Promi-Malus?
D: Ex-Präsident Wulff wegen 719 Euro vor Gericht
Ja, Christian Wulff hat sich mehr als ungeschickt verhalten, als im Dezember 2011 die ersten Vorwürfe gegen ihn laut geworden sind. Und ja, er war als deutsches Staatsoberhaupt nicht mehr tragbar, sein Rücktritt gerechtfertigt. Auch wegen seines zumindest bedenklichen Umgangs mit den Medien. Aber was die deutsche Justiz jetzt mit diesem Mann aufführt, ist ebenso bedenklich.
Wulff hat bereits bezahlt. Er hat sein Amt verloren, seine Familie und sein Haus. Und er muss erhebliche Teile seines Vermögens in seine Verteidigung stecken. Dabei ist von all den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben worden sind, etwa die unlautere Erlangung eines Kredites in seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen, nichts übrig geblieben.
"Promi-Malus" für Wulff?
20 von ursprünglich 21 Spurenakten mussten ergebnislos geschlossen werden. Geblieben ist nur einer. Und in dem geht es um eine Verköstigung beim Oktoberfest - unter anderem einige Radieschen - in München und zwei Nächte im Bayerischen Hof, die Wulff sich von dem Filmfinanzier David Groenewold habe bezahlen lassen, um sich angeblich im Gegenzug - in seiner Funktion als Ministerpräsident - bei Siemens für die Vermarktung eines Filmes einzusetzen. "Bestechungssumme": eben jene 719 Euro. Man kann es Wulff nicht verdenken, wenn er das Gefühl hat, "gejagt" zu werden. "Promi-Malus" sozusagen.
Vor Verhandlungsbeginn am Mittwoch sagte der ehemals jüngste deutsche Bundespräsident, der jetzt der erste Ex-Bundespräsident ist, der sich vor Gericht verantworten muss: "Dies ist sicher kein leichter Tag. Aber ich bin mir ganz sicher, dass ich auch den allerletzten Vorwurf ausräumen werde, weil ich mich immer korrekt verhalten habe im Amt."
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