"Elitärer Heuchler"

Waffenlobby NRA greift Obama über seine Töchter an

Ausland
16.01.2013 19:00
Die US-Waffenlobby National Rifle Association lässt nichts unversucht, gegen kommende Verschärfungen im Waffenrecht zu protestieren, die US-Präsident Barack Obama nach dem tragischen Amoklauf an der Volksschule in Newtown durchsetzen will. In einem neuen Video der NRA (oben klicken) müssen Obamas Töchter als Legitimation für Waffen auf dem Schulhof herhalten.

"Sind die Kinder des Präsidenten wichtiger als Ihre?", fragt die NRA den Videozuschauer. "Warum ist er dann skeptisch gegenüber der Aufstellung bewaffneter Sicherheitsleute in unseren Schulen, wenn seine Kinder in ihrer Schule von bewaffneten Wachmännern beschützt werden?"

Dass Obamas Töchter einem unvergleichlich höheren Risiko ausgesetzt sind, Ziel eines Anschlags zu werden, verschweigt die NRA geflissentlich - stattdessen nennt sie Obama einen "elitären Heuchler".

Obama stellt Pläne für strengeres Waffenrecht vor
Das Video ist ein Präventivschlag gegen Obama, der am Mittwoch Vorschläge vorstellte, wie die durch Waffen verursachte Gewalt in den USA eingedämmt werden könnte (siehe Infobox). In dem Maßnahmenkatalog vorgesehen sind etwa eine verbindliche Überprüfung jedes Waffenkäufers, ein Verkaufsverbot von Magazinen mit großer Patronenzahl und ein Verbot von Sturmgewehren.

Obama legt sich damit nicht nur mit seinen politischen Gegnern, den Republikanern, an, sondern vor allem mit der NRA. Diese hatte nach dem Amoklauf in Newtown - bei dem Adam Lanza seine Mutter, 20 Kinder und sechs Angestellte der Sandy-Hook-Volksschule sowie sich selbst tötete - lange geschwiegen. Als sie sich schließlich doch an die Öffentlichkeit wandte, war von der erwarteten Zurückhaltung nichts zu spüren, im Gegenteil.

Waffenlobby will mehr statt weniger Waffen
NRA-Chef Wayne LaPierre sagte, der einzige Weg, einen schlechten Menschen mit einer Waffe zu stoppen, sei ein guter Mensch mit einer Waffe. Um nicht in den Ruf zu kommen, herzlos den Tod von Kindern in Kauf zu nehmen, brachte LaPierre aber auch ein anderes Argument in die Diskussion ein: Kinder sollten künftig durch bewaffnete Sicherheitsleute an jeder Schule beschützt werden. Die NRA sei bereit, bei Ausbildung und Training zu helfen.

Immer wieder wird den laxen Waffengesetzen und dem Verkauf von Schnellfeuerwaffen mit großen Magazinen eine Mitschuld an zahlreichen traurigen Amokläufen in den USA sowie der - im Vergleich mit anderen westlichen Ländern - extrem hohen Zahl von Bürgern, die durch Schusswaffen getötet werden, gegeben. Doch erst der tragische Tod der vielen Kinder rüttelte die Politik endgültig auf.

Virtueller Schießstand als Propagandamittel
Seit Obamas Ankündigung, die Waffengesetze zu überdenken, sind die Waffenverkäufe in den USA sprunghaft angestiegen (siehe Infobox), und auch die Zahl der Lehrer, die ein Schießtraining in Anspruch nehmen, ist hoch wie nie. Neben Angriffen auf Obama und seine Administration wirft sich die NRA seit Neuestem auch mit einem iPhone-Spiel in die Propagandaschlacht: Obwohl LaPierre gewalthaltigen Spielen gerade erst eine Mitschuld an Amokläufen gab, ist der virtuelle Schießstand der NRA für Kinder ab vier Jahren freigegeben (siehe Infobox).

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