Ohne Strom

“Costa Allegra” wird nach Brand an Bord abgeschleppt

Die Pechsträhne der Reederei Costa Crociere geht weiter. Nachdem es am Montag an Bord der "Costa Allegra" (Bild) zu einem Brand gekommen war, trieb das Kreuzfahrtschiff mit mehr als 1.000 Passagieren an Bord - darunter 97 Österreicher - ohne Strom in den Gewässern vor den Seychellen, 400 Meilen vom Festland entfernt. Mittlerweile wird das manövrierunfähige Schiff abgeschleppt und soll am Donnerstagvormittag Mahe, die Hauptinsel der Seychellen, erreichen.

Medienberichten zufolge funktioniert derzeit auf dem Schiff lediglich der Notbetrieb. Vom Stromausfall betroffen seien demnach offenbar auch die Sanitäranlagen und die Bordküche. Auch die Klimaanlage soll stillstehen, weshalb viele Passagiere die Nacht auf Dienstag an Deck verbrachten. Alle seien jedoch wohlauf, teilte die italienische Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, Betreiber der "Costa Allegra", mit.

Schiff wird nach Mahe geschleppt
Der ursprüngliche Plan, das Schiff zur Seychellen-Insel Desroches zu schleppen und erst dann die Passagiere und Crew nach Mahe zu bringen, wurde indessen fallengelassen. Die Sicherheitsbedingungen für die Landung und Übernachtungsmöglichkeiten für Hunderte Menschen seien auf der kleinen Insel einfach zu schlecht, erklärte das Unternehmen.

Die 1.049 Menschen an Bord - 636 Passagiere und 413 Crewmitglieder aus 25 Ländern, die meisten davon aus Frankreich, Österreich, Italien und der Schweiz - müssen sich jedoch in Geduld üben, denn das Schiff soll erst in zwei Tagen Mahe erreichen. Bis dahin sollen Hubschrauber die "Costa Allegra" mit Lebensmitteln versorgen. Bei einer ersten Unterstützung aus der Luft wurden neben Lebensmitteln auch Kommunikationsgeräte, darunter Radios und Satellitentelefone, zu dem Luxusliner transportiert.

Manager aus Österreich koordiniert Rettungsaktion
Eine Kriseneinheit des Kreuzfahrtanbieters - dieselbe, die beim Unglück der "Costa Concordia" im Einsatz war - soll indessen im Laufe des Tages die Seychellen erreichen, um die Landung der Passagiere zu koordinieren. Zu der Gruppe gehört auch der Vize-Präsident der Kreuzfahrtgesellschaft aus Oberösterreich, gegen den die italienischen Justizbehörden wegen des Verdachts der Beihilfe zur fahrlässigen Tötung ermitteln, berichtete die römische Tageszeitung "Il Messaggero".

Besatzung konnte Brand löschen
Die Kreuzfahrt startete vor wenigen Tagen auf Mauritius. Als am Montag im Maschinenraum ein Brand ausbrach, war der Luxusliner gerade auf dem Weg von Madagaskar zu den Seychellen. Das Feuer konnte zwar von der Besatzung gelöscht werden, ohne dass Menschen zu Schaden kamen. In Folge des Brandes fiel aber der Strom aus.

Das 188 Meter lange Schiff lief 1969 als Containerfrachter vom Stapel und wurde Anfang der 1990er-Jahre zum Kreuzfahrtschiff umgebaut. Die "Costa Allegra" mit acht Decks zählt 399 Kabinen und bietet bis zu 1.400 Personen Platz.

Weiterer harter Schlag für Costa Crociere
Der Brand an Bord der "Costa Allegra" ist ein weiterer harter Schlag für Costa Crociere nach dem Unglück vor der toskanischen Insel Giglio. Dort havarierte vor sieben Wochen das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" mit 4.200 Personen an Bord. 25 Personen kamen ums Leben, weitere sieben werden noch vermisst. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher, die sich retten konnten.

Die Aktien von Costa Crocieres Mutterkonzern, der US-Reederei Carnival Corporation, meldeten Montagnachmittag - nach Bekanntgabe des Zwischenfalls vor den Seychellen - an der Börse in New York deutliche Kursverluste.