1500 Rückkehrer

Experte: Noch 2500 Europäer kämpfen für den IS

Ausland
12.09.2017 09:42

Im Irak und in Syrien kämpfen nach Meinung des Anti-Terror-Beauftragten der EU, Gilles de Kerchove, noch etwa 2500 Europäer für die Terrormiliz Islamischer Staat. Diese Personen bereiten dem Experten aber weniger Sorgen als die etwa 1500 Personen, die aus dem Kampfgebiet wieder zurückgekehrt sind, sowie die weiteren Sympathisanten des IS, die in Europa leben. Denn die Terrororganisation hat ihre Strategie geändert.

"Wir hatten 5000 Europäer, die im Irak und in Syrien für den dschihadistischen IS gekämpft haben. Davon sind 1500 Personen zurückgekommen und etwa 1000 Kämpfer gestorben. Von den rund 2500 europäischen Kämpfern, die heute noch im Irak oder in Syrien verblieben sind, werden viele im Kampf sterben oder vom IS getötet werden, weil die Organisation keine Deserteure duldet", sagte de Kerchove der "Welt". Andere Kämpfer würden in Krisengebiete wie Somalia und Jemen weiterziehen. Er erwarte nicht, dass viele IS-Kämpfer nach Europa zurückkehrten.

Terroristen sollen im direkten Lebensumfeld angreifen
Die Gefahr sei trotzdem groß: "Wir stellen fest, dass sich die Strategie des IS verändert hat", sagte de Kerchove. Die Terrororganisation rufe die Europäer nicht mehr auf, zum Kampf nach Syrien oder in den Irak zu kommen, sondern in ihrem direkten Lebensumfeld anzugreifen. Dabei gingen die Angreifer zunehmend nach einem neuen Muster vor. De Kerchove: "Die Terroristen verfolgen jetzt eher die sogenannte Strategie der 1000 Schritte: Statt komplexer und detailliert geplanter Angriffe wie am 11. September lieber kleinere Attacken mit weniger logistischem Aufwand - aber davon möglichst viele."

Es müsse eine bessere Kooperation mit im Kampfgebiet eingesetzten Militärkräften geben, um Informationen wie gesammelte Fingerabdrücke für die europäischen Sicherheitsbehörden zu erhalten, forderte de Kerchove. Um IS-Rückkehrer identifizieren zu können, sei zudem ein Austausch biometrischer Daten innerhalb der EU "unbedingt erforderlich".

Al-Kaida gewinnt wieder an Stärke
Unterdessen gewinnt das Al-Kaida-Netzwerk nach Einschätzung von US-Experten wieder an Stärke. Zwar stelle der IS derzeit "die größte terroristische Bedrohung" dar, Al-Kaida in Syrien sei aber "besorgniserregend", sagte der ehemalige Anti-Terrorismus-Chef des Weißen Hauses, Joshua Geltzer, am Montag bei einer Diskussion der Stiftung New America. Größte Sorge bereitet den Experten die sunnitische Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) in Syrien.

Diese übernahm im August die Kontrolle über die nordsyrische Stadt Idlib. Die Gruppe präsentiere sich gemäßigter als der IS und hoffe somit auf neue Anhänger - vor allem angesichts der Verluste des IS in dem Land und im Irak. Die jüngeren HTS-Anführer folgten dem Beispiel des IS, über soziale Medien neue Mitglieder zu gewinnen, und hoffen auf Anhänger, die vom noch extremeren Vorgehen des IS abgeschreckt seien. Über kurz oder lang könnte die Al-Kaida wieder die größte Bedrohung darstellen.

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