Informant ermordet?

Toronto: Mächtiger Stadtchef in Crack-Skandal verwickelt

Ausland
28.05.2013 19:32
Der Bürgermeister der kanadischen Metropole Toronto, Rob Ford, ist möglicherweise in einen massiven Drogenskandal verwickelt. Laut Berichten der Tageszeitung "Toronto Star" existiert ein Video, das den Stadtchef beim Rauchen von Crack zeigen soll. Ford wies die Anschuldigungen, die erstmals Mitte Mai erhoben wurden, als "lächerlich" zurück. Allerdings gibt es in dem Fall einige Ungereimtheiten. Womöglich wurde sogar ein Informant erschossen.

Begonnen hatte alles vor zwei Wochen auf dem US-Blog "Gawker". Ein Reporter berichtete, ein anonymer Informant habe ihm jenes Video angeboten, auf dem der Crack rauchende Ford zu sehen sei. Auch dem "Toronto Star" soll das Video gezeigt worden sein - "von Männern, die in den Drogenhandel verstrickt sind", so die Zeitung, die den Bürgermeister eindeutig erkannt haben will.

Medien sind ein "Haufen Maden"
Nach einer Woche auf Tauchstation wies Ford in der vergangenen Woche die Vorwürfe zunächst in einer TV-Erklärung zurück, in der es - etwas bemüht - hieß: "Ich konsumiere kein Crack-Kokain und ich bin nicht nach Crack-Kokain süchtig." Danach ging er in die Offensive, bestritt die Existenz des Videos und bezeichnete die Medien als einen "Haufen Maden".

"Gawker" bemühte sich unterdessen, das Video zu bekommen, für das der Informant 200.000 Kanadische Dollar (rund 150.000 Euro) haben wollte. Mittels einer öffentlichen Spendenkampagne gelang das schließlich bis Montag - allerdings war die Kontaktperson inzwischen untergetaucht, berichtete die Plattform.

Wurde Informant ermordet?
Richtig brenzlig könnte für Ford ein Foto werden, das der abgetauchte Insider den Medien zugespielt haben soll. Darauf soll der Bürgermeister zu sehen sein, wie er zwei junge Männer umarmt. Einer davon soll der 21-jährige Anthony Smith sein, der im März erschossen wurde. Laut "Globe and Mail" könnte der Getötete ursprünglich im Besitz des für Ford so gefährlichen Videos gewesen und wegen dessen "potenziell wertvollen Inhalts" ermordet worden sein.

"Globe and Mail" berichtete weiters darüber, dass die Familie des Bürgermeisters in der Vergangenheit "tief in die illegale Drogenszene verwickelt" gewesen sei. Allen voran soll Fords Bruder Doug in kriminelle Machenschaften verstrickt gewesen sein. Heute ist er Stadtrat in Toronto.

Stewart und Jagger witzeln
Das angebliche Drogen-Video ist mittlerweile Gesprächsthema weit über Kanadas größte Stadt hinaus. US-Fernsehcomedian Jon Stewart hat in seiner "Daily Show" bereits mehrfach auf die Affäre angespielt. Zuletzt konnte sich selbst Rock-Urgestein Mick Jagger beim Toronto-Konzert der Rolling Stones einen Seitenhieb nicht verkneifen, wie der "Spiegel" berichtete: "Wir werden heute Abend keine Witze machen", versicherte Jagger, widersprach sich jedoch im nächsten Atemzug selbst: "We're gonna crack right on with this show." ("Wir machen gleich weiter mit der Show.")

Der schwer angezählte Bürgermeister mit der Statur eines Wrestlers wird von kanadischen Medien grundsätzlich als nicht zimperlich beschrieben. Der 44-jährige parteilose Erzkonservative soll sich wenig um politische Korrektheit kümmern und auch vor rassistischen Klischees und Breitseiten gegen Trans- und Homosexuelle nicht zurückschrecken.

Mitarbeiter flüchten
Seine harte Schale wird Ford nun wohl auch brauchen. In den vergangenen Tagen sagten sich einige hochrangige Mitarbeiter vom Stadtoberhaupt los. So quittierten am Montag etwa Fords Pressesprecher und dessen Stellvertreter ihren Dienst. Erst am Freitag hatte Ford seinen Bürochef gefeuert.

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