Brutaler Wahlkampf

F: “Mehl-Attacke” auf Sarkozys Rivalen Hollande

Ausland
01.02.2012 21:35
Im französischen Präsidentschaftswahlkampf staubt’s derzeit ordentlich: Der größte Herausforderer von Nicolas Sarkozy, Francois Hollande, ist am Mittwoch Opfer einer ungewöhnlichen Attacke geworden. Eine 45-jährige Frau bewarf Hollande bei einer Veranstaltung in Paris mit einer Packung Mehl - und hüllte damit den Sozialisten mitsamt seinem Rednerpult in eine dicke weiße Wolke. Das Motiv für die Tat, die bei den Anwesenden für einiges Schmunzeln sorgte, blieb unklar.

Obwohl die Hälfte seines Gesichts sowie seine Brille und sein Anzug komplett mit Mehl bedeckt waren, fuhr der sichtlich überraschte Hollande mit seiner Rede fort. Danach unterschrieb der reichlich mitgenommen wirkende 57-Jährige auch noch einen von der Abbé-Pierre-Stiftung, die ihn zu der Veranstaltung eingeladen hatte, vorgeschlagenen "Sozialpakt" zur Bekämpfung der Wohnungsnot in Frankreich.

Die "Attentäterin" wiederum - von Journalisten zu ihrer Aktion befragt - meinte lediglich, in ihrer Heimatstadt Lille werde sie von den dort regierenden Sozialisten "ermordet". Deshalb müsse alles unternommen werden, um einen Sieg Hollandes bei der Wahl zu verhindern.

In Meinungsumfragen liegt Hollande seit Monaten vor Sarkozy. Jüngste Umfragen sehen den Sozialisten für den ersten Wahlgang am 22. April bei rund 28 Prozent, seinen konservativen Kontrahenten bei 23 Prozent. An dritter Stelle folgt Front-National-Kandidatin Marine Le Pen mit 21 Prozent.

Sarkozy als "Widerling" bezeichnet
Bereits zu Beginn des Wahlkampfs vor einem Monat stand Hollande im Fokus der Öffentlichkeit - auch damals ungewollt. Der Sozialist hatte Anfang Jänner einige Journalisten zum Mittagessen eingeladen, darunter auch einen Vertreter der Nachrichtenagentur AFP. Das Gespräch war "off the records", die Aussagen hätten also nicht verbreitet werden dürfen. Dennoch berichtete die Zeitung "Le Parisien" tags darauf, Hollande hätte Sarkozy als "Widerling" bezeichnet.

Tatsächlich hatte der sozialistische Präsidentschaftskandidat in der Runde erklärt, Sarkozy werde versuchen, sich im Wahlkampf als der "mutige Steuermann" zu präsentieren. Dabei tat Hollande vor den Medienvertretern so, als ob er als Sarkozy zu den Franzosen spreche und meinte ironisch: "Ich bin der Präsident des Misserfolgs, ich bin ein Widerling, aber in diesen schwierigen Zeiten bin ich der einzig Handlungsfähige."

Sarkozys konservative Regierungspartei UMP reagierte mit großer Empörung auf den Sager. Die Ministerin für Ausbildung und berufliche Bildung, Nadine Morano, erklärte, die Bemerkungen seien "unerträglich und unerhört", und forderte von Hollande - ebenso wie Regierungssprecherin Valerie Pecresse - eine "öffentliche Entschuldigung". Und Verteidigungsminister Gerard Longuet nannte Hollande einen "schlechten Kandidaten" - denn wenn er den Wahlkampf schon so beginne, dann könne dieser nur mittelmäßig werden.

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