"Krone" in Idomeni

Ausnahmezustand: Der Tag, an dem nichts mehr geht

Ausland
20.03.2016 17:03

"Die Gefahren sind noch lange nicht vorüber. Wir stehen möglicherweise erst am Anfang neuer Krisenentwicklungen." Kanzler Werner Faymann sagte diesen Satz. Die "Krone" besuchte am "Tag eins" des umstrittenen EU-Türkei-Flüchtlingsdeals das Lager an der Grenze in Idomeni.

Eine schrille Stimme tönt aus dem Lautsprecher, es stinkt nach verbrannten Autoreifen und Fäkalien. Wir verstehen zuerst nicht, was der der Mann auf Arabisch von sich gibt. 10.000 Menschen lungern auf der Wiese herum, neben den Schienen, im Dreck. Sie hören die Ansprache, marschieren in die Richtung der Stimme.

Ein NGO-Mitglied versucht zu übersetzen, was der vermeintliche Prediger von sich gibt. Er ruft zum Aufmarsch auf, sagt, dass die mazedonische Grenze geöffnet wird.

Schwangere unter den Toten
Eine Fehlinformation, die schon vor wenigen Tagen drei Menschen das Leben gekostet hat. Drei Menschen sind beim Versuch, den griechisch-mazedonischen Grenzfluss zu überqueren, ertrunken. Ein Mann, zwei Frauen waren die Erstinformation.

Vor Ort erfuhr das "Krone"-Team anderes: Eine im sechsten Monat schwangere Frau, ihr Lebensgefährte und eine Bekannte seien in den hochwasserführenden Fluten ertrunken.

Video: Flüchtlinge bewusst in den Todesfluss geschickt (15.3.)

Zur Reise in den Tod angestiftet
Zur Reise in den Tod waren sie offenbar angestiftet worden: Die mazedonische Polizei ermittelt jedenfalls gegen Deutsche und die österreichische Aktivistin Fanny M.

Sechs Monate Einreiseverbot in Mazedonien wurde ihnen von offizieller Stelle aufgebrummt, ob sie sich noch immer im Lager Idomeni aufhalten, ist jedoch unbekannt.

Völliger Ausnahmezustand
Dort, wo bunte Zelte Tausende Quadratmeter im Grenzgebiet besiedeln, herrscht völliger Ausnahmezustand. Niemand weiß, wie es weitergeht. Nur wenige haben Ahnung vom Abkommen zwischen der Türkei um der EU.

Wie berichtet, läuft der Deal so ab: Jeder in Griechenland illegal eingereiste Syrer wird in die Türkei abgeschoben - zeitgleich sollen in die Türkei geflüchtete Syrer von der EU aufgenommen werden. In Idomeni will das niemand wahrhaben. Die Burschen wollen marschieren.

Junge wollen marschieren
Es waren acht junge (angebliche) Syrer, die sich vor der Informationstafel versammelt haben. Geschlossen marschierten sie zur "Flucht-Kundgebung", während schutzsuchende Kinder hoffnungslos herumliefen.

Am vermeintlichen "Tor der Hoffnung" - einem Stacheldrahtzaun zu Mazedonien - haben die Kleinen ihre Zeichnungen plakatiert. Ohne zu wissen, was die Erwachsenen vorhaben. Sie wollen weg aus Idomeni. "Wir schaffen das, nichts ist unmöglich", sagt Khadel, 20 Jahre alt.

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