Filzmaier-Analyse

US-Wahl: Was für Clinton und was für Trump spricht

Ausland
07.11.2016 16:55

Die US-Wahl steht unmittelbar bevor, am Dienstag entscheidet sich, wer der neue, 45. Präsident der Vereingten Staaten von Amerika sein wird. Politologe Peter Filzmaier analysiert für die "Krone" in der US-Hauptstadt Washington die Chancen von Hillary Clinton und Donald Trump und nennt jeweils fünf Gründe, die für einen Sieg des jeweiligen Kandidaten sprechen.

Wahlkampffinale in den USA: Mit einem Sprint durch umkämpfte Bundesstaaten wollen die Kontrahenten Hillary Clinton und Donald Trump die möglicherweise entscheidenden Stimmen für ihren Sieg gewinnen. Die letzten Umfragen sehen die Demokratin Clinton knapp vorne, aber der Republikaner Trump kann immer noch gewinnen.

Das spricht für einen Sieg von Hillary Clinton:

  • Umfragen. Medien lieben ein spannendes Rennen, doch Hillary Clinton ist und bleibt klare Favoritin. In der Summe aller Umfragedaten lag sie stets in Führung. Nur im Sommer, unmittelbar nach der Nominierung von Trump, wurde es kurzfristig enger. Zuletzt ergab sich eine Wahrscheinlichkeit von mehr als zwei Dritteln für einen Sieg Clintons.
  • Stimmverteilung. Auch die Stimmverteilung für das Kollegium der 538 "Wahlmänner" - deren Zahl pro Einzelstaat richtet sich nach der Bevölkerungsgröße, der Erstplatzierte bekommt all ihre Stimmen - spricht für Clinton. Man braucht eine Mehrheit von 270, mehr als 300 sind möglich. Sie ist vielleicht sogar vorne, wenn sie von den drei großen Schlüsselstaaten Florida, Pennsylvania und Ohio nur einen gewinnt.
  • Werbebudget. Clinton hat mehr Geld. Allein aus unmittelbaren Geldspenden für ihr Kandidatenkomitee bekam sie 497 Millionen Dollar (rund 450 Millionen Euro). So lauten die Zahlen des unabhängigen Center for Responsive Politics (CRP) unter dem bezeichnenden Titel "offene Geheimnisse". Trump erhielt nur rund die Hälfte. In einem Wahlkampf mit Milliarden Werbedollars ist das entscheidend.
  • Sympathiewerte. Die Sympathiewerte für Clinton sind mäßig. Doch ihr Gegner ist Donald Trump, was ein Glück ist: Es gibt niemanden, der noch unsympathischer wäre. Zudem stehen die Demokraten geschlossen hinter ihr, während die Republikanische Partei gespalten ist. Viele Abgeordnete sprechen sich für Clinton statt Trump aus.
  • Politische Positionen. Clintons politische Positionen sind inhaltlich angreifbar. So diskutiert man in einer Demokratie. Trump aber gilt als in Sachfragen ahnungslos, ist völlig unberechenbar und bricht alle Tabus. Den entscheidenden Wechselwählern macht das Angst. Also sind diese im Zweifelsfall für Clinton.

Das spricht für einen Sieg von Donald Trump:

  • Frau als Gegnerin. Donald Trump hofft, dass die Umfragen trügen. Seine Kampagne war rassistisch und sexistisch. Das macht scheu, sich offen zu ihm zu bekennen. Im Wahllokal sieht das anders aus. In den 80er-Jahren wurden in den USA schwarze Politiker entgegen den Prognosen aufgrund ihrer Hautfarbe nicht gewählt. Es könnte auch genug heimliche Befürworter Trumps geben, die eine Frau als Präsidentin ablehnen.
  • Noch 14 offene US-Staaten. Nach den Vorhersagen auf der Internetseite realclearpolitics.com hat Trump erst 164 "Wahlmänner" sicher. Doch sind die Ergebnisse in 14 US-Staaten offen, und 158 Stimmen verfügbar. Das kann für eine Mehrheit reichen. CNN hat für das 538 Wahlmänner umfassende Kollegium ein Szenario für Trump mit dem knappstmöglichen Sieg von 270 zu 268 errechnet.
  • TV-Quoten. Trump muss weniger Geld für TV-Werbung ausgeben. Die Medien regen sich über seine Aussagen auf und verschaffen ihm Gratis-Sendezeit. Trumps sprachliche Entgleisungen bringen bessere Quoten und Reichweiten, also wird im Fernsehen aus seinen Reden mehr gezeigt und länger darüber diskutiert.
  • Verärgerte Wähler. "The Donald" muss keinen Sympathiewettbewerb gewinnen. Er ist das Ventil für verärgerte Wähler und schreit deren Frust heraus. Genauso schimpft Trump gegen das politische Establishment. Da schadet es nicht, wenn Politiker seiner Partei gegen ihn sind, sondern es verstärkt Trumps Image "gegen die da oben".
  • Populismus. Werden Wahlen nach Sachkompetenz entschieden? Wer für Trump ist, sieht sich wirtschaftlich und sozial in einer schlechteren Lage als vor ein paar Jahren. Zugleich will man auf die USA stolz sein. Da ist man für vollmundige Ankündigungen empfänglich. Dem Populisten Donald Trump helfen Emotionen und Sehnsüchte der Bevölkerung.

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