Iraschko-Stolz:

“Hätte mir zugetraut, ins Nationalteam zu kommen”

Sport
04.07.2017 09:43

Daniela Iraschko-Stolz springt nicht nur erfolgreich die Schanzen hinunter, sie weiß auch, wie man einen Ball im Fußballtor unterbringt. Als Stürmerin von ÖFB-Frauenliga-Absteiger Wacker Innsbruck hat sie sich auch in ihrem Hobby einen Namen gemacht. Die Weiterentwicklung des Frauenfußballs ist dem 33-jährigen weiblichen Skisprung-Aushängeschild ein großes Anliegen.

Ideen hat sie: "Wenn der ÖFB den Frauenfußball fördern möchte, dann muss er den Weg gehen, dass auch jede Bundesliga-Mannschaft ein Damenteam haben muss oder wenn nicht eine hohe Strafzahlung leisten muss", forderte Iraschko-Stolz. Bisher sind nur St. Pölten, Sturm Graz und mit Abstrichen Austria Wien (als USC Landhaus) vertreten.

"Wir sind noch ein Minusgeschäft, haben nicht die Publicity und großen Sponsoren. Uns fehlen einfach noch die Fernseheinnahmen", erklärte Iraschko-Stolz. Bei ihrem Klub, für den sie 2016/17 dreimal spielte, erlebt sie mit, wie jeder Euro zweimal umgedreht werden muss. Die Spielerinnen kicken aus Spaß, eine kleine Aufwandsentschädigung ist das Höchste der Gefühle. "Sie arbeiten, studieren oder gehen zur Schule und am Abend drei- bis viermal die Woche noch zum Training. Sie machen es gerne, es ist auch ein extrem faszinierender Sport", sagte die gebürtige Steirerin.

Die Entwicklung des Frauenfußballs hat sie hautnah miterlebt. "Das Niveau in der Bundesliga ist deutlich angestiegen, jetzt geht nichts mehr mit nur einmal trainieren", erklärte die derzeit verletzte Iraschko-Stolz. Das Interesse allgemein nehme zu, auch eigene Fans von Frauenteams gebe es mittlerweile. "Und die Entwicklung wird weitergehen", ist die Angreiferin überzeugt.

"Habe schon als Kind gerne im Hof gespielt"
Der Fußball zog sie früh in den Bann. "Ich habe schon als kleines Kind gerne im Hof gespielt", gab Iraschko-Stolz Einblick. Später ging sie ihrem Hobby auch während ihrer Zeit im Skigymnasium Stams nach, ehe sie sich nach der Schule einen Verein suchte. Aufgrund von Personalmangel hütete sie einige Zeit auch das Tor. "Das Feeling, wie man sich in der Luft bewegt, habe ich ja durch das Skispringen", sagte Iraschko-Stolz. Auf Dauer wollte sie die Position aber nicht ausfüllen.

Diskussionen mit ihren Skisprung-Trainern wegen der Verletzungsgefahr gab es, ihre Leidenschaft Fußball ließ sie sich aber nicht nehmen. "Im Skispringen ist alles in zwölf Sekunden vorbei, beim Fußball hast du 90 Minuten Zeit, einen Fehler gutzumachen", hob Iraschko-Stolz einen großen Unterschied hervor.

Aus ihrer Sicht wäre im Fußball mehr möglich gewesen als Bundesliga-Einsätze. "Wenn ich von Anfang an nur auf Fußball gesetzt hätte, hätte ich es mir zugetraut, bis ins Nationalteam zu kommen. Meine Priorität war aber immer Skispringen", schilderte Iraschko-Stolz.

Deshalb verfolgt die Skisprung-Weltcup-Gesamtsiegerin von 2014/15 die EM-Premiere der ÖFB-Frauen nur vor dem TV-Gerät. "Bei einer Großveranstaltung als Außenseiter anzutreten, ist eine tolle Sache. Sie können nur gewinnen. Ich traue ihnen viel zu", sagte Iraschko-Stolz, die vom A-Team zu Stefanie Enzinger, Nina Burger und Nicole Billa einen Bezug hat.

Mega-Leistung der ÖFB-Frauen
Die ÖFB-Auswahl wäre für sie auch bei einem Gruppen-Out Sieger. "Es ist eine Mega-Leistung gewesen, sich zu qualifizieren", betonte die ÖSV-Athletin. Sie hofft, dass sich die Kickerinnen nicht zu sehr unter Druck setzen. "Es wollen sich alle beweisen, auch weil es groß im TV übertragen wird, das Medieninteresse viel größer ist. Wichtig ist da, dass sie nicht auch noch selbst die Erwartungshaltung zu hoch schrauben", meinte Iraschko-Stolz.

Erstmals werden fast alle Spiele der Frauen-EM im ORF übertragen. Dadurch hat auch das Damen-Skispringen in den vergangenen Jahren an öffentlichem Interesse gewonnen. Bei den Kickerinnen scheint eine ähnliche Entwicklung möglich. Bei den Skispringerinnen war es eine langwierige Sache, Iraschko-Stolz kam es vor wie in "Zeitlupe". Nun kann sie aber "davon leben". Bis es im heimischen Frauen-Fußball so weit ist, wird viel Zeit vergehen.

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(Bild: KMM)



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