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Schiffspriester: “Schettino heulte wie ein Kind”

Ausland
20.01.2012 19:29
Der Kapitän der havarierten "Costa Concordia" hat im Angesicht des Unglücks vor einer Woche "geheult wie ein Kind". Das teilte der Schiffspriester mit, der nach seiner eigenen Rettung gegen 2.30 Uhr mit Francesco Schettino gesprochen hatte. Laut dem Interview, das der 73-jährige "Concordia"-Geistliche Raffaele Malena der französischen Wochenzeitung "Famille Chretienne" gab, hielt Schettino ihn währenddessen "eine Viertelstunde lang eng umklammert".

Malena selbst hatte nach eigenen Angaben das Kreuzfahrtschiff gegen 1.30 Uhr verlassen, sich davor aber noch die Zeit genommen, um in der Schiffskapelle Jesus darum anzuflehen, "so wenig Leute wie möglich sterben zu lassen". "Das Jesus-Kind lag noch in seiner Krippe, ich weinte und sprach mit ihm", sagte der Priester, der inzwischen in sein kalabrisches Dorf Ciro Marina zurückgekehrt ist.

Schettino: "Habe Pflichten erfüllt"
Schettino selbst versicherte unterdessen, dass er alles unternommen habe, um die Passagiere und die Besatzungsmitglieder in Sicherheit zu bringen. "Wenn ich einen Fehler gemacht habe, bin ich bereit, dafür die Verantwortung zu übernehmen. Man muss aber zuerst klären, welchen Fehler ich gemacht habe", wurde der unter Hausarrest stehende Schettino von seinem Rechtsanwalt Bruno Leporatti zitiert.

Der Rechtsanwalt des Kapitäns forderte die Entlassung seines Mandanten aus dem Hausarrest in seinem Heimatort Meta di Sorrento südlich von Neapel. Es bestehe keine Fluchtgefahr, sein Mandant habe außerdem keine Möglichkeit, für die Ermittlungen benötigtes Beweismaterial zu unterschlagen, beteuerte der Anwalt.

"Phantom" meldete sich zu Wort
Schettino bestritt außerdem, dass sich die junge Moldawierin Domnica Cemortan mit ihm auf der Kommandobrücke befand, als es zur Havarie kam (siehe Infobox). Er habe auch nicht zu viel getrunken. Schettino war vor einigen Tagen einem Drogen- und Alkoholtest unterzogen worden, deren Resultate noch nicht bekannt gegeben wurden. Ein Besatzungsmitglied hatte behauptet, dass der Kapitän vor der Havarie beim Abendessen mit der blonden Moldawierin viel getrunken habe. Diese bestritt diese Aussagen vehement. "An Bord gibt es überall Videoanlagen. Es ist für Besatzungsmitglieder streng verboten, im Dienst zu trinken", sagte die Frau, die zunächst nur unter dem Namen "Phantom" bekannt geworden war.

Domnica Cemortan bestritt auch, dass sie die Geliebte des Kapitäns sei, wie italienische Medien spekuliert hatten. Die Frau gab an, Hostess der Reederei Costa Crociere gewesen zu sein. Sie habe auf der "Costa Concordia" Urlaub machen wollen. Bei Schettino sei sie nur deshalb gewesen, um seine Anweisungen für russische Passagiere zu übersetzen.

Suchaktion dauert an
Inzwischen werden noch 20 Vermisste des Unglücks gesucht. Die Suchaktion wurde am Freitag mithilfe eines Unterwasser-Roboters fortgesetzt. Die Angehörigen der Vermissten versammelten sich am Freitag in der kleinen Kirche der Insel Giglio für eine Gebetswache. Elf Todesopfer wurden bisher gemeldet, acht davon konnten identifiziert werden.

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