"Sehr besorgt"

China warnt Trump vor “regelrechtem Sturm”

Ausland
12.12.2016 10:55

Donald Trumps Äußerungen sorgen weiter für Unmut in China: Nachdem der künftige US-Präsident am Wochenende erklärt hatte, die USA müssten nicht unbedingt an die Ein-China-Politik gebunden sein, beschrieb ein außenpolitischer Experte Pekings Trump als diplomatisch "unreif". Auch Chinas Regierung zeigte sich am Montag "sehr besorgt" über Trumps Wortmeldungen in Richtung Peking. Chinesische Staatsmedien warnten gar vor einem "regelrechten Sturm".

In einem Interview mit Fox News hatte Trump am Sonntag gesagt, er verstehe die langjährige US-Position - wonach Peking als alleinige Regierung eines Chinas anerkannt wird - voll und ganz. "Aber ich verstehe nicht, warum wir an eine 'Ein-China-Politik' gebunden sein müssen, solange wir nicht einen Deal mit China über andere Dinge haben, darunter den Handel."

Zuvor hatte bereits sein Telefonat mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing Wen für Wirbel gesorgt. Es war das erste Gespräch eines neu gewählten US-Präsidenten mit der taiwanesischen Führung seit 1979. China hatte sich dem Telefonat beschwert. Die kommunistische Regierung in Peking betrachtet Taiwan seit 1949 als abtrünnige Provinz und droht mit einer gewaltsamen Rückeroberung. Laut ihrer Ein-China-Politik gehört Taiwan als untrennbarer Teil zu China.

Trump will sich von China nichts vorschreiben lassen
Als Folge fordert Peking, dass kein Land diplomatische und andere offizielle Beziehungen zu der heute demokratischen Inselrepublik unterhalten darf, wenn es ein normales Verhältnis mit der kommunistischen Volksrepublik pflegen will. Auf die Kritik an dem Telefonat reagierte Trump gewohnt trotzig: "Ich will nicht, dass China mir etwas vorschreibt." Zudem wäre es seinen Worten zufolge "nicht sehr respektvoll gewesen, den Anruf nicht entgegenzunehmen", so der künftige US-Präsident.

Trump hatte in dem Interview mit Fox News auch seine Kritik an Peking bekräftigt. Er warf China unter anderem vor, eine "Festung" auf umstrittenen Inseln im Südchinesischen Meer zu bauen und nicht dabei zu helfen, Nordkoreas nukleare Ambitionen zu stoppen. Erneut kritisierte er auch Pekings Währungspolitik und betonte, er lasse sich von Peking nicht vorschreiben, mit wem er telefonieren dürfe.

Experte sieht Trump als diplomatischen "Neuling"
"Als Unternehmer denkt er, es sei ganz normal, Geschäfte zu machen, aber er begreift nicht, dass die Taiwan-Frage kein Geschäft für China ist", sagte Li Haidong, Professor an der Universität für auswärtige Angelegenheiten in Peking, der staatlichen Zeitung "Global Times" am Montag über Trump. "Die Taiwan-Frage ist nicht verhandelbar." Er beschrieb den künftigen US-Präsidenten als "Neuling im Umgang mit Fragen der diplomatischen und internationalen Beziehungen". Seine Kenntnis davon sei nur "sehr oberflächlich, deswegen hat er die Nerven, zu sagen, was immer er will".

"Deshalb müssen wir ihm klarmachen, wie ernst das Problem ist, und Druck auf ihn ausüben", so Li.​ Wie das konkret ablaufen soll, sagte der Professor nicht, hob aber hervor: "Wir sollten dafür sorgen, dass er die Bedeutung und Komplexität der chinesisch-amerikanischen Beziehungen versteht, und verhindern, dass er von einigen konservativen Kräften manipuliert wird." Er hielt es aber auch für verfrüht, zu dem Schluss zu kommen, dass Trump wirklich einen Plan habe, die Ein-China-Politik infrage zu stellen.

Video: So denkt UNO-General Ban über Donald Trump

"Die Taiwan-Frage gehört zu Chinas Kerninteressen und betrifft die chinesische Souveränität", zeigte sich am Montag auch der Sprecher des Außenministeriums, Geng Shuang, "sehr besorgt" über Trumps jüngste Äußerungen. Die Einhaltung der Ein-China-Politik sei Grundlage der Beziehungen zwischen den USA und China. Wenn dieses Fundament zerstört würde, könne es keine gesunde und stabile Entwicklung der Beziehungen mehr geben. China fordere die USA auf, sich an ihre Zusagen zur Einhaltung der Ein-China-Politik zu halten.

Chinesische Staatsmedien warnen vor "regelrechtem Sturm"
Auch chinesische Staatsmedien machten klar, dass die Ein-China-Politik für die Volksrepublik "nicht verhandelbar" ist. In der Onlineausgabe der Zeitung "Global Times" hieß es, Trump wisse so wenig über Diplomatie "wie ein Kind". Wenn er in der Taiwan-Frage "offen" einen Politikwechsel einleite, müsse er sich auf einen "regelrechten Sturm" gefasst machen.

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