn man A sagt, muss man auch B sagen. Es ist das A ausgesprochen worden, indem man mit Windregeln und Gate-Verschiebungen hantiert. Es war dann klar, dass es zu wenig transparent ist, vor allem für die Zuschauer in den Stadien. Dann muss man auch B sagen und etwas finden, dass man es mitverfolgen kann. Deswegen finde ich es gut, es erhöht den Einblick und den Spannungsfaktor ...

... und auch den Druck auf den Springer, wenn er sieht wie weit er noch fliegen muss.
Pointner: Natürlich sieht er das. Das ist eine neue Anforderung. Wenn man das einfließen lassen und Ruhe bewahren kann, dann kann es dem einen oder anderen helfen. Der andere erstarrt vielleicht und wird mit dem schlechter umgehen können.

Nennen Sie mir bitte vier Favoriten für den Gesamtsieg der Tournee:
Pointner: Morgenstern, Schlierenzauer, Stoch und Bardal.

Wann werden Sie entscheiden, ob Sie auch in der Saison 2014/15 noch ÖSV-Cheftrainer bleiben?
Pointner: Momentan bin ich so im Hier und Jetzt, und das ist auch ganz wichtig. Wichtig ist, dass ich Spaß daran, Visionen und Ziele habe. Nicht nur ergebnisorientierte Ziele, da hätte ich es schon lange schwer. Ich möchte etwas bewegen. Es stehen ein paar Dinge an, auf die ich mich freue. Es ist gut so, dass ich mir nicht Gedanken machen muss, wie meine Zukunft ausschaut.

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(Bild: KMM)



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