"Wurde aufgegeben"

Britische Geisel John Cantlie spricht über IS-Haft

Ausland
26.10.2014 12:54
Die Terrormiliz Islamischer Staat hat ein neues Video veröffentlicht, in dem die britische Geisel John Cantlie über die Bedingungen ihrer Haft spricht. Der Journalist, der seit mehr als zwei Jahren in der Hand der Terroristen ist, sitzt wie schon in vier anderen Videos dieser Art in orangefarbener Kleidung an einem Schreibtisch und trägt vor, was ihm die Dschihadisten aufgeschrieben haben.

"Hallo! Ich bin John Cantlie, britischer Staatsbürger, der von seiner eigenen Regierung aufgegeben wurde", mit diesen Eröffnungsworten beginnt auch der fünfte Teil der Propaganda-Serie, in der Cantlie die Rolle eines "Nachrichtensprechers" spielt. Die "unbequeme Wahrheit", über die der Brite in dieser Folge spricht, behandelt das Schicksal ausländischer Geiseln in den Fängen des Islamischen Staates. "Von 16 Geiseln aus sechs Staaten sind wir Briten und Amerikaner die einzigen, die zurückgelassen wurden."

Fluchtversuche mit Waterboarding bestraft
"Solange wir nicht versucht haben zu fliehen, wurden wir vom Islamischen Staat gut behandelt. Diejenigen, die einen Fluchtversuch unternommen hatten, wurden gefoltert", erklärt Cantlie. Die Folter sei in Form von Waterboarding erfolgt - ebenjene Form der "Behandlung", die die Amerikaner im Gefangenenlager Guantanamo Bay in zahlreichen Fällen angewendet haben.

Bis auf kleinere Konflikte sei das Zusammenleben der Gefangenen "harmonisch" gewesen, so Cantlie, der sogar über Vorlesungen berichtet, die jede einzelne Geisel über ihr Spezialgebiet abgehalten habe. Mit der Zeit seien aber die anderen Geiseln - darunter mehrere Spanier und Franzosen - nach und nach freigelassen worden. Nur die britische und die US-Regierung hätten offenbar absolut kein Interesse an Verhandlungen gezeigt, die ebenfalls zur Freilassung geführt hätten. "Die Mudschaheddin haben uns gesagt, dass wir unseren Regierungen egal seien. Das glaubten wir damals nicht. Aber während die anderen Staaten die Bedingungen des Islamischen Staates erfüllten und ihre Staatsbürger freikamen, gab es für uns keinen Deal. Wir wurden zurückgelassen."

Cantlies Schwester will Kontakt zum IS aufnehmen
Die Schwester Cantlies hat unterdessen die Terrormiliz in einem Statement gebeten, Kontakt zur Familie aufzunehmen. Der Vater des Mannes war vor einigen Tagen gestorben. Er hatte vom Krankenbett aus die Entführer um die Freilassung seines Sohnes angefleht. Seit August hat der IS unter anderem Videos von der Hinrichtung zweier US-amerikanischer und zweier britischer Geiseln veröffentlicht.

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