Sechs Tage nachdem Ligety bei seinem Heimrennen in Beaver Creek die Konkurrenz noch deklassiert hatte, ergab sich bei der Rückkehr nach Europa wie erwartet ein etwas anderes Bild. US-Coach Forest Carrey hatte zwar versucht, einen halbwegs zügigen ersten Lauf in den steilen und eisigen Hang auf der "Face" zu setzen, zwischen den dennoch engen Toren entwickelte sich aber ein Rennen mit Vorteilen für die Super-Techniker. Auch Bode Miller, zuletzt noch zweiter hinter Ligety, stürzte früh. Unglücklich war das Aus für Aksel Lund Svindal. Am Ski des norwegischen Kraftpaketes brach eine Bindungsschraube.
Ligety hingegen wurde Opfer seiner Angriffslust. Der Weltmeister attackierte zu viel, rutschte aus und musste bei klarer Führung seinen ersten RTL-Ausfall seit 21. Februar 2009 hinnehmen. "Ich war beim Übergang zu gerade dran", erklärte der Amerikaner. An seinem Trainer hatte er nichts auszusetzen. "Das war ohnehin der weiteste Kurs, der hier jemals gesetzt wurde."
Wie erwartet wurde nach dem Ligety-Aus das Rennen zum Kampf zwischen Hirscher und Alexis Pinturault. Der Franzose legte zunächst mit Bestzeit vor, Hirscher parkte sich zur Halbzeit hinter Pinturault und dem deutschen Vorjahres-Zweiten Luitz auf Platz drei ein. "Es ist brutal eisig, ich habe mich kaum derhalten", klagte Hirscher da noch.
Kompromissloser Angriff von Hirscher
"18 Meter Torabstand, das waren vor sechs Jahren noch lange Züge im Slalom", hatte Hirscher zudem noch festgestellt, für das Finale aber auch "volle Attacke versprochen". Und so geschah es. Der Annaberger griff kompromisslos an, um die Chance nach dem Ligety-Aus am Schopf zu packen. Bis auf einen Schreckmoment, als er mit der Hand an einem Tor hängen blieb und kurz quer stand, gelang dies fast perfekt.
"Wenn es eisig und aggressiv ist, muss man selbst noch böser sein als die Strecke. Das habe ich im Ersten zu locker gesehen", erklärte Hirscher, warum er im Finale so mächtig nachgelegt hatte. "Es war ein richtiger Kampf von oben bis unten. Aber es ist saugeil, wenn es funktioniert", freute sich Hirscher über seinen bereits zweiten Saisonsieg nach dem Erfolg im Levi-Slalom. Damit stieß der Österreicher vor dem Slalom am Sonntag auch in der Gesamtwertung hinter Svindal auf Platz zwei vor.
Die meisten der jungen Österreicher, die in Frankreich aufgeboten wurden, mussten der schweren Strecke Tribut zollen. Zudem vergab Philipp Schörghofer mit einem Riesen-Steher im Finale einen besseren Platz als den 24. So blieb es Benjamin Raich vorbehalten, auf der Strecke, auf der er einst Vizeweltmeister geworden war, als 15. zweitbester ÖSV-Fahrer zu sein. "Das war aber die Kategorie weniger gut. Ich habe keine gute Linie gefunden", gab sich der Routinier aus Tirol selbstkritisch.
Schwere Verletzungen bei Manuel Pleisch
Das anspruchsvolle Rennen hat auch eine schwere Verletzung gefordert. Der Schweizer Manuel Pleisch zog sich bei seinem Sturz im ersten Lauf im rechten Knie einen Kreuz- und Innenbandriss zu. Dazu hat sich der 23-Jährige den Schienbeinkopf gebrochen. Zuletzt in Beaver Creek hatte Pleisch als 18. sein bestes Karriereergebnis erzielt.
Das Ergebnis:
Rang | Name | Nation | Lauf 1 | Lauf 2 | Gesamt |
1 | HIRSCHER Marcel | AUT | 1:08.92 | 1:08.29 | 2:17.21 |
2 | FANARA Thomas | FRA | 1:08.92 | 1:09.05 | 2:17.97 |
3 | LUITZ Stefan | GER | 1:08.81 | 1:09.49 | 2:18.30 |
4 | PINTURAULT Alexis | FRA | 1:08.51 | 1:09.88 | 2:18.39 |
5 | NANI Roberto | ITA | 1:09.78 | 1:08.75 | 2:18.53 |
6 | DE ALIPRANDINI Luca | ITA | 1:10.07 | 1:08.61 | 2:18.68 |
7 | OLSSON Matts | SWE | 1:09.65 | 1:09.09 | 2:18.74 |
8 | MÖLGG Manfred | ITA | 1:09.05 | 1:10.11 | 2:19.16 |
9 | KRISTOFFERSEN Henrik | NOR | 1:10.08 | 1:09.15 | 2:19.23 |
10 | DOPFER Fritz | GER | 1:09.07 | 1:10.28 | 2:19.35 |
11 | BORSOTTI Giovanni | ITA | 1:10.03 | 1:09.60 | 2:19.63 |
12 | JANKA Carlo | SUI | 1:09.95 | 1:09.69 | 2:19.64 |
13 | MUFFAT-JEANDET Victor | FRA | 1:10.30 | 1:09.54 | 2:19.84 |
14 | CAVIEZEL Gino | SUI | 1:10.66 | 1:09.21 | 2:19.87 |
15 | RAICH Benjamin | AUT | 1:10.16 | 1:09.72 | 2:19.88 |
16 | SIMONCELLI Davide | ITA | 1:09.17 | 1:10.80 | 2:19.97 |
17 | HAUGEN Leif Kristian | NOR | 1:10.15 | 1:09.98 | 2:20.13 |
18 | ZINGERLE Alex | ITA | 1:10.46 | 1:09.79 | 2:20.25 |
19 | MYHRER Andre | SWE | 1:10.76 | 1:10.03 | 2:20.79 |
20 | KRYZL Krystof | CZE | 1:11.03 | 1:10.15 | 2:21.18 |
21 | SANDELL Marcus | FIN | 1:10.77 | 1:10.84 | 2:21.61 |
22 | MERMILLOD BLONDIN Thomas | FRA | 1:11.00 | 1:10.84 | 2:21.84 |
23 | MISSILLIER Steve | FRA | 1:11.11 | 1:10.78 | 2:21.89 |
24 | SCHÖRGHOFER Philipp | AUT | 1:10.10 | 1:11.97 | 2:22.07 |
25 | STAUBITZER Benedikt | GER | 1:11.31 | 1:10.85 | 2:22.16 |
26 | FAIVRE Mathieu | FRA | 1:10.47 | 1:11.73 | 2:22.20 |
27 | PHILP Trevor | CAN | 1:10.94 | 1:11.39 | 2:22.33 |
28 | TRIKHICHEV Pavel | RUS | 1:11.22 | 1:11.82 | 2:23.04 |
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