Klarer Sieger

Obama punktet bei entscheidendem TV-Duell

Ausland
23.10.2012 14:29
US-Präsident Barack Obama hat das letzte TV-Duell gegen seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney zwar gewonnen, muss aber weiter um den Wahlsieg bangen. Thema der Debatte am Montagabend (Ortszeit) in Florida war die Außenpolitik. Beide Kandidaten schwenkten jedoch wiederholt zu innenpolitischen Belangen und Wirtschaftsfragen über, die bei den Amerikanern einen deutlich höheren Stellenwert haben. Während Obama seinen Rivalen forscher anging, erreichte Romney ersten Umfragen zufolge sein Ziel, sich staatsmännisch zu präsentieren.

Das Streitgespräch zur besten Sendezeit (in voller Länge hier ) war die letzte große Gelegenheit für beide Männer, sich einem Millionen-Publikum zu präsentieren. Ob Syrien, Iran oder China - trotz unterschiedlicher Rhetorik waren sich Obama und Romney in vielen Fragen im Kern einig. Gleich mehrfach sagte Romney in diesem dritten TV-Duell: "Sie haben recht, Herr Präsident." Dagegen versuchte sich Obama als starker "Commander in Chief" (Oberbefehlshaber) zu präsentieren. Über weite Strecken spielte er die außenpolitische Erfahrung seiner ersten Amtszeit aus.

Blitzumfragen der US-Sender CNN und CBS News nach der Debatte zeigten Obama zwar als deutlichen Sieger mit bis zu 30 Prozentpunkten Vorsprung. Die Zuschauer waren aber dennoch uneinig darüber, ob die Debatte ihre Wahlentscheidung beeinflussen wird.

Innenpolitische Belange kamen immer wieder zur Sprache
Beide Kandidaten nutzten trotz des vorgegeben Themas die Debatte, um erneut Themen wie Arbeitsplätze, das Budget, Klassengrößen in Schulen, Staatshilfen für die Autoindustrie und Steuererleichterungen für kleinere Betriebe aufzugreifen.

In der Außenpolitik selbst warf Romney Obama vor, im Kampf gegen Islamisten lediglich auf Drohnenangriffe zu setzen und keine umfassende Strategie zu verfolgen. "Wir können uns aus diesem Schlamassel nicht 'heraustöten'", erklärte er.

Obama warf Romney wiederum fehlenden außenpolitischen Instinkt vor. "Jedes Mal, wenn Sie eine Meinung geäußert haben, lagen Sie falsch", sagte er. Der Präsident kritisierte, dass Romney den Einmarsch in den Irak unter seinem Vorgänger George W. Bush unterstützt habe. Außerdem habe der Republikaner Russland im Wahlkampf als größten geopolitischen Feind der USA bezeichnet. "Der Kalte Krieg ist seit 20 Jahren vorbei", hielt Obama seinem Herausforderer vor.

Weitgehende Einigkeit herrschte dagegen beim Atomkonflikt: Beide Männer erklärten ihre Solidarität mit Israel und betonten übereinstimmend, sie würden den Verbündeten gegen einen iranischen Angriff schützen. Sie zeigten sich auch einig, dass im Atomstreit mit dem Iran ein Militäreinsatz gegen die Nuklearanlagen der islamischen Republik nicht ausgeschlossen werden könne.

Romney patzte wieder einmal - Obama ein wenig herablassend
Romney trat betont gelassen auf. Selbst Patzer brachten ihn nicht aus der Ruhe. So sprach er irrtümlich von einer iranisch-syrischen Nachbarschaft und verwechselte Syriens Staatschef Bashar al-Assad mit dem früheren UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Das korrigierte er aber sofort. Immer wieder versuchte Romney, die Debatte in Richtung Innenpolitik zu ziehen, unter anderem mit dem Verweis auf die hohe Arbeitslosigkeit im Land.

Während Romney zurückhaltender wirkte, zeigte Obama Biss und machte an einer Stelle sogar einen herablassenden Eindruck. Zu der Kritik des Republikaners, die US-Marine habe so wenige Kriegsschiffe zur Verfügung wie seit dem Ersten Weltkrieg nicht mehr, erklärte der Präsident: "Wir haben auch weniger Pferde und Bajonette." Weiter sagte Obama: "Wir haben diese Dinge, die 'Flugzeugträger' genannt werden, auf denen Flugzeuge landen. Wir haben diese Schiffe, die unter dem Wasser fahren - Atom-U-Boote."

Immer noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen
Obama hatte bei der ersten Debatte Anfang des Monats einen überraschend passiven Eindruck gemacht. Romney konnte danach in landesweiten Umfragen zu ihm aufschließen. Daran konnte auch die zweite Debatte nichts ändern, die allgemein als Erfolg für Obama verbucht wurde. Der Politikwissenschaftler Jamie Chandler ging davon aus, dass auch die dritte Debatte das Gesamtbild nicht wesentlich ändern wird. "Die Debatte über Außenpolitik spielt die geringste Rolle bei den Wählern, die einfach kein großes Wissen über internationale Fragen haben." Bruce Buchanan von der University of Texas sprach von einem Auftritt, nach dem sich "beide Seiten gut fühlen werden".

In den jüngsten Reuters/Ipsos-Umfragen war der Vorsprung von Obama so gering, dass von einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgegangen wird. Dies dürfte Experten zufolge bis zum Tag der Stimmabgabe am 6. November der Fall bleiben.

Allerdings wird der Präsident der USA nicht durch eine landesweite Wahl bestimmt, sondern über ein Wahlmänner-Kolleg nach getrennten Abstimmungen in den einzelnen US-Staaten. Hier liegt Obama nach Berechnungen des "New York Times"-Wahlblogs FiveThirtyEight in Führung. Der Wahlkampf dürfte sich in den letzten zwei Wochen auf die "Swing States" wie Ohio und Florida konzentrieren, wo das Ergebnis auf der Kippe steht und besonders viele Wahlmänner zu holen sind.

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