"Werden verrückt"

Millionen “Haiyan”-Opfer warten weiter auf Hilfe

Ausland
11.11.2013 11:35
Nach dem verheerenden Taifun "Haiyan" auf den Philippinen mit vermutlich deutlich mehr als 10.000 Toten warten zahllose Überlebende weiterhin verzweifelt auf Hilfe. Mehr als eine halbe Million Menschen hat ihre Häuser verloren oder musste fliehen, wie die UNO bekannt gab. Viele hatten auch am dritten Tag nach dem Taifun keinen Zugang zu Lebensmitteln, Trinkwasser oder Medikamenten.

Von dem Sturm sind nach UN-Angaben insgesamt etwa 9,5 Millionen Menschen betroffen. Panik scheint es nicht zu geben, viele Personen gehen vielmehr "wie betäubt" durch die Straßen, hieß es in Augenzeugenberichten. Manche suchen in Trümmern nach Brauchbarem. Soldaten sind im Einsatz, um Plünderungen zu unterbinden.

"Die Menschen werden verrückt"
Ein Anrainer beschrieb die Situation mit dramatischen Worten: "Die Menschen werden verrückt. Sie plündern die Geschäfte, um Reis und Milch zu finden. Ich habe Angst, dass sie sich wegen des Hungers in einer Woche gegenseitig umbringen."

Um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen, wurden etwa 100 Soldaten in die Küstenstadt Tacloban geschickt, die der Taifun besonders hart getroffen hatte. Darüber hinaus sind Hunderte Pioniere im Umkreis der Stadt im Einsatz, um Straßen freizuräumen.

Leichen verwesen in den Straßen
In der Stadt verwesen bei Temperaturen von mehr als 30 Grad die herumliegenden Leichen in den Straßen. Anrainer berichteten von unvorstellbarem Geruch. Die Lokalbehörden bereiteten Massengräber vor. Den wegen des schweren Erdbebens im Oktober ohnehin strapazierten Rettungskräften droht zunehmend die Überforderung.

Nur drei Transportflugzeuge des Militärs sind vom nahe gelegenen Flughafen in Cebu aus im Einsatz, um das Katastrophengebiet mit dem Nötigsten zu versorgen. Laut Ärzte ohne Grenzen wurden der Flughafen in Tacloban und viele Straßen zerstört, es sei fast unmöglich, Telefonate zu führen. Die Organisation bringt in den kommenden Tagen nach eigenen Angaben 200 Tonnen Hilfsgüter in die Region. Hilfszusagen kamen auch aus den USA.

Präsident: "Unsere Priorität sind die Lebenden"
Die philippinische Regierung hat die am Wochenende kursierende Totenzahl von mehr als 10.000 noch nicht kommentiert. Die offiziell bestätigte Zahl liegt bei 492, gilt aber als viel zu niedrig. "Wir wollen niemanden alarmieren, der nach Verwandten sucht", sagte Präsident Benigno Aquino. "Unsere Priorität sind die Lebenden."

Der Polizeichef der Provinz Leyte sagte örtlichen Medien, die Rettungskräfte hätten viele Orte entlang der Küsten noch gar nicht erreicht. Die Aufräumarbeiten könnten in den nächsten Tagen durch weitere Regenfälle erschwert werden. Ab Dienstag sind heftige Niederschläge vorhergesagt.

Der Sturm war am Freitag mit Windstärken von mehr als 300 Kilometern pro Stunde über den Inselstaat in Südostasien hinweggefegt. Er ist einer der stärksten Taifune, die jemals auf Land trafen. Viele vergleichen den Sturm, der heftige Wassermassen bewegte, mit dem Tsunami des Jahres 2004 im Indischen Ozean.

"Haiyan" zieht weiter: Tote und Vermisste in China
Mittlerweile hat "Haiyan" die Küste Vietnams erreicht. Der Wirbelsturm traf am Sonntagabend etwa 160 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Hanoi auf Land. "Haiyan" schwächte sich nach Angaben der Meteorologen inzwischen deutlich ab und erreichte nur mehr Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h. Ausläufer des Sturms forderten am Montag drei Todesopfer in China.

In Vietnam mussten 800.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. In der südchinesische Provinz Hainan wurden rund 40.000 Bewohner evakuiert. Neben den drei Todesopfern gilt die siebenköpfige Crew eines chinesischen Frachtschiffs als vermisst.

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