Neues Buch

Morgenstern: “Jeder kann und darf Angst haben”

Sport
24.09.2015 15:46
Auf den Tag genau ein Jahr nach seinem Rücktritt schließt Thomas Morgenstern am Samstag mit der Veröffentlichung seines Buches "Über meinen Schatten. Eine Reise zu mir selbst" endgültig mit seiner Skisprungkarriere ab. Sieben Monate dauerte es vom Entschluss zum Schreiben bis zur Präsentation am Donnerstag in Wien. Im Buch geht es auch um Angstbewältigung.

"Das ist ein großer Schwerpunkt in dem Buch", erklärte Morgenstern nach Vorlesen einer Passage aus seinem 158-Seiten-Werk. "Mein Leitsatz war immer: 'No risk, no fun.' Ich habe immer probiert, über meine Grenzen hinauszugehen." Der Sturz am Kulm hat mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt." Am 10. Jänner 2014 war er auf der Flugschanze im Training schwer gestürzt, 26 Tage nach einem Sturz in Titisee-Neustadt.

Eigentlich wollte Morgenstern nie ein Buch schreiben. "Dann habe ich aber die Motivation dazu gefunden." Der 28-Jährige entschied sich gegen eine klassische Autobiografie, in dem das Sportliche vorrangig gewesen wäre. "Ich möchte fesseln mit den Dingen, die ich da erlebt habe, damit man sich etwas herausholen kann." Auch wolle er gewisse Dinge - auch private - richtigstellen, die nicht korrekt dargestellt worden seien.

Kapitel eins des in der ersten Auflage 8.000 Stück starken Buches beginnt mit der Aufwachphase im Spital nach seinem Kulm-Sturz. Danach zeichnet der achtfache Weltmeister den Weg zu Olympia in Sotschi bis zur Entscheidung für das Karriere-Ende. "Da gab es bei mir mehr zu rehabilitieren als nur meinen physischen Zustand, das war ein bisschen komplexer. Ich will, dass man Reinfühlen kann, wie es mir da ergangen ist."

"Schreiben war eine Therapie"
Letztlich habe der Vierschanzentournee-Sieger 2011/12 die Angst vor dem Springen überwunden und sich in Russland mit Team-Silber belohnt, nachdem er davor unzählige Male im geistigen Ablauf nicht über den Schanzentisch gekommen war. Morgenstern wisse jetzt, dass man Angst zulassen kann. "Jeder kann und darf Angst haben. Man muss sie nicht verstecken. Das Schreiben war für mich da auch eine gewisse Therapie."

Den Entschluss zum Karriere-Ende bezeichnet der dreifache Olympiasieger als seinen letzten Sieg im Skispringen. "Ich bin sehr stolz darauf, dass ich diesen Weg gegangen bin." Der leichtere Weg wäre gewesen, einfach weiterzuspringen, da er seinen Nationalteamplatz fix gehabt hätte. "Es war eine schöne und lehrreiche Zeit, aber jetzt gibt es einen neuen Lebensabschnitt", meinte Österreichs Sportler des Jahres 2008 und 2011.

Zweite Karriere als Helikopter-Pilot
In dem ist er den Lüften treu geblieben. Mitte August holte er bei den 15. Helikopter-Weltmeisterschaften in Polen den WM-Titel in der Juniorenklasse. In drei Jahren könne er seinen Erfolg aber nicht verteidigen, da er schon jetzt fast über der Grenze der dafür erlaubten 250 Flugstunden sei. Gegen die Routiniers in diesem Sport geht es für Morgenstern aber schon vom 1. bis 12. Dezember bei den World Air Games in Dubai.

Der zweifache Weltcup-Gesamtsieger ist da bei den Hubschrauber-Piloten Österreichs Vertreter, nur einer pro Nation ist startberechtigt. Mit seiner Robinson R44 - laut Morgenstern hatte Thomas Muster genau dieses Modell - und seinem Co-Piloten Stefan Seer aus Wagrain gilt es nun dafür zu trainieren. Nebenbei stehen beim Gewinner von 23 Skisprung-Weltcupbewerben auch noch einige Lesungen aus seinem Buch an.

Flugzeuge interessieren Morgenstern weniger als Hubschrauber, daher sei ein künftiger Umstieg in das Air Race kein Thema. Dennoch absolviert er die Ausbildung zum Berufspiloten. "Damit ich mehr Möglichkeiten habe." Mit seinen Ex-Kollegen aus dem Sprunglager hat er noch Kontakt, primär mit dem nahe wohnenden Cheftrainer Heinz Kuttin. Und auch im nächsten Winter will "Morgi" bei manchen Springen live vor Ort sein.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: KMM)



Kostenlose Spiele