Mäßiges Interesse

Fußgängerzonen-Test läuft auf der Wiener “Mahü”

Österreich
03.05.2013 15:46
Zwei geparkte Kinderwagen samt tratschender Mütter, ein im Zickzack dahinkurvender Radfahrer, ansonsten nackter Asphalt: Auf noch recht bescheidenes Interesse ist am Freitagnachmittag der Start der rund 150 Meter langen Test-Fußgängerzone auf der Wiener Mariahilfer Straße ausgefallen. Während sich trotz Autosperre nur vereinzelt Menschen auf die leere Fahrbahn verirrten, herrschte auf den Gehsteigen weiterhin Gedränge.

Die Fußgängerzone auf Probe, die noch bis Sonntag dauert, soll Anrainern und "Mahü"-Flaneuren ein Gefühl dafür geben, wie sich die projektierte Verkehrsberuhigung der Shoppingmeile anfühlen wird. Für den Feldversuch wurde der Abschnitt zwischen Neubaugasse und Esterhazygasse für Pkws bzw. Lkws blockiert. Radeln, skaten oder spazieren kann man auf der überschaubaren Fläche nun auf der gesamten Fahrbahn.

Viele machten kurz nach Anlauf des "Proberaums", wie er von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) offiziell genannt wird, davon noch nicht Gebrauch. Auch das Menschengewurle vom angrenzenden Flohmarkt auf der Neubaugasse, die ebenfalls für Autos gesperrt war, wollte nicht so recht in die "Mahü" überschwappen.

"Ich bin komplett dagegen"
Dass die projektierte Verkehrsberuhigung, die dann so gut wie die gesamte Einkaufsstraße umfassen wird, nach wie vor emotionalisiert, zeigte sich heute jedenfalls einmal mehr. "Ich bin komplett dagegen", ärgerte sich eine ältere Anrainerin, die in der Kenyongasse im siebenten Bezirk wohnt. An Adventsamstagen zeige sich doch, dass trotz traditioneller Autosperre kaum Fußgänger auf der Fahrbahn unterwegs seien. Insofern herrsche wenig Handlungsbedarf.

Sie befürchtet außerdem mehr Verkehr in ihrem Grätzel. Burg- und Neustiftgasse zu Tempo-30-Zonen zu machen, "ist bitte ein Wahnsinn", neue Einbahnregeln würden zu einem "Chaos sondergleichen" führen. Skeptisch ob des möglichen Verdrängungseffekts auch ein junger Passant: "Und wie soll der Gürtel das derblasen?"

Blech oder Menschen?
"Verkehrsprobleme? Das ist doch ein Spaß. Wissen Sie, dass im ersten Bezirk einmal 200.000 Autos gefahren sind? Und was ist heute? Heute gehen 300.000 Leute dort zu Fuß. So schaut's aus", konterte Walter Vertat, Langzeitaktivist für nachhaltige Mobilität: "Die Frage ist: Wollen wir Blech oder wollen wir Menschen?" Er sei jedenfalls für Letzteres. Mit dem Testlauf selbst werde man Skeptiker wohl nicht überzeugen, "aber besser als gar nichts", so sein Resümee.

Zwecks Meinungseinholung von Bürgern hat Verkehrsstadträtin Vassilakou bereits seit einigen Wochen auf Höhe Neubaugasse eine "Dialogbox" aufstellen lassen. Dort kann man auf Post-its Anliegen und Beschwerden loswerden und diese auf ein übergroßes Luftbild kleben. Jede Menge Verkehrsanliegen und -befürchtungen, Fragen zu den Kosten, Lob für die geplante Autoverdrängung oder Forderungen nach einer "verbindlichen Abstimmung" finden sich dort. Doch auch sehr Spezielles wird gewünscht - etwa "Steckdosen fürs Handy" oder mobile temporäre Container-Shops für Jungunternehmer.

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