Großrazzien

Terroranschlag in Berlin verhindert

Ausland
04.02.2016 12:21

Bei drei Razzien in Berlin, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen hat die deutsche Polizei am Donnerstag eine Islamistenzelle ausgehoben. Zwei Männer und eine Frau aus Algerien wurden festgenommen, weil sie einen Anschlag auf dem Alexanderplatz in Berlin geplant haben sollen. Zwei weitere Verdächtige, ebenfalls Algerier, wurden zwar ausfindig gemacht, blieben aber auf freiem Fuß. Laut Polizei stecken hinter den Anschlagsplänen offenbar dieselben Drahtzieher wie bei den Attentaten von Paris.

Wie die "Bild" berichtet, gilt ein Algerier, der in einem Asylheim in Attendorn in Nordrhein-Westfalen verhaftet wurde, als Hauptverdächtiger. Der 35-Jährige lebte seit rund drei Wochen mit seinen zwei kleinen Kindern und seiner 27-jährigen Ehefrau, für die ebenfalls die Handschellen klickten, in der Flüchtlingsunterkunft. Gegen beide hatten zuvor die algerischen Behörden Haftbefehle wegen Mitgliedschaft bei der IS-Terrormiliz erlassen. Sie waren im Herbst über die Balkan-Route nach Deutschland gekommen. In dem Verfahren wegen der Anschlagsplanungen sei die Frau keine unmittelbar Beschuldigte, sie gilt aber als mögliche Kontaktperson, sagte ein Polizeisprecher.

Die Ermittlungen liefen bereits seit Dezember. Die Kommunikation der Verdächtigen sei vom Bundesamt für Verfassungsschutz und von der Polizei überwacht worden. "Als sie nicht mehr über den Anschlag sprachen, war zu befürchten, dass sie ihre Planungen abgeschlossen hatten", berichtete der "Berliner Tagesspiegel". Deshalb sei am Donnerstag der Zugriff erfolgt. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass die Planungen in einem Frühstadium durchkreuzt wurden.

Die dritte Festnahme fand in Berlin statt. Laut Polizei lag gegen den 49-Jährigen ein Haftbefehl wegen Urkundenfälschung aus einem anderen Verfahren vor. Ein weiterer Verdächtiger, 31 Jahre alt, wurde in Berlin zwar in seiner Wohnung ausfindig gemacht, da gegen ihn kein Haftbefehl vorlag, wurde er aber nicht festgenommen. Es wurden auch gefälschte Reispässe sichergestellt.

Alleine in Berlin 450 Polizisten im Einsatz
Bei dem Großeinsatz der Ermittler waren alleine in Berlin 450 Polizisten im Einsatz, die vier Wohnungen durchsuchten. Auch eine Backstube und ein Restaurant am Alexanderplatz, wo zwei der Gesuchten zuletzt gearbeitet hatten, wurden unter die Lupe genommen. Die Männer sollen diese Jobs nur angenommen haben, um Informationen über das Anschlagsziel sammeln zu können.

Verbindung zu belgischer Islamistenszene
In Hannover in Niedersachsen war die Polizei ebenfalls im Einsatz. Der dort gesuchte Verdächtige hatte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen Verbindungen zur belgischen Islamistenszene. Der 26-Jährige sei vor wenigen Wochen mindestens einmal in die Brüsseler Gemeinde Molenbeek gereist, hieß es. Dort hatte auch der getötete mutmaßliche Drahtzieher der islamistischen Anschläge in Paris vom 13. November, Abdelhamid Abaaoud, gelebt. Molenbeek gilt als Islamistenhochburg.

Keine unmittelbare Anschlagsgefahr sieht das Bundeskriminalamt hingegen für die Karnevalszeit. Es lägen derzeit "keine Erkenntnisse über ein direkt bevorstehendes Ereignis" vor, hieß es am Donnerstag bei der Wiesbadener Behörde. Als Entwarnung wollte man diesen Umstand aber keinesfalls verstanden wissen: Die Gefährdungslage in Deutschland sei unabhängig vom Karnevalsgeschehen "unverändert hoch", was Anschläge angehe.

446 islamistische "Gefährder" in Deutschland
Die Sicherheitsbehörden haben im Jänner 446 Personen aus der Islamistenszene in Deutschland als sogenannte Gefährder eingestuft. Ihnen trauen Polizei und Geheimdienste zu, Terrorakte begehen zu können. Die Zahl ist so hoch wie nie zuvor, zum Teil sind auch Rückkehrer aus Kampfgebieten in Syrien und im Irak darunter. Mehr als 780 deutsche Islamisten sind bisher dorthin ausgereist - ein Drittel von ihnen ist inzwischen wieder in Deutschland. Etwa 1000 Menschen ordnen die Sicherheitsbehörden dem "islamistisch-terroristischen Spektrum" zu. Dazu gehören auch Unterstützer und Kontaktleute von "Gefährdern".

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele