"Ihr sollt sterben!"

Vergewaltigungs-Fotoshooting erschüttert Indien

Ausland
06.08.2014 17:00
Ein Mode-Fotoshooting, das an eine Gruppenvergewaltigung in einem Bus anspielt, hat in Indien eine massive Welle der Empörung ausgelöst. Die Bilder des Künstlers Raj Shetye, die zunächst auf einer Website veröffentlicht worden waren, wurden aufgrund der wütenden Reaktionen wenig später offline gestellt. In sozialen Netzwerken verbreiteten sich die Bilder trotzdem wie ein Lauffeuer. Und so mancher wünscht den Produzenten der Aufnahmen den Tod.

Die Aufnahmen erinnern an die schreckliche Gruppenvergewaltigung einer 23-jährigen indischen Studentin in Neu-Delhi im Dezember 2012, die von sechs Männern so brutal misshandelt wurde, dass sie wenig später im Spital ihren Verletzungen erlag. Der Fall löste eine breite Debatte in Indien über Gewalt gegen Frauen aus. Seitdem wurden Gesetze geändert und die Polizei sensibilisiert. Vier zur Tatzeit volljährige Täter wurden im Vorjahr zum Tode verurteilt, ein weiterer Beteiligter, der damals 17 Jahre alt war, erhielt drei Jahre - die höchststrafe für Jugendliche. Der sechste Angeklagte hatte zuvor in seiner Zelle Selbstmord begangen.

"Habe ich gerade die Vergewaltigung gesehen?" "Ich kotze."
"Habe ich gerade eine Fotostrecke gesehen, in der auf die Vergewaltigung von 'Nirbhaya' (heißt auf Hindi "Die Furchtlose" - so wurde die junge Studentin von den Medien genannt, da ihr Name lange Zeit nicht bekannt gegeben wurde, Anm.) angespielt wird?", fragte der bekannte indische Sänger Vishal Dadlani auf Twitter und zeigte sich schockiert über die Idee des Fotografen. "Sie denken, Sie haben schon alles gesehen. Ein 'Nirbhaya'-Modeshooting. Wow. Ich kotze", wurde der Designer Nachiket Barve in der Online-Ausgabe der "Times of India" zitiert.

Viel heftigere Kommentare kamen von anderen Menschen. "Das ist abstoßend, furchtbar. Ich hoffe, die Produzenten sterben vor Scham", lautete ein Kommentar auf Facebook. "Schande über dich! Man sollte dir eine Lektion erteilen", twitterte ein anderer User.

Fotograf wollte zeigen, dass es jeden treffen kann
Der angefeindete Fotograf versuchte sich zu verteidigen und erklärte die Idee hinter seinem Werk. Er wollte keineswegs die Gruppenvergewaltigung aus dem Jahr 2012 nachstellen. Aber natürlich seien die Parallelen nicht zu leugnen. Vielmehr wollte er damit deutlich machen, dass solche Dinge jeder Frau passieren können, ganz gleich was sie anzögen, meinte Shetye gegenüber der Nachrichtenseite "BuzzFeed". Demnach wollte er auf dieses Problem hinweisen und nicht die Taten an sich glorifizieren.

Nach Angaben der Regierung wird in Indien alle 22 Minuten eine Frau vergewaltigt. Aktivisten gehen aber von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus, da die Opfer sexueller Gewalt häufig sozial geächtet werden.

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