Proteste aufgeflammt

Vier Tote bei blutigen Ausschreitungen in Ägypten

Ausland
05.10.2013 08:57
Drei Monate nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi ist es in Ägypten wieder zu blutigen Ausschreitungen gekommen. Nach Behördenangaben wurden bei den neu aufgeflammten Protesten mindestens vier Menschen getötet. In Kairo und anderen Städten des Landes lieferten sich Mursis Anhänger am Freitag heftige Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern und den Sicherheitskräften. Für Sonntag, dem 40. Jahrestag des Jom-Kippur-Krieges mit Israel, wird mit weiteren Kundgebungen gerechnet.

Tausende Mursi-Anhänger waren nach dem Freitagsgebet in mehreren Vierteln der Hauptstadt auf die Straße gegangen, um gegen das Militär und Armeechef Abdel Fattah al-Sisi zu protestieren. Die Polizei ging mit Warnschüssen und Tränengas gegen die Islamisten vor, als diese auf den zentralen Tahrir-Platz wollten. Die Sicherheitskräfte riegelten das Gelände ab und drängten die Demonstranten auf einen anderen Platz. Die meisten Geschäfte in der Nachbarschaft blieben geschlossen.

Im Stadtteil Nasr City reihten sich Tausende Islamisten in einen Protestzug ein. Dort befand sich eines der Protestlager der Muslimbrüder, bei dessen Räumung durch die Sicherheitskräfte Mitte August Hunderte Islamisten getötet worden waren. Die Demonstranten hielten Fotos von getöteten Muslimbrüdern hoch und schworen Rache. In einem anderen Stadtteil schossen Islamisten und ihre Gegner mit Schrotflinten aufeinander, wie ein Augenzeuge berichtete.

Parteisprecher niedergestochen
Auch aus Alexandria und der südlichen Provinz Assiut berichteten die staatlichen Medien und AFP-Korrespondenten von gewaltsamen Protesten. Laut dem Leiter der Sanitätsdienste, Ahmed al-Ansari, wurden insgesamt mindestens 45 Menschen verletzt. In Kairo stachen Unbekannte zudem den Sprecher der liberalen Al-Dostur-Partei, Chaled Dawod, nieder. Nach Angaben der Nachrichtenagentur MENA wurde er an Brust und Hand verletzt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und das US-Außenministerium reagierten besorgt. Die stellvertretende Sprecherin des State Department appellierte an alle Seiten, auf Gewalt zu verzichten und sich friedlich am politischen Übergangsprozess zu beteiligen. Ähnlich äußerte sich auch Bans Sprecher Martin Nesirky.

Muslimbrüder seit Ende September verboten
Der den Muslimbrüdern entstammende Mursi war am 3. Juli vom Militär entmachtet worden. Am 14. August räumten Polizei und Streitkräfte die Protestlager der Muslimbrüder in Kairo mit Gewalt. Dabei wurden Hunderte Menschen getötet. Mehr als 2.000 Islamisten, darunter nahezu die gesamte Führungsriege der Muslimbruderschaft, wurden verhaftet. Ende September verbot ein Gericht alle Aktivitäten der Organisation und ordnete die Beschlagnahme ihres Vermögens an.

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