"Anakonda 2016"

NATO-Riesenmanöver in Polen empört Russland

Ausland
07.06.2016 16:41

Mehr als 30.000 Soldaten, 3000 Fahrzeuge und Panzer, mehr als 100 Flugzeuge und Hubschrauber, zahlreiche Schiffe: Die polnische Armee hat am Dienstag mit NATO-Beteiligung das Riesenmanöver "Anakonda 2016" gestartet. Zehn Tage lang werden insgesamt 24 Staaten mit der demonstrativ gegen Russland gerichteten Übung militärisch Stärke zeigen und den Verteidigungsfall proben. "Massive Kampfkraft" und "Abschreckung" sind dabei Schlüsselwörter. Moskau ist empört und behält sich "alle möglichen Reaktionen" vor.

Das Großmanöver, über das auf einer eigens eingerichteten Website berichtet wird, endet am 17. Juni - genau drei Wochen vor Beginn des NATO-Gipfels in der polnischen Hauptstadt Warschau, bei dem das Bündnis weitere Beschlüsse zu seiner Stärkung in Osteuropa fassen will. Sie sind Folge des Ukraine-Konflikts und der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland, seit der viele osteuropäische NATO-Mitglieder ihre eigene Sicherheit durch Moskau bedroht sehen.

Großaufgebot an US-Soldaten
Obwohl die seit 2006 alle zwei Jahre stattfindenden "Anakonda"-Übungen eigentlich als rein nationales polnisches Manöver abgehalten werden, wurde diesmal die NATO mit eingebunden. So stellen heuer die USA mit 14.000 Soldaten das größte Aufgebot. Ziel sei es, die Einbindung der polnischen Streitkräfte "in alliierte, gemeinsame und multinationale Umfelder" zu üben, erklärte dazu die US-Armee. Das Manöver solle das Ziel der Rückversicherung Verbündeter sowie "Abschreckungsmaßnahmen" unterstützen, "indem alliierte Verteidigungsfähigkeit demonstriert wird".

An der Eröffnungszeremonie in Warschau waren am Dienstag 2000 Fallschirmspringer aus Polen, den USA und Großbritannien beteiligt. In den folgenden Tagen sind unter anderem Flug- und Raketenabwehrübungen, der Umgang mit chemischen, biologischen und nuklearen Bedrohungen sowie Hubschrauberangriffe in der Nacht vorgesehen. Die deutsche Bundeswehr, die sich mit rund 400 Soldaten beteiligt, will auch "mehr als 800 Meter Brückengerät einsetzen und damit erstmals eine mehr als 300 Meter lange amphibische Brücke bauen". Der dabei geplante Übergang über die Weichsel sei demnach "weltrekordverdächtig".

Klare Provokation in Richtung Moskau
Viele Beobachter sehen "Anakonda 2016" jedoch mit gemischten Gefühlen. Das liegt vor allem daran, dass die Polen zu dem Manöver nicht nur zahlreiche NATO-Staaten, sondern auch Streitkräfte aus Russlands Nachbarländern Ukraine und Georgien eingeladen haben. Das gilt als klare Provokation in Richtung Moskau, denn kaum etwas ist der russischen Regierung so sehr ein Dorn im Auge wie die Annäherung der beiden Staaten an das westliche Militärbündnis.

"Dieses Manöver schürt Spannungen"
Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnte am Montag, man behalte sich "alle möglichen Reaktionen auf die NATO-Aktivitäten" vor. Sein Stellvertreter Alexej Meschkow hatte den Westen bereits in der Vorwoche scharf kritisiert: "Wir sind überzeugt, dass dieses Manöver destabilisierend und dass sein Hauptziel ist, Spannungen entlang der russischen Grenze zu schüren", sagte er. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, die Übungen würden das "Vertrauensdefizit im Verhältnis zum Westen" weiter verstärken.

NATO rüstet an Grenze zu Russland weiter auf
Die NATO wiederum wies in den vergangenen Tagen mehrmals darauf hin, dass es sich bei "Anakonda" nicht um eine Übung der Allianz, sondern eben um ein Manöver unter polnischer Führung handelt - ein eher halbherziger Versuch, die Wogen in letzter Minute etwas zu glätten, denn noch vor wenigen Wochen war man bei der Wortwahl nicht ganz so genau gewesen: Da hatte das Bündnis "Anakonda" als "größte Übung der Alliierten in diesem Jahr" bezeichnet. Als unstrittig gilt auch, dass die NATO bei ihrem Gipfeltreffen am 8. und 9. Juli in Warschau beschließen wird, die Aufrüstung in den an Russland grenzenden Mitgliedsstaaten weiter voranzutreiben.

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