Rede an die Nation

Putin: “Erdogan wird Jet-Abschuss noch bereuen”

Ausland
03.12.2015 13:28
Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Donnerstag in seiner großen Rede an die Nation der türkischen Führung erneut die Unterstützung von Terroristen vorgeworfen. "Wir wissen, wer jetzt in der Türkei den Terroristen hilft, sich zu bereichern, indem das gestohlene Erdöl verkauft wird", polterte Putin. Das türkische Volk sei fleißig, aber das "Regime" in Ankara sei "verräterisch". Es werde den Abschuss eines russischen Kampfjets noch bedauern.

Diese "Komplizenschaft mit Terroristen" werde Russland niemals vergessen. "Wir haben Verrat immer als eine der niedrigsten Taten betrachtet. Lasst jene in der Türkei, die unseren Piloten in den Rücken geschossen haben, dies wissen", erklärte der russische Präsident. Den Abschuss werde die Türkei noch bereuen. "Vielleicht weiß nur Allah, warum sie das gemacht haben. Allah beschloss, die regierende Clique in der Türkei zu bestrafen, und hat sie um den Verstand gebracht", ätzte Putin.

Putins Vorwürfe für Erdogan "nicht sehr moralisch"
Erdogan hat die Vorwürfe aus Moskau über angebliche Ölgeschäfte seiner Familie mit der IS-Terrormiliz umgehend zurückgewiesen. "Meine Familie mit hineinzuziehen, ist eine nicht sehr moralische Seite dieser Angelegenheit", sagte Erdogan Donnerstagmittag in Ankara. Die Türkei habe Belege dafür, dass der größte Ölhändler mit dem IS ein russisch-syrischer Staatsbürger sei. Erdogan wiederholte seine Ankündigung, er werde zurücktreten, sollte Russland belegen können, dass die Türkei Öl mit dem IS handle.

Putin warnte außerdem vor der Terrorgefahr aus Syrien, wo IS-Dschihadisten laut CNN-Informationen vom Donnerstag offenbar eine russische Geisel geköpft haben. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es allerdings noch nicht. "Eine besondere Gefahr geht heute von den Kämpfern aus, die sich in Syrien angesammelt haben", sagte er vor etwa 1000 russischen Amts- und Würdenträgern im Kreml.

Die Einmischung von außen habe in Ländern wie Syrien und dem Irak Chaos geschaffen. Die russischen Streitkräfte in Syrien kämpften dagegen mit Zustimmung von Präsident Bashar al-Assad und seien erfolgreich gegen den Terror.

Scharfe Worte auch von türkischem Premier
Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu schoss umgehend scharf zurück: "Niemand schenkt den Lügen der sowjetischen Propagandamaschinerie Beachtung", sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu in Ankara. "Die sowjetischen Charaktereigenschaften Russlands, die von den Sowjets übrig geblieben sind und von denen wir dachten, sie hätten sie in den letzten 20 bis 25 Jahren nach dem Kalten Krieg vergessen, kommen nach und nach ans Tageslicht."

Video: Türkische Luftwaffe schießt russischen Kampfjet ab

Der russische Außenminister Sergej Lawrow will am Donnerstag mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu zusammenkommen. Das Gespräch soll am Rande eines Treffens der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in der serbischen Hauptstadt Belgrad stattfinden. Es ist das erste hochrangige bilaterale Treffen seit dem Flugzeugabschuss.

Wirtschaftliche Lage in Russland bleibt kritisch
Putin stimmte sein Land außerdem auf eine Fortdauer der schwierigen wirtschaftlichen Lage ein: Die Rohstoffpreise, vor allem für Öl, seien auf längere Sicht niedrig. Die Situation sei nicht kritisch, allerdings befänden sich einige Industriezweige, darunter die Bau-, Automobil- und Leichtindustrie, in einer "Risikozone". Auf die Sanktionen des Westens gegen Russland will Putin mit einer Ausweitung der unternehmerischen Freiheiten reagieren. "Wir müssen das Vertrauen zwischen der Staatsmacht und der Wirtschaft stärken und das Geschäftsklima im Land verbessern", sagte er. Die Freiheit des Unternehmertums sei eine der wichtigsten ökonomischen und gesellschaftlichen Fragen.

Die EU hatte am Mittwoch angekündigt, ihre Strafmaßnahmen wegen der Ukraine-Krise um ein halbes Jahr zu verlängern. Moskau hält die Sanktionen für ungerechtfertigt.

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