Girardelli im Talk

“Hirscher wuchs auf einem anderen Planeten auf”

Sport
20.10.2015 16:45
Sein Rekord schien geschaffen für die Ewigkeit. Fünfmal gewann der für Luxemburg startende Vorarlberger Marc Girardelli die große Weltcup-Kristallkugel. In der am Sonntag in Sölden beginnenden Saison könnte Marcel Hirscher mit ihm gleichziehen. Im "Krone"-Interview zieht der 52-Jährige vor seinem möglichen Nachfolger anerkennend seine Kappe.

"Krone": Marc, zuerst die Frage, die sich viele stellen: Was macht der Rekord-Weltcupsieger 22 Jahre nach dem Gewinn seiner letzten großen Kristallkugel?
Marc Girardelli: Sehr vieles. Vor allem zahlreiche Geschäfte. Jetzt habe ich etwa eine neue Kooperation mit einer US-Firma und bin gerade von einem Race-Camp mit Schweizer Kunden in Sölden zurückgekommen - ein Glück für Marcel Hirscher, dass die am Wochenende nicht starten. Natürlich nur Spaß: Und Favorit ist sowieso er - egal, wer sonst fährt.

"Krone": Haben Sie somit schon ein wenig Angst, dass Sie den Kristall-Rekord bald nicht mehr alleine haben könnten?
Girardelli: Keineswegs. Und ich werde der Erste sein, der ihm zum Gewinn des fünften Gesamtweltcups gratuliert. Er war in den letzten Jahren ohne Diskussion der Beste, hat vor allem in den entscheidenden Situationen immer wieder gezeigt, dass er ein wahrer Champion ist. Das wird sich auch in der kommenden Saison nicht groß ändern.

"Krone": Kam das überraschend, dass er in dieser Form dominiert und in fast jedem Rennen aufs Podest fährt?
Girardelli: Für mich nicht. Bevor er sein erstes Rennen gewonnen hat, sagte ich schon zu ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel: "Da kommt ein ganz Großer!" Er hat damals über alle Maßen riskiert. Aber ohne die Fehler, die dabei automatisch passieren, wäre er schon da eine Bestzeit nach der anderen gefahren. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich konsolidiert und nicht mehr bei jeder Kurve auf Teufel komm raus Vollgas gibt.

"Krone": Sie sind nach Differenzen mit dem Verband für Luxemburg gestartet. Auch bei Hirscher war ein Verbandswechsel einmal ein Thema, weil er sowieso Doppel-Staatsbürger ist. Könnte er diese Erfolge auch feiern, wenn er für Holland starten würde?
Girardelli: Ich möchte dem österreichischen Ski-Verband nicht nahe treten. Aber ich sage trotzdem klipp und klar: Ja! Weil Marcel auf einem anderen Planeten aufwuchs. Wie etwa davor ein Ingemar Stenmark. Oder ein Hermann Maier. Solche Ausnahmekönner ticken anders und sind mit derartigen Fähigkeiten gesegnet, dass sie nicht zu stoppen sind. Marcel hätte deshalb auch für Holland gewonnen.

"Krone": Sie waren am Anfang Ihrer Karriere genau wie er jetzt vor allem in den technischen Disziplinen erfolgreich. Später auch in den schnellen. Ist auch Marcel zuzutrauen, dass er einmal eine Abfahrt gewinnt?
Girardelli: Vielleicht konzentriert auch er sich wie ich damals eines Tages mehr auf die Speed-Disziplinen - dann werden sich seine Gegner auch in der Abfahrt bald warm anziehen können.

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(Bild: KMM)



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