Terrorexperte warnt:

“Radikalisiert wird man nicht nur in Rakka”

Ausland
03.12.2016 12:11

Nach der Polizeibehörde Europol hat auch der Anti-Terror-Beauftragte der Europäischen Union vor einer wachsenden Anschlagsgefahr gewarnt und rasche Gegenmaßnahmen gefordert: "Es ist genauso wichtig, die Personen im Blick zu haben, die in Europa leben, nicht reisen, die keinen direkten Kontakt zu einer Terrororganisation haben und sich im Internet selbst radikalisieren. Man braucht nicht nach Rakka zu gehen, um sich zu radikalisieren", sagte der EU-Beauftragte Gilles de Kerchove der Tageszeitung "Welt".

Je mehr das "Kalifat" des IS kollabiere, desto wahrscheinlicher sei es, "dass die Terrororganisation durch Anschläge zeigen will, dass sie noch am Leben ist", so de Kerchove. "Nach unseren Erkenntnissen hat der IS auch dazu aufgerufen, nicht mehr in die Kampfgebiete zu kommen, sondern in Europa zu kämpfen."

Neben Kontrolle sei auch verstärkte Prävention wichtig: "Lehrer, Sozialarbeiter, Justizangestellte in den Gefängnissen, Eltern und Gemeinden müssen wissen, wie sie Zeichen einer Radikalisierung erkennen und damit umgehen. Und wir sollten die IS-Ideologie im Internet herausfordern und rechtzeitig Gegenbotschaften entwickeln."

Fallen IS-Hochburgen, kehren die Kämpfer zurück
Sobald die IS-Hochburgen Mossul im Irak und Rakka in Syrien fielen, sei eine verstärkte Rückkehr von europäischen Kämpfern zu erwarten. Dschihadisten dürften versuchen, im Flüchtlingsstrom nach Europa zu kommen, sagte de Kerchove. "Wir brauchen im Umgang mit ausländischen Kämpfern, die nach Europa zurückkehren, dringend einen gesamteuropäischen Ansatz."

Nötig seien eine einheitliche Risikobewertung von Rückkehrern, schnellerer Zugang zu den Kommunikationsnetzen der Terroristen und eine bessere Beweissicherung, so der EU-Beauftragte. Die Zahl der Kämpfer aus Europa in Syrien und im Irak habe sich im Vergleich zu früheren Jahren auf etwa 2500 halbiert: "Die Zahl derjenigen Europäer, die jetzt noch in die Kampfgebiete des IS reisen, ist gering."

Gefahr durch Cyberterroristen steigt
Ein weiteres Problem sei die zunehmende Bedrohung durch Cyberterroristen, so de Kerchove: "Wenn man sieht, wie ausgebufft der IS im Umgang mit sozialen Netzwerken ist, ist damit zu rechnen, dass sie auch Leute haben, die wissen, wie man die IT-Systeme von Staudämmen oder Gasversorgern stört."

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