Jamala gewinnt ESC

Die Krimtatarin, die Putin die Stirn bietet

Musik
15.05.2016 14:13

"Ich wusste, dass es die Menschen berühren kann, wenn man über etwas Wahres singt." Die frisch gekürte Siegerin des 61. Eurovision Song Contest, Jamala, hat sich am Samstagabend mit ihrer Ballade "1944" in die Herzen der Zuschauer gesungen. Mit ihrem Lied über die Vertreibung ihrer Minderheit durch Sowjetdiktator Josef Stalin setzte sich die 32-Jährige gegen ihre Konkurrenz durch und erntete nicht zuletzt auch von der Regierung in der ukrainischen Hauptstadt Kiew sowie Bürgermeister Vitali Klitschko großes Lob und Beifall. Kritik hagelte es - wenig überraschend - von russischer Seite. Zoe, die für Österreich an den Start ging, belegte den 13. Platz.

(Bild: kmm)

"Fantastisch" und "verrückt" habe sie ihren Triumph beim Song Contest erlebt, beschreibt die Sängerin ihre Gefühle bei der Pressekonferenz in der Nacht auf Sonntag in Stockholm. "Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass man einfach nur an das glauben muss, was man tut", so Jamala glücklich.

Ihre traurige Kriegsballade traf die Zuschauer offenbar mitten ins Herz - und ist dabei durchaus auch als politisches Statement zu werten. Zwar handelt ihr Lied vordergründig von der Deportation der Krimtataren unter Stalin - wobei Jamala weder Stalin noch die Krimtataren tatsächlich erwähnt -, natürlich ist es aber auch als Kommentar zur aktuellen politischen Lage auf der von Wladimir Putins Russland annektierten Halbinsel zu sehen.

Dennoch lässt die 32-Jährige bei einigen Textzeilen durchaus tiefer blicken: Im Refrain wird etwa mit den Worten "Ihr habt meinen Frieden geraubt" auf das Schicksal der Minderheit indirekt hingewiesen.

Das Siegerlied des 61. Song Contest hier im Video:

Lob von Poroschenko und Klitschko
Vom Sieg und Erfolg völlig begeistert zeigten sich nicht nur die Sängerin und ihre Fans, sondern auch die Regierung in Kiew. "JA!!! Unglaublicher Auftritt und Sieg! Die ganze Ukraine dankt dir von Herzen, Jamala!", richtete Präsident Petro Poroschenko aus.

Regierungschef Wladimir Groisman sagte: "Bravo, Jamala ist die Beste! Ich gratuliere sehr zum Sieg! Ruhm der Ukraine!" Und auch der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko ließ es sich nicht nehmen, die 32-Jährige mit Lob zu überschütten. "Jamala, du bist ein Prachtkerl! Ich habe an dich geglaubt. Dass die Ukraine mit deiner Stimme erfolgreich erklingt. Denn du bist echt", schrieb der Ex-Boxer.

Außenminister Pawel Klimkin teilte mit: "Die Wahrheit gewinnt immer, wie Jamala und die Ukraine heute Nacht. Gratulation und vielen Dank. Und nicht vergessen, die Krim gehört zur Ukraine", ließ auch er sich einen politischen Seitenhieb nicht nehmen.

Russland: "Politisches Schlachtfeld"
Wenig erfreut über Jamalas Triumph zeigte sich am Tag nach dem Song Contest Russland. Mehrere Abgeordnete kritisierten den Sangesbeitrag der 32-Jährigen als politisch motiviert, von einem "politischen Schlachtfeld", einem "Ergebnis der antirussischen Politik" und einem "Sieg des Kalten Krieges" des Westens gegen Russland war die Rede, wie die Agentur Tass berichtete. Das Siegerlied über die Vertreibung der Tataren sei kein Beitrag zum gesamteuropäischen Kulturdialog, dem sich der Wettbewerb verschrieben habe, sagte etwa Außenpolitiker Alexej Puschkow.

Zoe dank Publikum auf 13. Platz
Und wie erging es Österreichs Kandidatin Zoe? Sie konnte mit "Loin D'Ici" bei den Zuschauern ordentlich punkten und erreichte in dieser Wertung den achten Platz. Vonseiten der Fachjury gab es allerdings nur insgesamt 31 Punkte, - Jury- und Zuschauerpunkte wurden diesmal getrennt ausgewertet und bekannt gegeben -, was der 19-Jährigen am Schluss Platz 13 bescherte.

Zoes Auftritt beim Song Contest hier im Video:

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