Gericht entscheidet

Missbrauch in Indien: Mädchen (10) will abtreiben

Ausland
16.05.2017 12:47

Ein junges Mädchen in Indien bangt nach einer Vergewaltigung durch den Stiefvater, ob ihm das Gericht die Erlaubnis zur Abtreibung erteilt. Die Zehnjähige hatte sich erst nach der 20. Schwangerschaftswoche ihrer Mutter anvertraut - das indische Recht verbietet Schwangerschaftsabbrüche nach diesem Zeitpunkt.

Das Mädchen wurde von ihrem Stiefvater vergewaltigt und geschwängert, als ihre Mutter arbeiten war, berichtete die Polizei im nördlichen Bundesstaat Haryana am Dienstag. Die Exekutive fordert nun eine gerichtliche Erlaubnis für einen Schwangerschaftsabbruch nach der 20. Woche. Gesetzlich erlaubt ist eine Abtreibung dann nur noch bei Gefahr für das Leben der Schwangeren.

Das Mädchen hatte ihrer Mutter erst nach Ablauf der 20-Wochen-Frist von der Vergewaltigung erzählt, die Mutter schaltete daraufhin eine Beratungsstelle und die Polizei ein. Das Mädchen hat den Angaben zufolge bei der Polizei ausgesagt und wird psychologisch und medizinisch betreut. Der Stiefvater wurde festgenommen und sitzt in Haft.

Immer wieder Vergewaltigungen in Indien
In Indien hatten zuletzt mehrere Frauen, darunter auch Opfer von Vergewaltigungen und Menschenhandel, eine richterliche Erlaubnis für eine Spätabtreibung beantragt. 2015 hatte das Oberste Gericht einem 14-jährigen Mädchen, das durch eine Vergewaltigung schwanger geworden war, eine Spätabtreibung erlaubt. Frauenrechtsgruppen fordern inzwischen, Abtreibungen bis zur 24. Schwangerschaftswoche zu erlauben, da Vergewaltigungsopfer eine Schwangerschaft oft lange geheim halten.

In Indien sind sexuelle Übergriffe auf Frauen und Mädchen weit verbreitet. Jedes Jahr werden fast 40.000 Fälle angezeigt. Experten vermuten aber, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt, da viele Opfer aus Angst vor sozialer Ächtung lieber schweigen.

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