Immer mehr Anhänger

Malediven: Auch Urlaubsparadies in Fängen des IS

Ausland
08.03.2016 12:29

Neuer Nährboden für Dschihadisten: Auf den Malediven, Traumziel vieler Urlauber, steigt der Zulauf zur Terrormiliz IS rasant an. "250 IS-Kämpfer kommen inzwischen auf nicht einmal 350.000 Einwohner. Das wäre so, als wären in Deutschland 80.000 IS-Kämpfer beheimatet", klagte Ahmed Naseem, Ex-Außenminister des islamischen Inselstaats im Indischen Ozean. Die militanten Islamisten rekrutieren sich aus kriminellen Gangs in der Hauptstadt Male und sorgen dort für Unruhen. Die Touristengebiete seien davon aber nicht betroffen, weshalb es auch noch keine Reisewarnung gibt.

Wie Naseem gegenüber der "Bild" mitteilte, sei die hohe Arbeitslosigkeit und ein merkbarer Anstieg der Zahl Drogenabhängiger der Hauptgrund, warum sich immer mehr Bürger auf den Malediven dem IS anschließen und nach Syrien oder in den Irak auswandern. "Radikale Prediger nutzen die Unzufriedenheit und Ausweglosigkeit vieler aus und versuchen, sie auf ihre Seite zu bringen. Die Prediger sagen ihnen, dass es besser sei, auf dem Wege Gottes zu sterben, als auf den Malediven ins Gefängnis zu gehen", sagte Naseem.

In Relation zur Einwohnerzahl (Stand Jänner 2012: 328.536) findet der IS dem Ex-Minister zufolge nirgendwo auf der Welt so viele Rekruten. "Mehr als zehn Kämpfer von den Malediven sind bislang im Irak und in Syrien getötet worden", so Naseem.

Demonstranten ziehen mit IS-Fahnen durch die Hauptstadt
Die Situation in Male sei angespannt. Immer öfter ziehen Demonstranten mit IS-Fahnen durch die Straßen, Andersgläubige und nichtreligiöse Muslime werden als Menschen zweiter Klasse betrachtet und beschimpft. Parolen wie "Schickt die Demokratie zur Hölle" und "Der Islam wird die Welt beherrschen" seien dabei zu hören.

"Präsident unternimmt nichts dagegen"
Schuld an den Zuständen sei laut Naseem Präsident Abdulla Yameen Abdul Gayoom, der seit einem Militärputsch 2013 den Inselstaat diktatorisch regiert. "Er lässt es zu, dass sich terroristische Zellen im Land ausbreiten, und unternimmt nichts dagegen." Gegen andere Gruppierungen aber würde Gayoom mit äußerster Brutalität vorgehen und sich strikt an die Scharia - das strenge islamische Recht - halten. "Anwälte der Opposition werden bedroht, attackiert und eingesperrt, auf Ehebruch steht Steinigung und auf Demonstrationen Gefängnis", sagte Naseem.

Hoffen auf eurpäische Regierungen
Dass das Urlauberparadies in naher Zukunft auch gefährlich für Touristen sein könnte, glaubt Naseem jedoch nicht, da sich die IS-Sympathisanten ausschließlich in der Hauptstadt aufhalten würden und nicht an den Touristenstränden. Er hoffe, dass die internationale Gemeinschaft dennoch einschreitet und den jetzigen Präsidenten von der Macht verdrängt. "Und dafür braucht es auch die Hilfe vieler europäischer Regierungen. Noch können wir die Malediven retten", sagte Naseem.

Morddrohungen gegen Star-Anwältin Amal Clooney
Der Ex-Außenminister lebt mittlerweile in England, eine Rückkehr auf die Malediven sei für ihn nach seinen öffentlichen Aussagen unmöglich. "Die würden mich sofort einsperren", so Naseem. Doch auch seine Anwältin Amal Clooney, Frau des Hollywood-Stars George Clooney, lebt gefährlich und braucht bereits Personenschutz. In einem aktuellen Fall vertritt Clooney nämlich den Ex-Präsidenten der Malediven, Mohamed Nasheed (Bild unten).

Dieser wurde 2012 wegen seiner anti-islamischen Haltung seines Amtes enthoben. Die Staatsanwaltschaft fordert nun wegen angeblich verübter terroristischer Straftaten 13 Jahre Haft. Weil Amal Clooney den Ex-Präsidenten juristisch vertritt, soll sie mehrere Morddrohungen erhalten haben. Die millionenschwere Clooney-Villa in England wird seither rund um die Uhr von mehreren Bodyguards streng bewacht.

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