Täter ist Islamist

Belgien: Anschlag in Zug von US-Soldaten vereitelt

Ausland
22.08.2015 08:30
Zufällig in einem Schnellzug von Amsterdam nach Paris mitreisende US-Soldaten haben am Freitagabend einen schwer bewaffneten Mann überwältigt, der begonnen hatte, um sich zu schießen, und damit möglicherweise ein Blutbad verhindert. Der 26-jährige Täter war den Geheimdiensten wegen Verbindungen zu islamistischen Terrorzellen bekannt. Belgiens Regierungschef Charles Michel sprach von einem "Terroranschlag". Der Mann schoss einen der Soldaten an, ein zweiter wurde mit einem Teppichmesser verletzt.

Mehrere US-Soldaten befanden sich in dem Zug, als der Angreifer seine Waffe zog. Wie CNN berichtete, habe es sich um ein Mitglied der US-Luftwaffe sowie einen Angehörigen der Nationalgarde gehandelt. Außerdem soll ein weiterer mitreisender US-Amerikaner geholfen haben, den Angreifer zu überwältigen.

Augenzeugin: "Habe Schüsse gehört. Überall war Blut"
Augenzeugen beschrieben, der Mann habe plötzlich Schüsse abgegeben. Dann habe sich "jemand mit einem grünen T-Shirt auf ihn gestürzt und ihn zu Boden gedrückt". "Ich habe Schüsse gehört, vielleicht zwei, und ein Typ ist zusammengebrochen", schilderte die New Yorkerin Christina Cathleen Coons, die im Waggon 12 des Thalys-Zuges saß. "Überall war Blut."

Französischen Medienberichten zufolge soll es sich bei der Waffe des Täters, mit der er um sich geschossen hatte, um eine Kalaschnikow gehandelt haben, in dem Gepäck des Mannes wurden zudem mehrere Schusswaffen gefunden. Die Soldaten stellten sich dem Angreifer in den Weg, sie wurden dabei schwer verletzt. Einer sei von einem Schuss getroffen, der andere mit einer Stichwaffe verletzt worden, berichtete die Regionalzeitung "La Voix du Nord". Ein dritter Passagier verletzte sich demnach leicht, als er die Glasscheibe an einem Alarmknopf einschlug.

Die US-Soldaten konnten den Täter schließlich überwältigen, im nordfranzösischen Bahnhof Arras wurde er dann der Polizei übergeben. Nach Angaben der Justizbehörden ermittelt nun die Anti-Terror-Sektion der Pariser Staatsanwaltschaft in dem Fall. Nach ersten Ermittlungen handelt es sich um einen 26-Jährigen marokkanischer Abstammung, über den eine Geheimdienstakte vorliegt. Er habe zeitweise in Spanien gewohnt. Laut der spanischen Zeitung "El Pais" war er vom spanischen Geheimdienst als radikal eingestuft und den französischen Behörden gemeldet worden. Er soll in jüngster Zeit nach Syrien gereist sein.

Belgiens Premier verurteilt "Terrorangriff"
Belgiens Regierungschef Charles Michel hat die Attacke in dem Zug als Terrorangriff bezeichnet: "Ich verurteile den Terrorangriff und drücke meine Anteilnahme für die Opfer aus", schrieb er am Freitagabend auf Twitter.

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve bezeichnete die Attacke als "barbarische Gewalt". Cazeneuve dankte den Soldaten, die sich Medienberichten zufolge in Holland auf Urlaub befunden hatten, und sagte, ohne deren kühlen Kopf hätte es vielleicht ein "furchtbares Drama" gegeben. Präsident Francois Hollande betonte am Abend in einer Aussendung, es werde "alles getan, um Licht in diesen Vorfall zu bringen". Zudem telefonierte er mit Belgiens Premierminister Michel. Die beiden vereinbarten nach Angaben des Elyseepalastes, bei der Aufklärung der Tat eng zusammenzuarbeiten.

Frankreich im Visier der Dschihadisten
Auch wenn das Motiv des Täters vorerst im Dunkeln bleibt, dürfte der Vorfall die Beunruhigung in Frankreich nach mehreren islamistischen Anschlägen in diesem Jahr erhöhen. Im Jänner hatten drei Islamisten bei Anschlägen auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt in Paris 17 Menschen getötet. Im Juni enthauptete ein 35-Jähriger bei einem mutmaßlich islamistischen Anschlag nahe Lyon seinen Chef und brachte in einer Industrieanlage Gasflaschen zur Explosion. Auch in diesem Fall soll es Verbindungen zur IS-Miliz in Syrien gegeben haben.

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