Mit 160km/h in Kurve

Schweres Zugunglück in Philadelphia: Mehrere Tote

Ausland
13.05.2015 22:03
Ein Zugunglück in der Nähe der US-Großstadt Philadelphia hat sieben Menschenleben gefordert, außerdem wurden rund 200 Menschen teils schwer verletzt. Sieben Waggons der Gesellschaft Amtrak entgleisten in der Nacht auf Mittwoch auf dem Weg zwischen Washington und New York. Spezialisten werten nun den Datenschreiber des Zuges aus, der ersten Erkenntnissen zufolge mit extrem überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen sein soll.

Im Amtrak-Zug 188 befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks 243 Menschen. Philadelphias Bürgermeister Michael Nutter sprach von einer "katastrophalen" Lage am Unglücksort. Alle sieben Waggons des Zuges, auch das Triebfahrzeug, waren aus den Schienen gesprungen und teilweise umgestürzt. Ein Waggon war sogar L-förmig verbogen.

"Die Leute wurden auf den Boden geworfen"
Der 19-jährige Max Helfman spürte eine plötzliche Erschütterung, ehe sich sein Waggon überschlug. "Die Leute wurden auf den Boden geworfen", sagte Helfman der Zeitung "Philadelphia Inquirer". Sitze seien aus der Verankerung gerissen worden und Koffer auf die Passagiere gefallen. Der 51-jährige Jeremy Wladis sagte der Zeitung, dass "Handys, Laptops, einfach alles" durch die Luft geflogen seien. Rettungskräfte suchten im Dunkeln zunächst mit Taschenlampen nach Verletzten. Mit Leitern versuchten sie, zu den Überlebenden in den umgestürzten Waggons vorzudringen.

Am Mittwoch wurden die Rettungs- und Bergungsarbeiten mit schwerem Gerät fortgesetzt. Bürgermeister Nutter bestätigte bei einer Pressekonferenz am Nachmittag ein siebtes Todesopfer. Die Leiterin des Katastrophenschutzes von Philadelphia, Samantha Phillips, sagte, über Nacht seien mehr als 200 Passagiere in Krankenhäusern der Stadt behandelt worden. Acht Menschen erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Die Behörden bemühten sich, die Listen der Krankenhäuser mit Vermisstenmeldungen abzugleichen.

Zug soll mit 160 km/h in Kurve gefahren sein
Die Nationale Behörde für Verkehrssicherheit schickte ein Ermittlerteam an den Unglücksort. Nutter sagte, dass die Black Box des Zuges in der Nacht gefunden worden sei. Auch der Zugführer, der verletzt wurde, sei bereits befragt worden. Nach Informationen der Ermittlungsbehörde war der Zug mit mehr als 160 Kilometern pro Stunde in eine Kurve gefahren, in der eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Stundenkilometern gilt.

Experten hatten zuvor auch einen Rad- oder Schienenschaden für möglich gehalten. Augenzeugen hatten berichtet, der vordere Zugteil habe bei der Einfahrt in die Kurve gewackelt.

Obama: "Das ist eine Tragödie, die uns alle berührt"
Amtrak teilte mit, dass der Bahnverkehr auf dem viel befahrenen Streckenabschnitt zwischen Philadelphia und New York wegen des Unglücks vorerst eingestellt worden sei. US-Präsident Barack Obama erklärte, er und seine Frau Michelle seien "schockiert und zutiefst betrübt" über das Zugunglück. Viele Menschen im Nordosten der USA würden Amtrak zur Fortbewegung nutzen. "Das ist eine Tragödie, die uns alle berührt."

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