Kinder in Panik

Grölender Mob attackiert Flüchtlingsbus in Sachsen

Ausland
19.02.2016 18:21

Im ostdeutschen Bundesland Sachsen haben rund 100 Menschen einen Bus mit Flüchtlingen vor einer Asylunterkunft blockiert. In Clausnitz, einem Ortsteil der Gemeinde Rechenberg-Bienenmühle, stoppten sie den Bus bei seiner Ankunft am Donnerstagabend, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) verurteilte die Blockade scharf. Doch auch das rüde Vorgehen der Polizei wurde kritisiert.

Weinende Kinder, denen die Panik ins Gesicht geschrieben steht. Menschen, die sich ängstlich in die Sitze kauern und den Bus nicht verlassen wollen. Und draußen ein grölender Mob, der den Flüchtlingen "Wir sind das Volk" und "Nach Hause mit euch" entgegenschreit: Die Videos aus Clausnitz machen derzeit in den sozialen Medien die Runde und sorgen für Entsetzen.

"Eine Schande", "Man könnte im Boden versinken", "Ihr seid nicht das Volk", lauten da die Kommentare. Selbst hartgesottene Asylkritiker verurteilen die Übergriffe - besonders angesichts der anwesenden Kinder.

Auch Sachsens Innenminister Ulbig sagte am Freitag, es sei "zutiefst beschämend, wie hier mit Menschen umgegangen wird". Statt zu versuchen, sich in die Situation der Flüchtlinge zu versetzen, gingen einige Leute "mit plumpen Parolen" gegen die schutzsuchenden Menschen vor. "Das kann ich nur verurteilen", so der Minister.

Kinder von Polizei aus Bus gezerrt
Doch nicht nur die Randalierer, auch die Polizei muss sich harte Kritik gefallen lassen. Die vor Ort anwesenden Beamten wirkten überfordert. Flüchtlingskinder wurden von ihnen aus dem Bus gezerrt, wie ein zweites Video zeigt. Ulbig dazu: "Ich habe mir das Video angesehen. Die Bilder sprechen ihre Sprache. Das Innenministerium wird den Einsatz der Polizeidirektion Chemnitz mit allen Beteiligten umgehend auswerten. Erst dann können wir Konsequenzen ziehen."

Sachsens Innenminister war immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik gewesen, da er besonders die rechte Szene und die Pegida-Bewegung nicht in den Griff zu bekommen scheint. So wurden in der ersten Feburarwoche gleich vier sächsische Flüchtlingsunterkünfte attackiert. Die Angreifer versuchten, Feuer zu legen, und warfen Steine gegen Fenster. Auch aus Nordrhein-Westfalen und Bayern wurden immer mehr derartige Übergriffe gemeldet. So wird sich Deutschland wohl nicht nur fragen müssen, wie viele Flüchtlinge es noch aufnehmen kann - sondern auch, wie lange es diese demokratiefeindlichen und gewalttätigen Bewegungen noch hinnimmt.

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