Obama-Vertrauter

Latino Tom Perez ist neuer Chef der US-Demokraten

Ausland
26.02.2017 08:47

Dreieinhalb Monate nach ihrer schweren Niederlage bei den Präsidenten- und Kongresswahlen haben die US-Demokraten einen neuen Vorsitzenden gewählt. Der frühere Arbeitsminister Tom Perez (55) setzte sich am Samstag bei einer Parteiversammlung in Atlanta mit 235 Stimmen knapp gegen den Kongressabgeordneten Keith Ellison durch, auf den 200 Stimmen entfielen. Der in der Dominikanischen Republik geborene Perez ist ein Vetrauter von Ex-Präsident Barack Obama und der erste Latino an der Spitze der Demokraten.

Perez gilt als Vertreter des Parteiestablishments und steht der klassisch liberalen Parteilinie nahe. Der 55-jährige Ex-Minister und Bürgerrechtsanwalt rief die Partei nach seiner Wahl zur Geschlossenheit auf, um dem rechtspopulistischen Präsidenten Donald Trump kraftvoll entgegentreten zu können.

Trump sei "der schlechteste Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten", sagte Perez. "Wir müssen sicherstellen, dass wir die Demokratische Partei einen und dass dieser Präsident nur eine Amtszeit haben wird."

Perez wurde in der Dominikanischen Republik geboren, er ist der erste Latino auf dem Posten des Demokraten-Chefs. Obama bezeichnete ihn in einer Glückwunschbotschaft als "Freund". Perez werde dafür sorgen, dass in der Demokratischen Partei "eine neue Generation von Führungsfiguren entsteht", erklärte Obama.

Afroamerikanischer Muslim Ellison als Vizeparteichef
Perez erklärte umgehend den unterlegenen Gegenkandidaten Ellison zum Vizeparteichef. Der afroamerikanische Muslim Ellison vertritt dezidiert linkere Position als Perez, er steht dem früheren Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders nahe. Für ihn hatte sich auch die zu einer Ikone der Linken aufgestiegene Senatorin Elizabeth Warren stark gemacht. So gab es nach der Bekanntgabe des Wahlsieges von Perez auch enttäuschte Ausrufe im Saal. Ursprünglich hatte es acht Kandidaten gegeben.

Ellison wäre von beiden Kandidaten das frischere Gesicht gewesen, aber Perez hat sich in seiner Zeit als Arbeitsminister als Fürsprecher Geringverdienender und der Mittelschicht einen Namen gemacht. So kämpfte er unermüdlich für eine Anhebung des Mindestlohnes und mehr Überstundengeld. Zuvor hatte sich Perez in der Bürgerrechtsabteilung des Justizministeriums für die Rechte von Minderheiten eingesetzt. Unter ihm wurde auch eine ganze Reihe von Ermittlungen gegen Polizisten wegen Vorwürfen der Diskriminierung oder Gewaltanwendung eingeleitet.

Die Parteivorsitzenden in den USA sind zwar mit deutlich weniger Machtbefugnissen ausgestattet als in manchen europäischen Ländern. Sie kümmern sich weitgehend um organisatorische Aufgaben wie zum Beispiel Spendensammeln, während andere führende Parteimitglieder etwa aus dem Kongress die inhaltliche Linie vorgeben. Viele Demokraten sehen in dem Wechsel an der Spitze des Parteivorstandes aber eine Chance, nach der Wahlniederlage vom November wieder Flagge zu zeigen.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele