Persönliche Vorwürfe

Moskau: “Erdogan in Ölhandel mit IS verstrickt”

Ausland
03.12.2015 09:03
Im diplomatischen Streit mit der Türkei hat die russische Regierung nun mit schweren Vorwürfen nachgelegt: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und dessen Familie seien in Ölgeschäfte mit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat verwickelt, sagte der russische Vizeverteidigungsminister Anatoli Antonow am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Moskau. Während dieser wurden auch Satellitenaufnahmen präsentiert, die die Vorwürfe belegen sollen.

Vizegeneralstabschef Sergej Rudskoi zufolge hat Russland mithilfe von Satellitenaufnahmen die drei wichtigsten Wege für IS-Öl in die Türkei ermittelt. An der Grenze würden Tanklaster unkontrolliert von türkischen Behörden ins Land gelassen, sagte der Generalleutnant.

"Erdogans Familie in Handel verstrickt"
Vizeverteidigungsminister Antonow sagte, es habe sich herausgestellt, dass die Türkei der "Hauptkonsument dieses von seinen rechtmäßigen Besitzern Syrien und Irak gestohlenen Erdöls" sei. "Laut den verfügbaren Informationen ist die führende politische Klasse, darunter Präsident Erdogan und seine Familie, in diesen illegalen Handel verstrickt." Der "Zynismus der türkischen Regierung" sei "grenzenlos", so Antonow.

Sergej Misinzew, der Chef des Nationalen Verteidigungszentrums Russlands, erklärte zudem: "Allein in der vergangenen Woche wurden vom Territorium der Türkei aus rund 2000 Mann, mehr als 120 Tonnen Munition und knapp 250 Fahrzeuge für den IS und die Al-Nusra-Front (syrische Terrororganisation, Anm.) nach Syrien geschmuggelt."

Das Video unten zeigt die Pressekonferenz der russischen Militärführung:

Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte auch Videos, die die Bombardierung mehrerer Öltanks unter IS-Kontrolle zeigen.

Am 24. November hatte die türkische Armee im türkisch-syrischen Grenzgebiet einen russischen Kampfjet abgeschossen, einer der beiden Piloten wurde später in Syrien getötet. Seitdem ist das Verhältnis zwischen Moskau und Ankara äußerst gespannt. Russland beschloss ein Bündel von Sanktionen gegen die Türkei.

Erdogan: "Wenn das bewiesen wird, trete ich zurück"
Am Montagabend hatte Russlands Präsident Präsident Wladimir Putin erklärt, die Türkei habe den Kampfjet offenbar abgeschossen, um Öllieferungen des IS in ihr Territorium zu schützen. In vom IS und "anderen terroristischen Organisationen" kontrollierten Gebieten gefördertes Erdöl werde "massiv" in die Türkei geliefert. Erdogan wies diese Vorwürfe empört zurück und erklärte, wenn "so eine Sache bewiesen" würde, würde er zurücktreten.

Außenminister-Treffen zwischen Russland und Türkei
Erste hochrangige Kontakte zwischen Moskau und Ankara nach dem brisanten Zwischenfall soll es nun auf Außenminister-Ebene geben: Russlands Chefdiplomat Sergej Lawrow wird sich während der zweitägigen OSZE-Außenminister-Tagung in Belgrad mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu zu einer Unterredung treffen. "Wir wollen den türkischen Standpunkt klären, da sie (die Türken, Amn.) auf diesem Treffen beharren", sagte Lawrow nach einem Treffen mit dem serbischen Außenminister Ivica Dacic. "Es wäre traurig, falls es nichts Neues geben sollte", so der russische Chefdiplomat. Das Treffen von Lawrow und Cavusoglu wird das erste seit dem Abschuss des Kampfflugzeuges vor einer Woche sein.

"Sollte der Abschuss des russischen Flugzeuges seitens der türkischen Luftabwehr auf die Untergrabung der Anstrengungen ausgerichtet gewesen sein, eine einheitliche Front (gegen den Islamischen Staat, Anm.) zu bilden, so kann ich euch versichern, dass dies nicht gelungen ist und nicht gelingen wird", so Lawrow weiter. Russland schlage vor, die türkische Grenze zu Syrien und zum Irak zu schließen, um den illegalen Erdölhandel zu unterbinden, aus dem sich der IS finanziere, sagte der russische Außenminister.

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