YouTube-Hit

Kurzfilm zeigt Männern: So fühlt sich Sexismus an

Ausland
13.02.2014 12:50
Ein bedrückender Kurzfilm hat sich zum YouTube-Hit entwickelt: Eleonore Pourriat zeigt in "Majorité Opprimée" (Unterdrückte Mehrheit), was alltäglicher Sexismus, aber auch sexuelle Gewalt für Frauen bedeuten. Um dies herauszuarbeiten, hat sie Männer und Frauen die Rollen tauschen lassen - Macho-Gehabe und versuchte Vergewaltigung durch Frauen inklusive.

Die französische Filmemacherin Pourriat ist vom Erfolg des Kurzfilms einigermaßen überrascht, ist er doch schon vier Jahre alt. Zwar gewann sie mit "Majorité Opprimée" einen Preis beim Filmfestival von Kiew, doch weltweit bekannt wurde der zehnminütige Streifen erst, als sie ihn vergangene Woche auf YouTube stellte. Über fünf Millionen Menschen haben den Kurzfilm seither gesehen.

Sie selbst sei nie sexuell bedroht worden, erzählte sie gegenüber dem britischen "Guardian", doch als junge Frau sei sie auf der Straße ständig mit unangenehmen Blicken und ungewollten Anmachsprüchen konfrontiert gewesen. Ihr Ehemann sei aber vollkommen überrascht gewesen, dass dies zum Alltag vieler Frauen gehört.

Kurzfilm dreht Verhältnisse um
Mit "Majorité Opprimée" ist es Pourriat gelungen, zu verdeutlichen, wie unangenehm alltäglicher Sexismus für Frauen ist und wie verstörend sexuelle Gewalt wirkt. Dabei beginnt ihr Werk ganz harmlos: Hauptdarsteller ist der schüchtern wirkende Pierre, der morgens mit seinem Kind unterwegs ist. An der Haustür begegnet er einer Nachbarin, die herablassend meint, sie solle wohl besser mit seiner Ehefrau als mit ihm sprechen. Beim Verlassen des Hauses wird Pierre dann von einer oben ohne joggenden Frau angebaggert.

Beim Abliefern des Kindes in der Spielgruppe bemerkt Pierre, dass der Betreuer neuerdings verschleiert ist. Seine Frau wolle es so, erklärt dieser. Kurze Zeit später wird Pierre auf dem Fahrrad von einer Obdachlosen verbal belästigt. Sehr explizit schreit sie allerlei sexuelle Handlungen hinüber. Kurz darauf versucht eine Gruppe Frauen, Pierre anzubaggern. Er widerspricht, woraufhin ihn die Frauen in eine dunkle Gasse drängen, ihm ein Messer an den Hals halten (siehe Screenshot oben), ihn beschimpfen und drohen, ihn zu vergewaltigen. Sie ziehen ihm das Hemd aus, begrapschen ihn am ganzen Körper, verletzen ihn.

"Sieh nur, wie du dich anziehst!"
Schnitt zur Polizeistation, wo Pierre - gerade noch der Vergewaltigung entkommen - vor einer Polizistin eine Aussage macht, die das Ganze nicht so recht glauben will. Pierre droht sie mit einer Anzeige wegen Beamtenbeleidigung, den Kollegen nennt sie "Süßer". Schließlich wird Pierre endlich von seiner Frau Marion abgeholt. Die hat allerdings auch nicht mehr Mitgefühl anzubieten und erklärt, Pierre sei ja offenbar selbst schuld an der versuchten Vergewaltigung: "Sieh nur, wie du dich anziehst!" Mit kurzen Hosen, einem kurzärmligen Shirt und Flipflops dürfe sich Pierre eben nicht beschweren.

Erst am Ende kehrt die Realität zurück und Marion geht in der Dunkelheit allein eine Straße entlang - begleitet von all den bedrückenden sexistischen Bemerkungen und Drohungen, die Frauen tagtäglich begegnen.

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