Verletzte in Ukraine

Bombenserie in Timoschenkos Geburtsstadt

Ausland
27.04.2012 15:57
Gut eineinhalb Monate vor Beginn der Fußball-EM in der Ukraine hat am Freitag eine Anschlagsserie die Geburtsstadt der inhaftierten Oppositionschefin Julia Timoschenko erschüttert. Laut dem Innenministerium wurden in der Industrie-Metropole Dnjepropetrowsk durch vier in Mistkübeln versteckte Sprengsätze mindestens 27 Menschen verletzt. Die Hintergründe sind vorerst unklar - die Generalstaatsanwaltschaft stufte die Anschläge jedoch als "Terrorakt" ein.

Die erste Explosion ereignete sich nach Regierungsangaben um 11.50 Uhr an einer Straßenbahnhaltestelle. Eine halbe Stunde später ging eine Bombe vor einem Kino hoch. Es folgten eine Detonation in der Nähe eines Parks und eine weitere Explosion ebenfalls in der Innenstadt. Innenminister Witali Sachartschenko machte sich daraufhin auf den Weg nach Dnjepropetrowsk und übernahm persönlich die Leitung der Ermittlungen. Präsident Viktor Janukowitsch sprach von einer "Herausforderung für das ganze Land". Laut Polizei sind bisher keine Festnahmen erfolgt.

Timoschenko im Hungerstreik
Die politische Lage in der Ukraine ist angespannt, seit Timoschenko 2011 eine siebenjährige Haftstrafe antreten musste. Der Ex-Regierungschefin wird u.a. Amtsmissbrauch vorgeworfen. Die 51-Jährige weist dies zurück und bezeichnet das Verfahren als politisch motiviert.

Zudem trat sie am Freitag vergangener Woche in einen Hungerstreik (siehe Infobox), weil sie nach eigenen Angaben während der Haft misshandelt wurde – sie habe bei dem erzwungenen Transport in eine Klinik außerhalb des Straflagers Blutergüsse an Armen und Bauch erlitten. Die Partei von Janukowitsch wies dies als politische Stimmungsmache zurück: "Der Mythos von einer Verprügelung Timoschenkos wurde mit dem Ziel geschaffen, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit von den unstrittigen Fakten ihrer kriminellen Tätigkeit abzulenken", hieß es in einer Erklärung.

Scharfe internationale Kritik an Inhaftierung
Der Westen übt wegen der Inhaftierung Timoschenkos scharfe Kritik an der ukrainischen Führung. Die EU forderte die Regierung in Kiew auf, ihren Botschafter zu der kranken Politikerin vorzulassen. Dies sei jedoch bis Freitagmorgen nicht geschehen, hieß es aus Brüssel. "Wir rufen die ukrainischen Behörden auf, dass alle juristischen Verfahren gemäß der internationalen Standards umgesetzt werden", sagte EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton. Die für Justiz und Grundrechte zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding sagte am Donnerstag ihren Besuch beim ersten Spiel der Fußball-EM am 8. Juni ab. Auch Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck setzte eine für Mai geplante Reise in die Ukraine aus.

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