EU prüft Beschwerde:

“Touristen zahlen in Venedig zehnmal mehr”

Ausland
13.05.2015 10:26
Ein Urlaub in Venedig hat einen Touristen dermaßen empört, dass er bei der EU-Kommission eine offizielle Beschwerde eingebracht hat. Grund: das liebe Geld. Ein Tag in der Lagunenstadt koste Einheimische durchschnittlich 12,40 Euro - Touristen würden dagegen mit etwa 136 Euro zur Kasse gebeten, so der Beschwerdeführer. Das widerspreche den Gleichbehandlungsgrundsätzen der EU.

Seit vielen Jahren wird die Preisgestaltung im malerischen Venedig von Touristen heftig diskutiert. Nun gehe die EU-Kommission den Vorwürfen offiziell nach, wie die italienische Zeitung "La Stampa" berichtet. Die Beschwerde wurde von einem Touristen mit italienischer sowie belgischer Staatsbürgerschaft, der anonym bleiben möchte, eingereicht.

Sogar öffentliche Toiletten kosten sechsmal mehr
Er kritisiert vor allem die großen Preisunterschiede für den Nahverkehr und Eintrittskarten, etwa für Museen, je nachdem, ob ein Einheimischer oder ein Tourist bezahlt. Auf fünf Seiten führt er die starken Schwankungen auf. So müsse ein Besucher etwa 18 Euro berappen, um den Dogenpalast zu besichtigen - Venezianer hingegen dürften gratis hinein. Auch der WLAN-Service der Stadt sei für diese kostenlos, alle anderen zahlten fünf Euro pro Tag.

Die Vaporetti - die Wasserbusse der Stadt - wiederum kosteten Touristen sieben Euro pro Fahrt, Einheimische müssten dagegen nur 1,30 Euro hinlegen. Und sogar auf öffentlichen Toiletten würden Besucher benachteiligt: 1,50 Euro werde für den Zutritt üblicherweise verlangt, Venezianer dagegen kämen mit 25 Cent davon.

Eine vierköpfige Familie zahle für einen durchschnittlichen Sightseeing-Tag in Venedig etwa 136 Euro, rechnet der Beschwerdeführer vor. Derselbe Tag koste Einheimische dagegen nur 12,40 Euro. Das sei ungerecht, so der Tourist gegenüber "La Stampa": "Die europäischen Verträge verlangen Reisefreiheit und die Gleichbehandlung aller EU-Bürger." Die Regeln in Venedig seien einzigartig in Europa. "Stellen Sie sich vor, die würden dasselbe in Paris, London oder Rom machen."

Venezianer: Preisnachlässe "kleiner Trost" für Touristenflut
Er hoffe, dass die EU dem nun einen Riegel vorschiebt. Die Venezianer hat er damit sicher nicht auf seiner Seite. Sie argumentieren laut der Zeitung, dass die Einheimischen Preisnachlässe verdient hätten für das Leben in der Stadt, die jedes Jahr von etwa 20 Millionen Touristen besucht wird.

Allein die Fortbewegung in den überfüllten Gassen sei für Venezianer oft eine Zumutung, heißt es, zudem würden so viele Häuser in Hotels und Pensionen verwandelt, dass viele Einwohner aufgrund der steigenden Preise auf das Festland ziehen müssten. Ein paar Euro Preisnachlass seien da "das kleinere Übel", so einer der Protestführer der Venezianer - "ein kleiner Trost für die 59.000 Menschen, die daran festhalten, in Venedig zu leben, das immer mehr zu Disneyland wird".

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