Terror wird getrotzt

Neuer Besucheransturm auf Berliner Weihnachtsmarkt

Ausland
25.12.2016 15:45

Nach dem blutigen Terroranschlag am vergangenen Montag mit zwölf Toten und mehr als 50 Verletzten hat der Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz seit Donnerstag wieder geöffnet - und kann sich seither über einen neuen Besucheransturm freuen. "Der Andrang ist riesengroß, die Anteilnahme nimmt immer mehr zu", sagte Klaus-Jürgen Meier, der Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft City, am Sonntag gegenüber "Spiegel Online".

Meier berichtete zudem von "einer großen Welle der Hilfsbereitschaft". Nach vielen Nachfragen von den Standbetreibern und Besuchern ist inzwischen ein Spendenkonto für Opfer und Angehörige eingerichtet worden. Die drei Initiatoren, die Arbeitsgemeinschaft City, der Schaustellerverband Berlin und der Landesverband des Roten Kreuzes, wollen damit auch den Schaustellern helfen.

Weihnachtsmarkt bis 1. Jänner geöffnet
Der Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche soll wie geplant bis zum 1. Jänner geöffnet bleiben. Am 31. Dezember werde es noch einmal einen Gottesdienst geben, sagte Meier. Bei dem Jahresendgottesdienst, der traditionell vor allem für die Schausteller sei, werde natürlich auch der Opfer des Terroranschlags am Breitscheidplatz gedacht.

Online-Petition für getöteten polnischen Lkw-Fahrer
Eine Online-Petition forderte unterdessen das Bundesverdienstkreuz für den polnischen Lkw-Fahrer Lukasz U., der beim Anschlag auf dem Beifahrersitz saß und mit dem Täter gekämpft haben soll. Dadurch habe er wohl mehreren Menschen das Leben gerettet. Inzwischen hat die Petition fast 25.000 Unterstützer.

Fall Amri: Mögliche Helfer und Fluchtroute im Fokus
Die Ermittlungen nach dem Anschlag laufen auch an den Weihnachtsfeiertagen mit Hochdruck. Unter anderem soll geklärt werden, ob der mutmaßliche Attentäter Anis Amri ein Unterstützernetzwerk, Mitwisser oder Gehilfen hatte. Der 2015 nach Deutschland gekommene Tunesier war nach Überzeugung der Ermittler der Mann, der am Montagabend mit einem gestohlenen Sattelzug in den Weihnachtsmarkt gerast war.

Der 24-jährige Amri ist französischen Medieninformationen zufolge über Lyon und Chambery nach Italien gelangt, wo er am Freitag bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet wurde. Der Terrorverdächtige habe am vergangenen Donnerstag in Lyon das Bahnticket für Italien gekauft, berichtete die Wochenzeitung "Journal de Dimanche" mit Verweis auf eine hochrangige Quelle im Pariser Innenministerium.

Amri habe einen zweiten Fahrschein nach dem Umsteigen in Chambery in einem nach Mailand führenden Hochgeschwindigkeitszug in bar gelöst, ergänzte der Radiosender Europe 1. Staatspräsident Francois Hollande sei am Donnerstag ebenfalls in Chambery in der Region Savoyen gewesen, um ein Krankenhaus einzuweihen. Wegen dieses Besuches seien Kontrollen am Bahnhof nicht vorrangig gewesen, so der Sender. Ermittler werteten Aufnahmen von Überwachungskameras der Bahnhöfe Lyon Part-Dieu und Chambery aus. Wie der Terrorverdächtige nach Lyon kam, sei nicht bekannt.

Neffe von Amri gesteht Unterstützung
In Tunesien nahmen Sicherheitskräfte am Samstag drei Männer fest, die mit dem mutmaßlichen Attentäter in Verbindung stehen sollen. Einer der Verdächtigen sei der Neffe Amris, teilte das Innenministerium in Tunis mit. Der Neffe soll nach Angaben tunesischer Sicherheitskräfte gestanden haben, dass er mit dem mutmaßlichen Attentäter auf einem verschlüsselten Weg über eine Nachrichtenapp in Kontakt gestanden sei.Sein Onkel habe gewollt, dass er nach Deutschland komme und der Terrormiliz Islamischer Staat die Treue schwöre.

Tunesier wegen Rückführung von Extremisten in Sorge
Angesichts des Terroranschlags haben unterdessen hunderte Menschen in Tunesien gegen die Rückführung von mutmaßlichen Extremisten in das nordafrikanische Land protestiert. Die Demonstranten versammelten sich außerhalb des Parlaments in der Hauptstadt Tunis, wie lokale Medien berichteten. Bilder zeigten Menschen mit Plakaten, auf denen unter anderem "Nein zu Terrorismus" stand. Der Protest am Samstag wurde demnach von verschiedenen zivilen Gruppen organisiert.

Zugleich schlagen jetzt auch die tunesischen Sicherheitsdienste Alarm. Es drohe eine massenhafte Rückkehr tunesischer Dschihadisten in ihre Heimat, warnte die nationale Gewerkschaft der inländischen Geheimdienste am Sonntag in einer Erklärung. Wenn die Regierung diese nicht mit "außergewöhnlichen Maßnahmen" bekämpfe, drohe Tunesien zu einem neuen "Somalia" zu werden, hieß es weiter.

Bei Einsätzen im Irak, in Syrien oder in Libyen hätten die Extremisten eine militärische Ausbildung erhalten und könnten jegliche Arten von hochentwickelten Kriegswaffen bedienen, warnte die Gewerkschaft. Zurück in Tunesien könnten sich die Islamisten "Schläferzellen" anschließen. "Ihre Rückkehr zu akzeptieren wird dazu beitragen, dass sich der Kreis des Terrorismus vergrößert", hieß es in der Erklärung.

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