Klagt er wieder?

Zeitung in Holland verhöhnt Erdogan als Gorilla

Ausland
26.04.2016 16:28

Offenbar als Reaktion auf Repressalien gegen eine niederländische Journalistin in der Türkei - krone.at berichtete - zeigt die Zeitung "De Telegraaf" nun eine Karikatur des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf ihrer Titelseite. Angesichts Erdogans juristischen Feldzugs gegen den deutschen TV-Satiriker Jan Böhmermann - selbst Kanzlerin Angela Merkel schaltete sich ein - stellen Beobachter nun die Frage: Klagt der "Sultan" wieder?

Die Vorgeschichte: Die niederländische Journalistin Ebru Umar wurde wegen kritischer Twitter-Beiträge über Erdogan vor wenigen Tagen vorübergehend festgenommen. Sie wurde später zwar wieder freigelassen, darf die Türkei aber vorerst nicht verlassen. In ihrer Wohnung in Amsterdam wurde derweil eingebrochen - für Umar ein "Einschüchterungsversuch" und eine "Provokation".

Auf Twitter zeigt sie ihre Sicht der Dinge:

Jetzt hat die Zeitung "De Telegraaf" auf die Aktion der Türkei reagiert:

Auf ihrer Titelseite zeigt sie den türkischen Präsidenten als Gorilla, der auf der Pressefreiheit herumtrampelt, Chaos stiftet und eine Frau gefangen hält, bei der es sich um Umar handeln dürfte.

Karikatur erinnert an Fall Böhmermann
Die Karikatur thematisiert nicht nur das Festsetzen der Journalistin in der Türkei, sondern erinnert auch an das harte Vorgehen des türkischen Staatspräsidenten gegen den deutschen Satiriker Jan Böhmermann.

Dieser hatte Erdogan in einem Schmähgedicht, das die Grenzen der erlaubten Satire aufzeigen sollte, mit deftigen Worten angegriffen - und so den Zorn des "Sultans" auf sich gezogen. Der Fall wurde zur Chefsache, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel gestattete die juristische Verfolgung Böhmermanns. Jetzt muss ein Gericht entscheiden.

Klagt Erdogan nun auch "De Telegraaf"?
Ob Erdogan auch die niederländische Zeitung verklagt, ist noch offen. Es käme aber nicht unerwartet. Dem türkischen Präsidenten haftet der Ruf an, gegen alles und jeden vorzugehen, der oder das ihn in einem schlechten Licht erscheinen lässt.

Er geht gegen Oppositionelle im eigenen Land ebenso vor wie gegen vermeintlich unliebsame ausländische Journalisten oder Satiriker. Erst kürzlich hatte die Türkei beispielsweise einem ARD-Korrespondenten die Einreise verweigert.

Die Türkei gilt in puncto Pressefreiheit mittlerweile als Entwicklungsland. Im globalen Ranking der Organisation "Reporter ohne Grenzen" liegt sie auf Rang 151 von 180. Damit liegt der Staat am Bosporus nur wenige Plätze vor Ländern wie Syrien, Ägypten oder Nordkorea. Selbst Russland, wo Kreml-Chef Wladimir Putin den Ruf hat, ebenso scharf gegen Kritiker vorzugehen, liegt weiter vorne.

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