Nach Referendum

Separatisten wollen Republik Venedig neu gründen

Ausland
23.03.2014 14:48
Nach dem Erfolg des Unabhängigkeitsreferendums in der norditalienischen Region Venetien (im Bild deren Hauptstadt Venedig), bei dem 89 Prozent der Teilnehmer ihr Ja zur Selbstbestimmung bekundet haben, wollen die Separatisten jetzt die 1797 von Napoleon zu Fall gebrachte Republik Venedig neu gründen. Die hohe Wahlbeteiligung beflügelt ihre Hoffnungen.

Die in Wahlurnen, per Telefon und im Internet erfolgte Befragung hat keine rechtliche Bindung - wohl aber einen hohen Symbolcharakter. Sie bezeugt den Rückhalt der Bevölkerung für ein offizielles Referendum. "Das Referendumsergebnis ist von historischer Bedeutung und übertrifft unsere rosigsten Erwartungen. Wir wussten, dass der Wille zur Selbstbestimmung im Veneto verbreitet ist, wir dachten jedoch nicht, dass er so stark ist", freute sich der Initiator der Referendumskampagne, Gianluca Busato.

Der 44-Jährige führt seit 2006 eine Kampagne für die Lostrennung des Veneto mit seinen fünf Millionen Einwohnern vom Rest Italiens. Dies soll seiner Ansicht nach auf Basis des Selbstbestimmungsrechts der Völker erfolgen. Busato, der wegen seiner separatistischen Kampagnen in der Vergangenheit Schwierigkeiten mit der italienischen Justiz bekommen hat, schaut aufmerksam auf ähnliche Bestrebungen in Europa - unter anderem in Katalonien und in Schottland, wo im September ein Volksentscheid zur Unabhängigkeit stattfindet. Sein Ziel ist, die Republik Venedig neu zu gründen, die 1.100 Jahre lang überlebt und eine der ersten Formen der Demokratie in Europa dargestellt hatte.

"Wir wollen, dass unsere Steuergelder hier bleiben"
Nach der nunmehrigen Volksabstimmung sollen sich jetzt die zehn Mitglieder eines neu gewählten Komitees auf internationaler Ebene um die Umsetzung des Referendumsantrags bemühen. Wie das konkret erfolgen soll, ist unklar. In einem ersten Schritt wollen die Separatisten dafür sorgen, dass keine Steuergelder mehr aus dem Veneto nach Rom fließen. "Die Region Veneto, eine der reichsten in ganz Europa, wird stets von einem parasitären Staat geplündert. Wir wollen, dass unsere Steuergelder hier bleiben. Das wird sich auch positiv auf den italienischen Staat auswirken, der wegen seiner Schulden in Europa schwere Unausgewogenheiten verursacht hat", betonte Busato, der in den 1990-Jahren der rechtsföderalistischen Gruppierung Lega Nord angehört hatte, sie jedoch wegen ihrer seiner Ansicht nach zu lauen Haltung in Bezug auf den Separatismus verlassen hatte.

Separatisten erwarten nun "Domino-Effekt" in Italien
Die Unabhängigkeitsbefürworter rechnen nach dem Referendum mit einem "Domino-Effekt" in Italien. "Andere Regionen Italiens, darunter die Lombardei, Friaul-Julisch Venetien und Sizilien, haben ihren Willen signalisiert, ein ähnliches Referendum zu organisieren. Wir sind bereit, ihnen unser Know-how für die Organisation einer Online-Volksbefragung zur Verfügung zu stellen", so Busato. Zusammenschlüsse mit Nachbarregionen, die sich von Italien trennen wollen, schließt der Politiker nicht aus.

Busato: "Wir haben eine große Zuneigung zu Österreich"
Busato ist der Ansicht, dass das unabhängige Veneto bestens mit Österreich kooperieren würde, zu dem es einst gehört hatte. Nach der endgültigen Niederschlagung der napoleonischen Herrschaft in Europa und dem die Restauration einleitenden Wiener Kongress fiel Venedig 1815 zusammen mit der Lombardei an Österreich. Erst 1866 wurde Venedig dem 1861 ausgerufenen Königreich Italien angeschlossen. "Wir haben eine große Zuneigung zu Österreich. Mit unserer Unabhängigkeit wird es mit Österreich zu neuen Wegen der Partnerschaft kommen, die bisher wegen der Zugehörigkeit des Veneto zu Italien nicht möglich waren. Vor allem im Wirtschaftsbereich kann die Zusammenarbeit viel enger werden", sagte Busato.

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