Anschlag in Brüssel

Bomber stammt aus Terrornest der Paris-Attentäter

Ausland
21.06.2017 13:04

Brüssel ist am Dienstagabend nur knapp einer Katastrophe entgangen: Ein Attentäter mit einem Bombenkoffer rief am Hauptbahnhof "Allahu Akbar" und löste eine kleine Explosion aus. Der Mann wurde von einem Soldaten erschossen. Bei dem Täter handelt es sich um einen 36-jährigen Marokkaner aus dem berüchtigten Brüsseler Problembezirk Molenbeek. Der Mann gehörte derselben Terrorzelle an, die für die Anschläge in Paris im November 2015 verantwortlich ist.

Laut Staatswanwaltschaft soll der 36-Jährige am Dienstagabend eine Bombe in einem Koffer, der Nägel und Gasflaschen enthalten haben soll, gezündet haben.

Attentäter wollte möglichst viele Menschen töten
Durch die Explosion habe er möglichst viele Menschen töten wollen. Die Staatsanwaltschaft beschrieb die Tat als "versuchten terroristischen Mord". Den Namen des Attentäters wollten die Behörden nicht nennen, laut der Boulevardzeitung "La Derniere Heure" soll er mit Vornamen Oussama heißen.

Den Angaben zufolge betrat der Mann um 20.39 Uhr die Bahnhofshalle, von der er sich zunächst wieder entfernte. Um 20.44 Uhr sei er zurückgekehrt und auf eine Gruppe von Passagieren zugegangen. Laut schreiend habe er dort seinen Koffer abgestellt, der teilweise explodierte. Der Koffer habe sofort Feuer gefangen und sei dann ein zweites Mal "deutlich stärker" explodiert, hieß es. Nach den Explosionen sei der Mann auf eine Gruppe von Soldaten zugerannt und habe "Allahu Akbar" geschrien. Ein Soldat habe sofort das Feuer eröffnet und den Verdächtigen mehrmals getroffen. Dieser sei noch vor Ort seinen Verletzungen erlegen.

Marokkaner als Sexualstraftäter bekannt
Der 36-Jährige war den Behörden den Angaben zufolge nicht wegen terroristischer Verbindungen bekannt. Die Zeitung "Te Tijd" schrieb, er war jedoch wegen Sexualstraftaten gerichtsbekannt. Am Mittwoch wurde seine Wohnung in Molenbeek durchsucht. "Wir müssen nun auch schauen, wie sich der Mann radikalisieren konnte", sagte Belgiens Innenminister Jan Jambon gegenüber der Zeitung "Le Soir".

Molenbeek: Rückzugsgebiet für Islamisten
Molenbeek gilt als Rückzugsgebiet für Islamisten. Einige der mutmaßlichen Attentäter von Paris im Jahr 2015 und Brüssel 2016 hatten dort Unterschlupf gefunden. So auch der wegen der Pariser Attentate lange Zeit gesuchte Salah Abdeslam, der schließlich im März 2016 bei einer Razzia in Molenbeek gefasst werden konnte. Auch der Führer der Nordallianz in Afghanistan und Taliban-Gegner Ahmed Shah Massoud war kurz vor den Al-Kaida-Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA von zwei Selbstmordattentätern aus Molenbeek getötet worden.

Die Terrorgefahr in der belgischen Hauptstadt wird seit den Anschlägen auf den Flughafen und eine U-Bahn-Station im EU-Viertel im März 2016 nach wie vor als hoch eingeschätzt. Dabei waren 32 Menschen getötet worden. Einer der damaligen drei Attentäter, der Marokkaner Mohamed Abrini, wuchs ebenfalls in Molenbeek auf.

Premier dankt Soldaten für rasches Eingreifen
Nach dem vereitelten Terroranschlag am Dienstag hat Belgiens Ministerpräsident Charles Michel am Mittwoch den Soldaten gedankt, die den mutmaßlichen Attentäter niedergeschossen hatten. In einer potenziell gefährlichen Situation hätten sie schnell und professionell reagiert, sagte Michel.

Brüssel: Terroralarmstufe wird nicht erhöht
Bei dem Vorfall war bis auf den Täter niemand verletzt worden. Michel bekräftigte, dass die Sicherheitsbehörden die Terroralarmstufe trotz des als Terrortat gewerteten Zwischenfalls zunächst nicht anheben werden. Es gilt weiter Stufe drei von vier. Das bedeute, dass es keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Terrorakt gebe, sagte Michel. Er mahnte seine Landsleute, sich nicht einschüchtern zu lassen und ihre Freiheit im Alltag und ihren Lebensstil zu bewahren. Trotzdem seien die Sicherheitsdienste zu erhöhter Wachsamkeit aufgefordert worden, es solle mehr Kontrollen geben.

Europäische Metropolen von Anschlägen erschüttert
Europäische Hauptstädte wurden in den vergangenen Tagen von mehreren Anschlägen erschüttert. Am Montag war ein Mann nahe einer Moschee in London mit einem Auto in eine Gruppe von Muslimen gerast. Am selben Tag rammte ein als Islamist bekannter Mann in Paris ein mit Sprengstoff beladenes Auto in ein Polizeifahrzeug. Seit dem Attentat auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" in Paris im Jänner 2015 kamen in Europa bei Terroranschlägen rund 360 Menschen ums Leben, mehr als 1300 wurden teils schwer verletzt.

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