Jacobsen musste im ersten Durchgang wegen arger Turbulenzen seine Flugkünste beweisen (131 Meter) und segelte im Finale mit 143 Metern nicht nur bis auf einen halben Meter an den Schanzenrekord des Schweizers Simon Ammann heran, sondern verbesserte sich sogar vom neunten Rang auf den ersten. "Anders hat eine Bombe erwischt und im ersten Durchgang auch gezeigt, dass er kämpfen kann", zollte Schlierenzauer Lob.
Schlierenzauer: "Ich habe noch einige Reserven"
Ihm selbst waren vor 20.500 Zuschauern im ausverkauften Olympia-Stadion von Garmisch-Partenkrichen nicht seine besten Sprünge (134/136,5) gelungen. "Es war nicht schlecht, aber ein bisschen spät", sagte er nach dem Finale, das er mit 8,7 Punkten Vorsprung auf den Norweger und als Topfavorit auf seinen achten Tournee-Tagessieg in Angriff genommen hatte. Der Rückstand in der Tournee-Wertung sei aber nicht so groß, sagte der Stubaier. "Ich habe noch einige Reserven, ich bin zuversichtlich."
Jacobsen: "Es war nicht so wild"
Jacobsen hatte im ersten Durchgang für Staunen gesorgt, als er kurz nach dem Absprung ins Schlingern geriet, heftig ruderte, den Flug aber trotzdem bis 131 Meter durchzog. "Die Ski sind hinten zusammengestoßen, dadurch bin ich in Turbulenzen gekommen. Es schaute verrückt aus, aber es war nicht so wild", sagte der gelernte Installateur. Zu seinen neuen Sprungschuhen, die speziell verstärkt sind, wollte er nichts sagen ("Das bleibt ein Geheimnis"), meinte auf die Frage nach besserem Halt aber ironisch: "Das schaut nicht so aus." Im Finale steuerte er dann aber perfekt Richtung Höchstweite.
ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner erkannte diese Topleistung an. "Anders hat alles auf eine Karte gesetzt. Da muss dann sehr viel zusammenkommen, dass man so einen Sprung zusammenbringt." Mit der Vorstellung seines Zugpferdes war der Coach an seinem 42. Geburtstag zufrieden. "Er ist ganz knapp zurück Zweiter, bei ihm geht es um die Tournee."
Die Tournee mag Ammann einfach nicht
Der 31-jährige Schweizer Ammann muss die Hoffnung auf seinen ersten Tournee-Sieg dagegen neuerlich abschreiben. Nach Oberstdorf mit 28 Punkten Rückstand Sechster, verpasste der vierfache Olympia-Sieger sogar das Finale. Dieses Malheur passierte auch Ex-Garmisch- und Tournee-Sieger Wolfgang Loitzl (2009) sowie seinen Teamkollegen Michael Hayböck und Martin Koch.
So war Thomas Morgenstern als Elfter (133/133) zweitbester Österreicher. Weil ihm die Olympia-Schanze eigentlich nicht gut liegt, war der Ex-Tournee-Sieger zufrieden. "Das waren heute gute Schritte nach vorne, in Innsbruck und Bischofshofen tue ich mir leichter", sagte der Jung-Vater, der beim Auftakt das Finale verpasst hatte. Manuel Fettner (131,5/125) verzeichnete hingegen nach dem siebenten Platz von Oberstdorf einen Rückfall und landete an der 24. Stelle, aber noch vor dem Deutschen Richard Freitag. "Ich habe vier Wettkampfsprünge, das haben nicht so viele", sagte der Tiroler. "Und jetzt kommen meine Heimschanzen."
Das ÖSV-Team muss jedenfalls vorerst kleinere Brötchen backen. Nach vier Tagessiegen und den Top Drei der Gesamtwertung 2011/12 ist nun zur Halbzeit Schlierenzauer der einzige Österreicher in den Top Ten. Dafür lieferten am Neujahrstag die Norweger mit ihrem Tiroler Cheftrainer Alexander Stöckl mit drei Athleten unter den ersten vier eine starke Vorstellung.
Das Ergebnis:
Rang | Name | Nation | Sprung 1 | Sprung 2 | Punkte |
1 | JACOBSEN Anders | NOR | 131.0 m | 143.0 m | 277.7 |
2 | SCHLIERENZAUER Gregor | AUT | 134.0 | 136.5 | 276.8 |
3 | BARDAL Anders | NOR | 136.5 | 135.5 | 267.2 |
4 | HILDE Tom | NOR | 133.5 | 138.0 | 266.4 |
5 | KOT Maciej | POL | 134.5 | 135.0 | 265.7 |
6 | VASSILIEV Dimitry | RUS | 132.5 | 132.0 | 261.8 |
6 | STOCH Kamil | POL | 142.0 | 131.5 | 261.8 |
8 | HVALA Jaka | SLO | 136.0 | 130.0 | 254.2 |
9 | WELLINGER Andreas | GER | 133.0 | 131.5 | 253.0 |
10 | PREVC Peter | SLO | 131.5 | 131.0 | 252.6 |
11 | MORGENSTERN Thomas | AUT | 133.0 | 133.0 | 252.5 |
11 | WANK Andreas | GER | 128.0 | 132.0 | 252.5 |
13 | KRANJEC Robert | SLO | 130.5 | 132.0 | 252.3 |
14 | SCHMITT Martin | GER | 131.0 | 129.0 | 252.0 |
15 | FREUND Severin | GER | 129.5 | 130.5 | 251.9 |
16 | MATURA Jan | CZE | 132.0 | 129.0 | 251.7 |
17 | ZOGRAFSKI Vladimir | BUL | 127.0 | 134.0 | 251.2 |
18 | KOUDELKA Roman | CZE | 130.0 | 130.0 | 250.8 |
19 | KOFLER Andreas | AUT | 130.5 | 132.0 | 249.6 |
20 | FANNEMEL Anders | NOR | 132.0 | 129.0 | 247.7 |
21 | NEUMAYER Michael | GER | 127.5 | 132.0 | 246.1 |
22 | MECHLER Maximilian | GER | 125.5 | 132.0 | 245.1 |
23 | QUECK Danny | GER | 129.5 | 126.0 | 242.8 |
24 | FETTNER Manuel | AUT | 131.5 | 125.0 | 241.4 |
25 | FREITAG Richard | GER | 127.5 | 129.5 | 241.2 |
26 | VELTA Rune | NOR | 128.5 | 126.0 | 240.4 |
27 | ASIKAINEN Lauri | FIN | 127.0 | 127.5 | 236.4 |
28 | KUBACKI Dawid | POL | 126.5 | 126.5 | 233.1 |
29 | PUNGERTAR Matjaz | SLO | 125.0 | 125.0 | 227.1 |
30 | ZYLA Piotr | POL | 128.0 | 122.0 | 222.7 |
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