Straßen verschüttet

Nach Erdbeben: Neuseeland meldet erste Todesopfer

Ausland
14.11.2016 07:30

Nach einem schweren Erdbeben der Stärke 7,8 in Neuseeland sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Das Epizentrum lag etwa 90 Kilometer von der Stadt Christchurch entfernt und traf vor allem dünn besiedelte Regionen des Landes. An einigen Küsten brachen mehr als zwei Meter hohe Tsunami-Wellen herein. Hunderte teils starke Nachbeben erschütterten die Region, darunter eines der Stärke 6,2. Zahlreiche Straßen wurden zerstört, Hunderte Häuser teils schwer beschädigt. Wie heftig die Erdstöße waren, zeigt das Video oben.

Premierminister John Key bestätigte bereits nach dem ersten schweren Beben den Tod von zwei Menschen. Demnach starb ein Mensch 150 Kilometer nördlich von Christchurch, eine weitere Person im nahe gelegenen Fischerdorf Kaikoura. Es sei nicht auszuschließen, dass die Opferzahl weiter steige, sagte Key.

Helfer mussten mit Hubschraubern in die am stärksten betroffenen Gebiete gebracht werden. Straßen wurden zerstört, Eisenbahnverbindungen waren unterbrochen, der Fährverkehr wurde ausgesetzt. Hunderte Häuser wurden teils schwer beschädigt, in größeren Landstrichen fiel der Strom aus. Einige Gebiete mussten evakuiert werden. Betroffen sind vor allem Provinzstädte. "In den größeren Städten sind die Schäden offenbar überschaubar", sagte der Chefökonom der ASB-Bank, Nick Tuffley.

Hundertjährige aus Trümmern gerettet, Sorgen wegen Dammbruch
Besonders betroffen ist der Ort Kaikoura etwa 180 Kilometer nördlich von Christchurch. Er hat rund 2000 Einwohner. Dort wurde laut Medienberichten eine Hundertjährige aus den Trümmern ihres Hauses gerettet. Eine Person kam ums Leben, wie der Arzt des Kaikoura-Krankenhauses im Fernsehen bestätigte.

Wegen Hochwassergefahr am Clarence River auf der Südinsel wurden die Bewohner des Bezirks Marlborough aufgerufen, "sich sofort in höhere Lagen zu begeben", berichtete das öffentlich-rechtliche Radio. Nördlich von Kaikoura war ein Erdrutsch in das Flussbett des Clarence niedergegangen und hatte das Wasser gestaut. Am Montag brach der so entstandene Damm wieder und es kam zu einer Flutwelle.

Ministerium warnt: "Ereignis von lebensbedrohlichem Ausmaß"
Nach dem schweren Erdbeben hatte es auch Tsunami-Warnungen gegeben. Das Zivilschutzministerium bezeichnete die erwarteten bis zu fünf Meter hohen Wellen in seiner Warnmeldung zunächst als "ein Ereignis von lebensbedrohlichem und landesweitem Ausmaß". Später schwächte die Behörde die Tsunamiwarnung leicht ab, warnte aber weiter vor Risiken.

Die erste Welle hatte die Nordostküste der Südinsel laut dem Zivilschutz bereits wenige Stunden nach dem Erdbeben erreicht. Über Stunden könnten weitere Wellen auflaufen, die erste Welle müsse nicht die größte sein, hieß es. Zwei Meter hohe Wellen erreichten schließlich die Küsten. Die Warnung galt von der Halbinsel Banks südlich von Christchurch bis zur Nordspitze der Südinsel Neuseelands sowie für die 900 Kilometer östlich im Pazifik gelegenen Chatham Islands.

Das Beben ereignete sich kurz vor Mitternacht Ortszeit - rund 12 Uhr unserer Zeit am Sonntag - in einer Tiefe von zehn Kilometern und hatte eine Stärke von 7,8. Das Epizentrum lag 91 Kilometer nordöstlich von Christchurch, das mit mehr als 350.000 Einwohnern die größte Stadt der Südinsel Neuseelands ist. Die Bewohner der Uferzonen verließen ihre Häuser in Richtung höher gelegener Stadtteile. Es wurde dichter Autoverkehr gemeldet. Viele Menschen blieben aber, standen auf den Straßen und teilten auf Mobiltelefonen mit, dass sie wohlauf seien.

Die Erschütterungen waren heftig, wie Videos z.B. auf Twitter zeigen:

Nach dem Beben versammelten sich zahlreiche Einwohner von Christchurch auf den Straßen, wie Bilder und unter anderem dieses Video eines Autofahrers zeigen.

Nur Minuten nach Beginn des Bebens um 23.02 Uhr gab es auf Twitter bereits die ersten Meldungen zu lesen. So hieß es in einem Tweet: "Das ganze Land dürfte jetzt wach sein." Andere sprachen von einem minutenlangen Beben, Bücher seien von den Regalen gefallen. "Es war furchteinflößend." Bilder von Schäden in Wohnungen wie umgefallene Ziegelmauern, eingerissene Plafonds oder beschädigtes Mobiliar wurden geteilt.

Die Reporterin Rachel Thomas berichtete aus Hataitai am Stadtrand von Wellington, sie und ihre Mitbewohner seien vom Ächzen des Daches geweckt worden. "Unser Nymphensittich fiel von seiner Stange. Wir drei drängen uns im Morgenmantel unter dem Küchentisch mit einem zitternden Vogel zwischen uns."

Weitere Bilder zeigten zerbrochene Glasscheiben, mit Splittern übersäte Gehsteige, Risse in Straßendecken und zerbrochene Weinflaschen, die in einem Supermarkt aus dem Regal gefallen waren.

Das Beben war nicht nur in Christchurch auf der Südinsel, sondern auch in Wellington, Taranaki, Hamilton und Auckland auf der Nordinsel sehr deutlich zu spüren. In Hamilton gab es etwa für Wayne Timmo ein unsanftes Erwachen, als die Küchenmarkise gegen das Fenster schlug. "Das Wasser im Swimmingpool des Nachbarn schwappte hin und her, und die vom Erdbeben geweckten Leute liefen auf die Straße", sagte er.

In der Hauptstadt Wellington sammelten sich Hunderte Menschen in den Straßen, während Alarmsirenen heulten und Feuerwehr- und Polizeifahrzeuge durch die Straßen jagten. Von einigen Gebäuden waren Mauerteile auf die Straße gefallen. In der Nähe des Civic Square zitterten Hotelgäste in Bademänteln und warteten darauf, in ihr Gebäude zurückkehren zu dürfen. In einer nahen Bar trotzten die Stammgäste dem Chaos, sie tranken und rauchten weiter.

Viele Neuseeländer drückten ihre Sorge um ihre von dem Beben am meisten betroffenen Mitbürger in Christchurch aus.

Neuseeland ist in den vergangenen Jahren immer wieder von Erdbeben betroffen gewesen. So wurden im Februar 2011 bei einem Erdbeben der Stärke 6,3 insgesamt 185 Menschen getötet. Rund 10.000 Häuser wurden teilweise schwer beschädigt bzw. zerstört. Ende August und Anfang September dieses Jahres wurden in Neuseeland erneut mehrere schwere Erderschütterungen registriert.

Neuseeland liegt am sogenannten Ring of Fire rund um den Pazifik. In dieser hufeisenförmigen Zone befindet sich etwa die Hälfte aller aktiven Vulkane weltweit. Das Gebiet reicht von der südamerikanischen Westküste über die Westküste der USA, Russland und Japan bis nach Südostasien und Neuseeland.

Eine der geologisch gefährlichsten Regionen der Welt
Längs des "Ring of Fire" treffen verschiedene Erdplatten aufeinander und es kommt zu Verschiebungen - die Folge sind Vulkanausbrüche, Erdbeben und Tsunamis. Die Region gilt als eine der geologisch gefährlichsten Zonen weltweit. Etwa 90 Prozent aller Erdbeben ereignen sich dort.

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