"Krone"-Interview

Hirscher: “Ich hab’ keine Show abgezogen”

Sport
06.03.2014 18:20
Er ist 25 Jahre jung. Kommt aus dem 2.200-Einwohner-Ort Annaberg im Salzburger Bezirk Hallein. Und ist drauf und dran, die Ski-Geschichte neu zu schreiben. Als erster Österreicher und vierter Läufer in der über 40-jährigen Weltcupgeschichte kann Marcel Hirscher zum dritten Mal in Serie die große Kristallkugel holen. Vor dem am Freitag mit dem Riesentorlauf beginnenden Technik-Wochenende in Kranjska Gora spricht er im "Krone"-Interview über den Sinn seiner Krankheit, Falschspieler und verrät, was er mit Verspätung kapiert hat.

"Krone": Marcel, alles klar für den Weltcup-Endspurt?
Marcel Hirscher: Danke, ich bin gerade bei der Behandlung, aber…

"Krone": Behandlung? Klingt besorgniserregend. Du warst schließlich nach Olympia ein paar Tage krank.
Hirscher: Nein, keine Angst. Da geht's nur um die – ich nenn' das mal Körperpflege –, die wir Sportler so brauchen. Und diese Krankheit, die hat wie so vieles im Leben ihren Sinn erfüllt. Weil so was nie ohne Grund kommt. Für mich war das ein Zeichen, dass ich einmal Ruhe geben muss. Und das tat ich dann auch ausgiebig.

"Krone": Nur während der Fahrten deines Weltcup-Rivalen Aksel Lund Svindal in Kvitfjell schnellte dein Puls in Richtung 150 Schläge, wie du es in deinem Blog auf deiner Homepage formuliert hast?
Hirscher: Mich hat das ganz ehrlich selbst verwundert. Ich hätte nie gedacht, dass ich so nervös sein kann. Aber es hätte dort schließlich, was den Gesamtweltcup betrifft, auch alles vorbei sein können. So lebt meine Chance sicher noch. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

"Krone": Nach dem vierten Platz im Olympia-Riesentorlauf war dein erster Ärger ziemlich groß. Wäre das auch der Fall, wenn du den Gesamtweltcup nicht gewinnst?
Hirscher: Im Nachhinein betrachtet, war es für mich dort gleich nach dem Rennen sicherlich notwendig, einmal richtig Dampf abzulassen. Das war keine Herumtheaterei. Ich habe auch keine Show abgezogen. Und jeder, der behauptet, ihn würde ein vierter Platz bei Olympia nicht ärgern, der ist meiner Meinung nach ein Falschspieler.

"Krone": Und jetzt in der Weltcup-Entscheidung?
Hirscher: Da wäre es mir auch egal, wenn ich am Ende nur Zweiter sein würde. Weil ich schon zwei große Kugeln daheim habe. Und weil das für mich auch ohne dritte wieder eine extrem erfolgreiche Saison ist. Ich habe auch in Anbetracht der Bedingungen, die meist geherrscht haben, fast immer das für mich Bestmögliche herausgeholt. Und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Egal, ob ich am Ende Erster oder Zweiter bin.

"Krone": Weißt du eigentlich, wie viele Läufer in all den Jahren dreimal in Serie den Gesamtweltcup gewannen?
Hirscher: Man hat mich schon einmal auf das Thema angesprochen. Vier oder so?

"Krone": Nein, nur drei: Gustav Thöni, Ingemar Stenmark und Phil Mahre.
Hirscher: Okay. Wenn das in all den Jahren nur so wenigen gelungen ist, brauche ich mir aber erst recht keinen Druck machen. Wobei ich die erste große Kugel vor zwei Jahren lange gar nicht richtig wahrgenommen habe. Mir war nicht klar, was ich da erreicht habe. Und ich habe sehr lange gebraucht, bis ich kapiert habe, was das bedeutet. Wenn ich jetzt höre, dass sie nur drei Läufer dreimal in Folge holten, wird mir wieder klar, wie schwer das ist. Und umso ruhiger und gelassener kann ich in die letzten Rennen gehen.

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(Bild: KMM)



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