Experten fassungslos

Empörung um Eiskunstlauf-Gold für Russin Sotnikowa

Sport
21.02.2014 10:50
Das überraschende Eiskunstlauf-Gold der 17-jährigen Russin Adelina Sotnikowa in Sotschi hat für große Empörung gesorgt. Sotnikowa siegte am Donnerstag mit 224,59 Punkten vor der ebenfalls fehlerfreien Vancouver-Olympiasiegerin Kim Yu-Na (219,11) aus Südkorea und der Südtirolerin Carolina Kostner (216,73). Experten wie die zweifache deutsche Olympiasiegerin Katarina Witt hatten Kim vorne gesehen.

Die Tageszeitung "USA Today" schrieb in ihrer Freitagsausgabe von einer "Kontroverse", "Skandal oder Eislauf?", fragte das südkoreanische Blatt "Korea Times" polemisch, der italienische "Corriere dello Sport" wertete das Urteil als "Unrecht". In Südkorea war die Empörung besonders groß. Innerhalb von sechs Stunden unterzeichneten über 700.000 Menschen eine Petition, in der die Preisrichter aufgefordert wurden, ihre Benotung zu korrigieren.

Ganz anders reagierte Wladimir Putin, der Sotnikowa in pathetischen Worten gratulierte: "Ganz Russland ist stolz auf dich." Sie habe bewiesen, welche Qualität das russische Eiskunstlauf-Team in den vergangen Jahren erreicht habe. Viele Kritiker mutmaßen, dass dieser Triumph die Enttäuschung nach dem Aus der Eishockey-Spieler übertünchen soll.

Gleich zwei der neun Preisrichter, die für die umstrittene Punktewertung verantwortlich waren, wurden in den Medien kritisch beleuchtet. Dabei handelt es sich um den Ukrainer Juri Balkow, der wegen versuchter Absprachen bei den Winterspielen 1998 in Nagano bereits für ein Jahr gesperrt war, und die Russin Alla Schechowtsewa. Sie ist mit dem Generaldirektor des russischen Eiskunstlauf-Verbandes, Walentin Pissew, verheiratet.

Witt fassungslos
Kim war auf gutem Weg, als dritte Eiskunstläuferin nach Sonia Henie (Gold 1928, 1932 und 1936) und Katarina Witt (Gold 1984 und 1988) ihren Olympiasieg zu wiederholen. "Ich war komplett fassungslos und sauer auf unseren Sport, da muss man sich nicht wundern, wenn sich die Leute abdrehen", sagte Witt am Freitag.

Die zweifache Olympiasiegerin hatte als ZDF-Expertin unmittelbar nach der Entscheidung fassungslos um Worte gerungen. Nun fordert sie, die Anonymität der Jury aufzuheben. "Im neuen Wertungssystem wollte der Verband die Preisrichter schützen. Aber sie müssen dafür gerade stehen, was sie für Punkte verteilen, sie müssen es erklären können", betonte Witt.

Einspruch nicht möglich
An der Entscheidung zugunsten von Sotnikowa wird das jedenfalls nichts mehr ändern, ein Einspruch gegen das Urteil ist nicht möglich. "Die Wertung ist unantastbar, sie ist wie eine Tatsachenentscheidung nicht anfechtbar", sagte Krick. Intern würden zwei Preisrichter die Wertung der Jury analysieren und einen Bericht abliefern.

Das nach dem Skandal von Salt Lake City 2002 veränderte Benotungssystem sei fairer geworden, müsse sich aber weiterentwickeln. "Ich finde das Urteil nicht so schlimm wie in Salt Lake, aber die Diskussion ist ganz wichtig. Genau wie im Fußball, wo immer noch über die Torkamera gestritten wird", führte die 48-Jährige an. 2002 hatte es nach Absprachen bei der Paarlauf-Wertung erstmals in der Geschichte nachträglich Olympia-Gold für zwei Duos gegeben.

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(Bild: KMM)



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